Stand: 05.03.2019 09:29 Uhr

Ein zweiter Hit von Netta für Tel Aviv?

Beim Eurovision Song Contest zu gewinnen, heißt für die Sieger meistens: Im Anschluss erstmal keine Zeit für Aufnahmen zu haben. Das ging so gut wie allen Gewinnern in der ESC-Geschichte so und das ist bei Netta nicht anders gewesen. Nach "Toy" hat sie erstmal keinen neuen Song auf den Markt gebracht. Die Wartezeit ist seit Anfang Februar aber vorbei, denn die Israelin hat ein frisches Lied produzieren lassen.

Netta wird - und soll - selbstverständlich im Finale nochmals performen. Das Land und seine ESC-Gastgeber sind stolz auf ihre Künstlerin, die Israel den vierten ESC-Sieg eingebracht hat. Meistens singen die Vorjahresgewinner neben ihrem ESC-Lied noch einen neuen Titel. So etwa Céline Dion, die 1989 in Lausanne neben "Ne partez pas sans moi" ihren englischsprachigen Titel "Where Does My Heart Beat Now" sang. Mit diesem englischen Song begann erst ihre Weltkarriere.

Eine verlassene Braut vor dem Traualtar

Die israelische ESC-Siegerin Netta © Daniel Kaminsky Foto: Daniel Kaminsky
ESC-Vorjahressiegerin Netta fehlt es nicht an Selbstbewusstsein.

Netta versteht ihr neues Lied als Fortsetzung der Geschichte von "Toy": Im Video zu "Bassa Sababa" gibt sich in die Rolle eines Nashorns. Man sieht, wie sie mit einem jungen Mann vor dem Traualtar steht - und er plötzlich flieht, weil er sie nicht mehr will. Netta reagiert nicht, wie es naheliegen würde, mit einem akuten Depressionsanfall und vielen Tränen, die die Eltern nun zu trocknen haben. Nein, sie reagiert mit einer Geste der Wut. Als Nashorn, mit ziemlich undünner Haut, verfolgt sie den Mann, der sie so demütigte, wie niemanden zuvor. In Interviews sagte die Israelin zu ihrem "Bassa sababa": "Das Nashorn war das perfekte Tier für den Clip, ein Nashorn hat eine unheimlich dicke Haut, alles Negative prallt an ihm ab."

Persönliches Triumphlied für Netta

Sie, die Künstlerin, die beliebter scheint als die Predigerin der weiblichen Dürre, Heidi Klum, sagte schon vor der Performance in Lissabon im vergangenen Jahr: "Man hat gesagt, ich sei fett und gehöre nicht auf die Bühne." Und trotzdem ging sie - und gewann. Zum neuen, mutigen und wütenden Lied erklärte sie: "Bassa Sababa" verkörpere ihren Triumph über alle Probleme in ihrem Leben. Beide Worte des Liedtitels stammen aus dem Arabischen und markieren Gegensätze. Sababa bedeutet "Coolness" oder "okay sein", Bassa hingegen so etwas wie "schade" oder ein "Bedauern". "Unsere Schwierigkeiten müssen uns nicht umhauen, sondern wir können etwas aus ihnen lernen", so Netta.

Ein Liebeslied auf Nettas frühere Wahlheimat

Die israelische ESC-Siegerin Netta © Daniel Kaminsky Foto: Daniel Kaminsky
Ein Traum in Pink: Netta beweist auch 2019 Mut zu auffälliger Mode.

Die Farblichkeit ist stark im Pinken angesiedelt, in Rosa scheint alles getränkt. Das Horn, das Netta wutentbrannt, ihren Ex-Bräutigam verfolgend, trägt, hat etwas von einem Einhorn, dem Lieblingstier sehr vieler Mädchen. Und musikalisch? Der Song im Tribal-Pop-Stil kombiniert afrikanische Klänge mit zeitgenössischem Beat. "Ich bin in Afrika aufgewachsen, diese Musik ist ein Teil von mir", was kein kultureller Diebstahl sei. Die ESC-Siegerin lebte als Kind viele Jahre in Nigeria. Dort, so erläuterte sie kürzlich, sei sie nicht so gedisst worden wie an der Schule in ihrer Heimat Israel. Insofern ist der Song auch ein Liebeslied an ihre frühere Heimat.

Weitere Informationen
Publikum beim Eurovision Song Contest 2019. © eurovision.tv Foto: Andreas Putting

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Wer hat den ESC 2019 gewonnen? Welche Länder nahmen teil? Wo landete der deutsche Act? Alle Informationen zum Eurovision Song Contest in Israel. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Blue | ESC Update | 30.03.2019 | 19:05 Uhr

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