Moldau: Cristina Scarlat
Moldau ist klein. Im ganzen Land leben weniger Menschen als in der deutschen Hauptstadt. Doch unter den wenigen scheint es viele mit musikalischem Talent zu geben. Die ehemalige Sowjetrepublik gehört erst seit 2005 zur ESC-Familie und die entsendeten Kandidaten schaffen fast jedes Jahr ins Finale. Dort bleiben sie allerdings meist im Mittelfeld hängen.
Die beste Platzierung erreichen die Moldauer bei ihrem ESC-Debüt vor neun Jahren. Die Gruppe Zdob și Zdub startet gleich bis auf Platz sechs durch. Diese Marke ist bis heute ungebrochen. Bislang schaffte es Moldau lediglich 2008 nicht ins Finale - nun ereilt das kleine Land 2014 dieses Schicksal ein zweiten Mal. Die stimmgewaltige Cristina Scarlat fährt für Moldau nach Dänemark, kann sich mit ihrem dramatischen Popsong "Wild Soul" aber nicht über das erste Halbfinale hinaus durchsetzen.
Eine typische Künstlerbiografie
Die Biografie von Cristina Scarlat liest sich wie die vieler ESC-Teilnehmer aus Osteuropa: hineingeboren in eine musikalische Familie, Klavier- und Geigenunterricht, Singen im Chor. Sie zeigt außergewöhnliches Talent und studiert folgerichtig am Musikkonservatorium.
Das übliche Tingeln von einem Musikwettbewerb zum nächsten beginnt. Cristina sammelt Erfahrung und gewinnt hier und da auch mal einen Preis. 2011 und 2013 ist sie beim Vorentscheid für den Grand Prix im Rennen - erst Platz zwölf, dann Platz drei und ein Jahr später klappt es endlich: Cristina Scarlat gewinnt den Vorentscheid und damit das Ticket nach Kopenhagen. Den Moment der Entscheidung beschreibt die 1981 in der Hauptstadt Chișinău geborene Moldauerin als Cocktail aus Emotionen. Kein Wunder, dass der erste Platz so heftige Gefühle auslöst, ist er doch der bisher größte Erfolg der Künstlerin.
Die Nichte schreibt den Text
Zwei Merkmale stechen aus dem ESC-typischen-Lebenslauf heraus: Cristina ist Solistin im Präsidenten-Chor, in den nur Sänger mit besonders exzellenten Stimmen reinkommen, und sie singt Lieder, die aus der Feder ihrer Nichte stammen. Die zehn Jahre jüngere Lidia Scarlat ist selbst Musikerin und in Moldau mit der Band Cuibul erfolgreich. Seit fünf Jahren schreibt sie Songtexte für ihre Tante, so auch den ESC-Titel "Wild Soul". Zusammen mit dem erfahrenen Komponisten Ivan Akulov hat die 23-Jährige ein düsteres Popdrama erschaffen, in dem es um den existenziellen Kampf zwischen Gut und Böse geht.
Sängerin Scarlat verleiht dem Thema beim Vorentscheid mit großer Geste und ernstem Blick Ausdruck und singt mit tiefer, voller Stimme von einer wilden Seele, die durch ihren Körper jagt. Der Song könnte auch einem Bond-Film entsprungen sein - aber einem aus den 60er-Jahren. Bis auf die untergemischten Dubstep-Rhythmen wirkt er auf das ESC-Publikum dann wohl auch etwas zu angestaubt: Sie wählen Moldau nicht weiter ins Finale.
Songtext: Cristina Scarlat - "Wild Soul"
Lyrics
I.
What am I?
Am I human?
What am I?
An emotion?
Time and space can lie to us while we sleep
Lovers cry, parents tremble
While you and I show our devils
The world can play a joke on each of us anytime
CHORUS:
Mercy
I have no feelings of mercy
Destiny left me so empty
Empty in my heart and my spirit
My patience
Fighting with our indifference
Fighting to win over everything that we are and can be
II.
Selfishness
Takes the trophies
Honesty
Wins the glories
All the masks we have are meant to make us free
Wounded pride kills our feeling
While you and I need the dreaming
The world can throw a dice for each of us anytime
III.
Wild soul
Is rushing through my body
And my
Wild soul
Is meant to keep me trying
Song writer: Lidia Scarlat
Song composer: Ivan Akulov