"L'enfant que j'étais", 1957 in Frankfurt (Finale) (8. Platz, 5 Punkte)
"Refrain", 1956 in Lugano (Finale) (1. Platz, 1 Punkte)
"Das alte Karussell", 1956 in Lugano (Finale) (13. Platz, 0 Punkte)
Lys Assia: Die erste ESC-Siegerin
Lys Assia hat 1956 in Lugano den ersten ESC gewonnen. Mit dem Titel "Refrain" holte sie den Sieg dann auch gleich in ihr Heimatland.
In der Geschichte des Grand Prix bedeutete für viele Künstler der erste Platz ein Sprungbrett zu einer internationalen Karriere. Die Schweizerin Lys Assia, mit bürgerlichem Namen Rosa Mina Schärer, hatte diesen Sieg nicht nötig, denn sie hatte bereits vorher auf der ganzen Welt Erfolge gefeiert.
Dennoch zögerte die Sängerin 1956 nicht, bei der Geburtsstunde des Grand Prix für die Schweiz anzutreten. Am 3. März 1924 als jüngstes von zwölf Geschwistern im Kanton Aargau geboren, nutzte sie im schweizerischen Lugano ihren Heimvorteil und die Konkurrenz aus sechs europäischen Ländern hatte das Nachsehen.
Welthit: "Oh mein Papa"
"Refrain" hieß ihr Siegertitel, aber bereits vor ihrem Triumph in Lugano konnten Fans von Tokio bis Buenos Aires ihren Operetten-Hit "Oh mein Papa" mitträllern. Kaum jemand, der nicht ihren Schlager "Weiße Hochzeitskutsche" von 1946 im Nachkriegsdeutschland kannte. Die für ihre Eleganz bekannte Sängerin hatte eigene Fernsehshows in Nord- und Südamerika sowie in Großbritannien. Zu den Gästen ihrer Live-Shows gehörten der ägyptische König Faruk, die argentinische Präsidenten-Gattin Eva Perón und Queen Elisabeth II.
Erste Siegerin beim Grand Prix Eurovision
Die Verantwortlichen des Schweizer Fernsehens setzten beim ersten Grand Prix auf Lys Assias Berühmtheit. Sie trat mit den Stücken "Das alte Karussell" und "Refrain" an, letzterer bracht schließlich den erhofften Erfolg. Auch in den darauf folgenden Jahren vertrat Assia beim Chansonwettbewerb ihre Heimat und landete 1957 mit dem französischen Chanson "L'enfant que j'etais" auf Rang acht und 1958 mit "Giorgio" knapp geschlagen auf Platz zwei.
Zweimal verheiratet
Bei ihrem Grand-Prix-Sieg war die Tänzerin und Sängerin mit dem Zürcher Industriellen Henry Kunz verheiratet, der 1957 nach kurzer Ehe starb. Später lernte die Künstlerin den Hotelbesitzer Oscar Pedersen kennen. Nach der Hochzeit mit dem Dänen zog sich die 36-Jährige aus dem Musikerleben zurück. Sie unterstützte ihn bei der Einrichtung seiner weltweit errichteten Hotels, verlor ihren Mann jedoch 1995 bei einem Autounfall, der auch sie für mehrere Monate an den Rollstuhl fesselte. Aber auch eine schwere Herzoperation im Jahr darauf konnte die Energie der Schweizerin, die mittlerweile wieder in der Nähe von Zürich wohnt, nicht stoppen.
So tritt die Entertainerin, nach der auch eine Rosenzüchtung benannt ist, seit einigen Jahren wieder auf der Bühne auf. Bei sämtlichen Eurovisions-Jubiläen und -Wettbewerben ist sie ein gern gesehener Gast, so auch beim Finale in Moskau 2009. Das Singen gebe ihr Kraft, sagt Assia, die im November 2008 eine CD ("Refrain des Lebens") mit neuen Titeln und zwei Videoclips aufgenommen hat.
2012 wollte sie noch einmal den Titel für die Schweiz holen, unterlag den Konkurrenten beim nationalen Vorentscheid aber deutlich. Platz eins belegte die bisher wenig bekannte Gruppe Sinplus der Brüder Ivan und Gabriel Broggini mit ihrem Rocksong "Unbreakable".
Keine Angst vor dem Tod
Am 24. März 2018 ist Lys Assia im Alter von 94 Jahren in Zürich gestorben. Ihr langjähriger Weggefährte Jean Eichenberger erklärt gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: "Lys hat sich bis zuletzt wie ein Weltstar gegeben". Dennoch habe sie öfter gesagt: "Ich fühle, dass ich gehen muss". Ende 2017 zitiert sie die Boulevardzeitung "Blick": "Das Leben ist zu kurz, um es mit unwichtigen Dingen zu verbringen. Leider merkt man das aber meist erst im Nachhinein. Mein Leben war sehr glücklich." Die gläubige Lys Assia hatte keine Angst vor dem Tod. "Ich habe genügend Beweise für die Existenz von Gott. Wenn ich ihn um etwas gebeten habe, wurde ich eigentlich nie enttäuscht."