Stand: 09.03.2015 09:46 Uhr

Andra Chansen: Oldie but Goldie

Der Musiker Hasse Andersson. © Sesamphoto AB Foto: Bertil Hagberg
Hasse Andersson darf ins Finale des Melodifestivals in Schweden einziehen.

Das Melodifestival in Schweden geht in die Endphase. In der letzten Qualifikationsrunde haben sich Hasse Andersson und Dinah Nah (aus dem vierten Halbfinale) sowie Linus Svenning und Samir & Viktor (aus dem zweiten Halbfinale) durchgesetzt. Die Dritt- und Vierplatzierten der ersten und dritten Vorrunde blieben allesamt auf dem Weg ins Finale am kommenden Samstag in Stockholm auf der Strecke: Behrang Miri feat. Victor Crone und Dolly Style sowie Andreas Weise und Kristin Amparo.

Andra Chansen - das ist die Zwischenrunde des Melodifestival in Schweden. Die ESC-Vorentscheidungsshow wird seit 2002 aufwendig in mehrere Runden gesplittet. Aus den vier Vorrunden gehen je zwei Beiträge direkt ins Finale. Andra Chansen ist die in den Vorrunden letzte Möglichkeit für die jeweils Dritt- und Viertplatzierten, sich auch noch für die extrem quotenstarke Endrunde zu qualifizieren.

Nur vier Acts werden ausgesiebt

Eine Regeländerung gab es im Vergleich zu den vorigen Jahren: Aus den acht Liedern werden nicht mehr nur zwei für das Finale ermittelt, sondern vier. Dort konkurrieren dann nicht zehn, sondern zwölf Acts um den prestigeträchtigen Sieg beim Melodifestival. Und das hat die Sendung, live aus Helsingborg, kürzer gehalten als üblich. Nach gut anderthalb Stunden stand fest, wer endgültig alle Hoffnungen auf diesjährigen Ruhm begraben kann und wer es in Stockholm weiter probieren darf.

Andra Chansen muss nicht den Charakter einer Trostrunde haben. Vor zwei Jahren gewann einer der Zwischenrundensieger, Robin Stjernberg,auch eine Woche später das Melodifestival selbst. Das Publikum liebt gelegentlich die krassesten Außenseiter - ein solcher war damals der Mann aus Hässleholm in Südschweden.

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Dieses Phänomen - eigentlich schon ausgeschieden sein, aber am Ende den Sieg holen - könnte auch am kommenden Samstag wieder Wirklichkeit werden. Den meisten Beifall erhielt in Helsingborg der 67-jährige Hasse Andersson, der den lupenreinen Schunkel- und Mitsingschlager "Guld och gröne skogar" (Gold und grüne Wälder) sang - und Kristin Amparos Ansprüche auf das Finalticket (mit "I See You") im direkten Duell begrub. Der Rest des Feldes war das für das schwedische Pop-Schaffen übliche stark aufgemotzte Performen zu Trommeln, mit Chören und viel Tamtam auf der Bühne. Das neckische, in groteske Perücken gekleidete Frauentrio Dolly Style schied ebenfalls aus - man könnte sagen: Mit einem Nichts an Lied, aber maximalem Aufwand an Dekoration.

Favoriten: Jon Henrik und Hasse

Linus Svenning ("Forever Starts Today"), Samir & Victor ("Groupie") und Dinah Nah ("Make Me (La La La)") dürften im Finale nur Außenseiterchancen haben - wobei der tätowierteste und gepiercteste Sänger Schwedens, Linus Svenning, immerhin mit der Erfahrung ins Finale geht, voriges Jahr schon einmal in der Endrunde mitgemacht zu haben.

Die Sängerin Sanna Nielsen und der Comedian Robin Paulsson. © SVT Foto: Janne Danielsson
Die Moderatoren Sanna Nielsen und Robin Paulsen zeigten bei Andra Chansen selbst vollen stimmtlichen Einsatz.

Die Show selbst sah einerseits aus wie alle aus der Reihe der Melodifestivalen: begeistertes Livepublikum, Fangruppen der Künstler als Kamerafutter, bestens gelaunte Moderatoren und eine mitlaufende Uhr, die die verbleibenden Televotingzeiten anzeigte. Die Moderatoren, die "Undo"-Chanteuse vom Vorjahr, Sanna Nielsen, und Comedian Robin Paulsson, musste sehr viel arbeiten. Ein Gutteil der Show zwischen den Liedern und den Auszählungspausen bestritten sie selbst singend. Etwa in einem Medley alter ESC-Schlager. Auffällig, dass als einziges deutsches Lied "Dschinghis Khan" angestimmt wurde. Andra Chansen, wie das Melodifestival überhaupt, war stark retrogeprägt: Die nostalgischen Verweise auf die selige ESC-Geschichte hinterließen das Gefühl, dass es da aus einer alten Schublade weniger duftet als doch bedenklich mieft.

In diesem Sinne kann spekuliert werden: Wird Jon Henrik Fjällgren, haushoher Favorit vor Mans Zelmerlöw, oder doch Hasse Andersson mit seinem goldenen Waldschlager gewinnen? Der alte Mann war in Helsingborg jedenfalls in ziemlich guter Form: Ist er unstoppable?

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 23.05.2015 | 21:00 Uhr

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