Niederlande: Lenny Kuhr
Lenny Kuhr gilt in ihrer Heimat, den Niederlanden, als Ikone. Sie hat ihrem Land nicht nur einen von vier Grand Prix Siegen geschenkt, sondern 1969 beim Eurovision Song Contest in Madrid als einzige der vier Gewinnerinnen das Lied "De Troubadour" komponiert, gesungen und selbst auf der Gitarre begleitet – einzig der Text stammt von David Hartsema. Im Gegensatz zu den anderen Siegerinnen, der Französin Frida Boccara, der Britin Lulu und der Spanierin Salomé, trägt sie als Liedermacherin in der Blüte der Hippiezeit ein bodenlanges Kleid und lange offene Haare.
Der "Hippie" unter den Siegerinnen von 1969
Ein echter Hippie sei sie aber nicht gewesen, erzählt Kuhr im Interview mit eurovision.de. Sie habe die amerikanischen Songwriter zwar bewundert, es habe sie schon damals eher zum portugiesischen Fado gezogen, sowie zum französischem Chanson. Gerade einmal 19 Lenze zählte die am 22. Februar 1950 in Eindhoven geborene Musikerin bei ihrem ESC-Sieg, den dritten insgesamt für die Niederlande.
Darauf folgt ein Jahrzehnt von Liedern auf Französisch und Plattenaufnahmen in Frankreich sowie eine Tour mit dem Chanssonier Eric Brassens. Dabei behält Kuhr ihren Wohnsitz in ihrer Heimat, wo sie 1974 Gideon Bialijstock heiratet. Die Ehe hält bis zur Geburt der zweiten Tochter Daphna (1980), deren ältere Schwester Sharon bereits 1975 geboren wurde. Kuhr nimmt den jüdischen Glauben an und zieht für einige Zeit nach Israel, wo ihre Töchter samt Enkel heute leben. Mitte der Achtziger bis Anfang der 90er Jahre ist sie mit Herman Pieter de Boer liiert, der immer wieder Liedertexte für die Sängerin schreibt
Dramatischer Stimmverlust
In den 90ern bricht eine Welt für Lenny Kuhr zusammen, als sie aus unerklärlichen Gründen, jedenfalls wegen keiner der üblichen Stimmbanderkrankungen, ihre Stimme verliert. Erst Jahre später und dank viel Trainings kann sie mit dem Album "Nostalgie" an ihrer Musikerkarriere anknüpfen. Sie lernt ihren künftigen Gatten Rob Frank kennen, mit dem sie sich bei der Stiftung "stichting Roos" (englisch: "Roses for Children") ihres Musikerkollegen Herman van Veen engagiert, der sich damit für die Rechte von Kindern weltweit einsetzt.
CD und DVD zum 40. ESC- und Bühnenjubiläum
2007 wird der Niederländerin für ihre besonderen gesellschaftlichen Verdienste der Orden von Oranien-Nassau verliehen. Im selben Jahr nimmt die Künstlerin das Album "'40 jaar verliefd" (deutsch: 40 Jahre verliebt) auf, eine Art Best-of der vergangenen vier Jahrzehnte. Zusätzlich geplant ist eine eine DVD mit Konzertmitschnitten der Sängerin, deren Stimme sich durch ein besonders warmen, tiefen Alt auszeichnet. Dieses passt hervorragend zu den Schubert-Liedern, die Kuhr immer wieder in Live-Konzerten und auf ihren gut zwei Dutzend Platten singt. Im Herbst 2009 erscheint parallel zu einer ausgiebigen Tour durch die Benelux-Länder mit ihrem Liebesliedprogramm ein Album mit Weihnachtsliedern.