Die Schweiz ist überraschend im Finale
Am Dienstagabend war es endlich so weit: Nach monatelanger Vorbereitung, wochenlangen Aufbauarbeiten und vielen Proben in den zurückliegenden Tagen hieß es endlich: "Hello europe, bonsoir l'europe!"
Die erste Show zum Eurovision Song Contest 2011 begann - und vor allem das deutsche Publikum fragte sich, wie sich Judith Rakers, Anke Engelke und Stefan Raab als Moderatoren-Trio schlagen. Mit Überraschungen warteten die drei nicht auf - Judith Rakers parlierte charmant auf Englisch und Französisch, Anke Engelke zeigte ihr Talent als Comedian und Stefan Raab ist halt Stefan Raab. Letztlich bleibt auch gar nicht viel Platz für die Moderation, der Zeitplan ist sehr eng - im Mittelpunkt der Show stehen schließlich die Kandidaten.
19 Acts mussten am ersten Düsseldorfer Showabend auf die Bühne und ihr Können auf der kreisrunden Bühne zeigen. Zehn Länder konnten ihr Ticket für das Finale lösen, für neun dagegen endete der ESC im ersten Halbfinale. Die größte Überraschung des Abends ist das Ausscheiden der Türkei. Seit 1995 war das Land immer im Finale vertreten und erreichte dort auch stets eine gute Platzierung. Große Freude dagegen in der Schweiz: Anna Rossinelli darf im Finale erneut antreten. Die Schweiz hatte seit 2006 die Endrunde stets verfehlt. Im vergangenen Jahr konzipierten sie ihren Vorentscheid komplett neu - die Mühe hat sich gelohnt.
Seinäjoki oder Turku 2012?
Für manche hat sich an diesem ersten Abend auch schon ein Titelaspirant herauskristallisiert: Paradise Oskar. Der finnische Kandidat, der mit einem schlichten Song und unschuldigem Lächeln singt, dass der Planet gerettet werden möge, kam weiter. Eindrucksvoll bei seiner Performance war ohne Frage die Weltkugel, die sich im Hintergrund auf der LED-Wand drehte, das Lichtdesign funkelte dazu einen Sternenhimmel, Gitarrenklänge und Gesang - einige halten ihn bereits jetzt für den ESC-Sieger 2011.
Über ein Finalticket können sich neben der Schweiz und Finnland auch Serbien, Litauen, Griechenland, Aserbaidschan, Georgien, Ungarn, Russland und Island freuen. Die Heimreise treten die Türkei an, außerdem Emmy aus Armenien, die mit ihrem "Boom Boom" für einen der Düsseldorfer Partyhits sorgte, sowie Norwegen, Polen, Albanien, Malta, Portugal, San Marino und Kroatien.
Modernes Popfestival mit klassischen Zutaten
Der Eurovision Song Contest hat sich zu einem modernen Popfestival gewandelt, längst vorbei sind die Zeiten von Abendkleid, trutschigem Schlager oder schräger Musik. Doch bei dieser Wandlung zum modernen Pop blieben die Grand-Prix-Traditionen nicht auf der Strecke. Die goldenen Regeln, die zu einem klassischen Grand-Prix-Abend gehören, die Zutaten, die den Statistiken nach einen Sieg wahrscheinlicher machen, die gab es auch inmitten dieses europäischen Popfestivales, das gerade in Düsseldorf zur Hochform aufläuft.
Trotz Trickkleid kein Finalticket
Die klassische Siegerfarbe Weiß war gleich mehrfach vertreten: So stand auch die polnische Kandidatin Magdalena Tul mit ihren Tänzerinnen ganz in Weiß auf der Bühne. Für sie reichte es aber nicht, sie muss nach Hause fahren. Das gleiche Schicksal ereilte die Kroatin Daria Kinzer, die mit gleich zwei Trickkleidern in ihrer Performance aufwartete. Und natürlich gab es auch Pyro, Pyro, Pyro. Es knallte, funkelte und zischte auf der Bühne, dass es für jeden Feuerwerker eine wahre Freude war. Den Sprung ins Finale schaffte auch die georgische Band Eldrine, die in einer Art kaukasischen Halloween-Kostümen auftraten. Sie röhrten in einem Gothic-Ambiente vor Kathedralen-Fenstern ihren Song "One More Day".
Pausenact aus North Carolina
In der Pause unterhielten die Cold Steel Drummers die Fernsehzuschauer. Die 20 Musiker aus North Carolina (USA) traten in der Abstimmungspause auf. Gemeinsam begeisterten die Trommler ihr Publikum durch coole Beats, gepaart mit verblüffenden Tricks und Choreografien. Zuvor wurden in einem Schnelldurchlauf die Postkarten gezeigt, in denen jeweils das Motto "Feel Your Heart Beat" in die jeweilige Landessprache des nächsten Kandidaten übersetzt wurde. Unterlegt wurde der Film von dem Song "I Am Wonderful" von Gary Go.