Dschinghis Khan: Deutscher Mongolen-Pop beim ESC
Es sollte ein Titel sein, der in allen Sprachen verstanden wird, dachten sich Ralph Siegel und Bernd Meinunger, als sie das Lied "Dschinghis Khan" schrieben. Und weil es so praktisch war, tauften die beiden die Gruppe dann auch gleich auf denselben Namen. Es war Siegels erste Retortenband, die er 1979 zum deutschen Vorentscheid des Eurovision Song Contest nach München schickte.
Die anfängliche Skepsis, warum man ausgerechnet mit einem Lied über einen grausamen Mongolenherrscher zum Finale nach Israel wollte, verflog schnell. Mit einer aufwendigen Choreografie und ausgefallenen Kostümen konnten die Musiker Steve Bender, Wolfgang Heichel, Leslie Mandoki, Edina Pop, Louis Potgieter und Henriette Strobel den Vorentscheid für sich gewinnen.
Retortenband belegt in Israel Platz vier
So ganz anders als die deutschen Künstler präsentierten sich die Gastgeber selbst. Mit einem friedlichen "Hallelujah" konnten Gali Atari mit Milk & Honey sogar den Titel im eigenen Land verteidigen. Dennoch landete "Dschinghis Khan" auf einem guten vierten Platz - trotz Zeilen wie "Sie trugen Angst und Schrecken in jedes Land". Und während "Hallelujah" mehr oder weniger in Vergessenheit geriet, ging die Erfolgswelle der Siegel-Schützlinge erst richtig los. Wochenlang wurde "Dschinghis Khan" weltweit rauf und runter gespielt.
"Moskau" - Erfolgswelle mit Abenteuer-Pop
Auch die Nachfolge-Single "Moskau" war ein Chartstürmer. Von Billy the Kid, Tut Ench Amun oder James Bond - Dschinghis Khan besangen alles, was irgendwie abenteuerlich und berühmt war. Am Ende war der Dauereinsatz für die zwei Sängerinnen und vier Sänger dann aber vermutlich doch zu viel. Die Single "Mexico", die die Gruppe anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft aufgenommen hatte, erschien 1985 - als vorerst letztes Lied von Dschinghis Khan. Danach gingen die Bandmitglieder getrennte Wege. Ein Jahr später kam es kurzzeitig zur Wiedervereinigung der Gruppe. Als "Dschinghis Khan Family" scheiterten sie jedoch mit ihrem Lied "Wir gehör'n zusammen" beim deutschen Vorentscheid 1986 in München.
Getrennte Wege und Comeback 2007
Auf unterschiedliche Weise hielten sich die Musiker über Wasser. Am erfolgreichsten war wohl Leslie Mandoki, der für Hits von Jennifer Rush, Jeanette Biedermann sowie für die Musik der Disneyfilme "Mulan" und "Tarzan" mit verantwortlich war. Er hat sich inzwischen gänzlich von seiner Vergangenheit als Dschinghis-Khan-Mitglied verabschiedet. Die beiden ehemalige Bandmitglieder Bender und Potgieter sind bereits verstorben. Mit dem Album "Sieben Leben" starteten die restlichen drei Musiker Wolfgang Heichel, Henriette Strobel und Edina Pop 2007 ein mäßig erfolgreiches Comeback.