Österreichischer Entwicklungsprozess
Eigentlich hat der ORF mit den Vorbereitungen auf das Song-Contest-Finale in Wien alle Hände voll zu tun. Dass der österreichische Sender dennoch eine der innovativsten Vorentscheidungen dieser ESC-Saison auf die Bühne gezaubert hat, ist ein ganz besonderes Lob wert. Unter der Überschrift "Wer singt für Österreich?" wurde über fast vier Wochen nicht nur ein fertiges Produkt gesucht, sondern mit den talentierten Nachwuchsinterpreten, die in der ersten Vorrunde ausgewählt worden waren, auch ausführlich an Performance und Feintuning des für sie passenden Songs gearbeitet. So erhielt auch die Arbeit von Komponisten, Arrangeuren und Choreographen die verdiente Aufmerksamkeit. Namhafte Coaches wie The Boss Hoss verliehen dem an "The Voice" angelehnten Konzept zusätzliche Glaubwürdigkeit.
Politisches Signal
Im Finale wurden dann die Ergebnisse dieses Arbeitsprozesses sicht- und hörbar: Eine bunte Mischung aus Songs unterschiedlichster Stilrichtungen, die von Mirjam Weichselbraun locker und routiniert moderiert wurden. Schon der Auftakt hatte es in sich, als die sechs Finalisten ihre ganz persönliche Coverversion von "Rise Like A Phoenix" zum Besten gaben. Ein politisches Signal setzte dann die Vorstellung eines Zuschauers, der offenbar aufgrund seiner Homosexualität in Russland keine Zukunft mehr sah und - Conchita sei Dank! - nun in Österreich lebt. Nach einer ersten Wertungsrunde, in der das Publikum und eine internationale Jury abstimmten, mussten die Gruppen Dawa und The Makemakes im Superfinale gegeneinander antreten. Der komfortable Vorsprung aus der ersten Runde bestätigte The Makemakes dann auch als Gesamtsieger mit dem souligen Titel "I Am Yours".