Luna für Polen beim ESC 2024: Nicht im Finale
Die 24-jährige Luna hat es mit dem Titel "The Tower" leider nicht ins Finale des Eurovision Song Contest 2024 in Malmö geschafft. Der verantwortliche Sender TVP hatte die Sängerin aus Warschau intern ausgewählt.
Hinter Luna verbirgt sich die 24-jährige Sängerin Aleksandra Katarzyna Wielgomas aus Warschau. Ihre Musik benennen polnische Medien häufiger als "kosmischen Pop", der mystisch, geheimnisvoll und atmosphärisch klingt. In ihrem 2020 erschienenen Song "Zgaś" hat Luna sogar Geräusche aus dem All ins Instrumental eingearbeitet. Ihr Song für Malmö "The Tower" mutete hingegen eher wie ein Up-Tempo-Popsong an.
Im Verbund mit dem Mond
Luna spielt Geige und Klavier, schreibt und komponiert Songs auf Englisch und Polnisch. Bereits seit ihrer Jugend ist sie in der Musikindustrie tätig: Sie singt im Kinderchor, ist Mitglied einer Folk-Band und tritt im Musiktheater und in der Nationaloper in der polnischen Hauptstadt auf. Luna interessiert sich für Kunst und Philosophie und ist außerdem fasziniert von Astrologie. Sie glaubt an die Energie des Mondes. Das drückt sich auch in ihrem Künstlernamen Luna aus.
Die Verbindung zum Mond ist jedoch nicht der einzige Grund, warum sich die Sängerin Luna genannt hat. Denn die 24-jährige macht noch eine weitere Besonderheit aus - sie schlafwandelt. Auf Polnisch: "lunatykowanie".
Baumeister des eigenen Turms
"The Tower" klingt weniger kosmisch als ihre anderen Lieder. Getrieben von einem Up-Tempo Beat singt Luna nur vordergründig davon, einen Turm zu bauen. Eigentlich geht es darum, sich selbst zu ermächtigen, sich groß und stark zu machen und an sich selbst zu glauben. Man sei selbst für seine Zukunft verantwortlich - selbst dafür verantwortlich seinen eigenen Turm zu bauen. Genauso gut könne man aber auch den Turm abreißen. Lunas Message: Man ist der eigene Baumeister seines Lebens.
Der Turm ist ein Manifest der Freiheit und Stärke. Ein Ausweg aus Dunkelheit und Düsternis. Man kann den Turm abreißen und in die Welt hinausgehen. Ich hoffe, dass dieses Stück uns alle anspornt, für uns selbst zu kämpfen, für unsere eigene Freiheit, Liebe und unser Selbstwertgefühl. Um ganz wir selbst zu sein, ohne Grenzen. Luna
TVP in der Krise - was wird mit dem ESC?
Ob Polen überhaupt am ESC 2024 in Malmö teilnimmt, war lange nicht klar: Es waren turbulente Zeiten in der polnischen Medienlandschaft. Kritiker warfen der ehemaligen PiS-Regierung vor, dass sie den öffentlich-rechtliche Rundfunk in Polen zu einem einseitig berichtenden, regierungstreuen Sender formten. Eines der ersten Ziele der neuen Regierung um Donald Tusk war also der Umbau des Senders TVP zu einem unparteiischen Medium.
Der polnische Kulturminister feuerte im Dezember 2023 daraufhin kurzerhand die gesamte Führung der Öffentlich-Rechtlichen. Durch die chaotischen Umstände war lange nicht klar, ob oder wie TVP einen Act zum ESC schicken wird. Anfang Januar atmeten die Fans erleichtert auf: Der polnische Sender startete einen Aufruf zur Teilnahme am ESC. Bis Anfang Februar konnten sich polnische Künstler bewerben, die Wahl über Song und Act sollte dann eine interne Kommission treffen.
Hier schlägt das Herz Europas
Damit ging TVP einen gänzlich anderen Weg als letztes Jahr mit der Vorentscheids-Sendung "Tu bije serce Europy" (Hier schlägt das Herz Europas). Das hat vermutlich mehrere Gründe. Zum einen steckt der Sender noch tief im Umstrukturierungsprozess. Noch immer stemmen sich Anhänger der PiS gegen den Wandel des Mediensystems und blockierten im Dezember sogar Zugänge zu Büros der polnischen Nachrichtenagentur PAP.
Zum anderen war "Tu bije serce Europy" vor einem Jahr von Kontroversen überschattet, da das Publikumsvoting nicht öffentlich gemacht wurde. Damals siegte Blanka mit "Solo" - viele Fans waren mit der Entscheidung nicht einverstanden und forderten vergeblich die Veröffentlichung der Publikumsvotes. Auch um derlei Problemen aus dem Weg zu gehen, entschied sich die neue Riege von TVP für ein anderes Auswahlverfahren und setzte zum 30-jährigen ESC-Jubiläum Polens auf eine fünfköpfige Auswahlkommission. Und diese wählte, wenn auch nur knapp, die 24-jährige Luna mit ihrem Song "The Tower".
Transparenz ist ein gutes Zeichen
Unter 212 Einsendungen wählten die fünf vorher nicht bekannten Jurymitglieder zunächst die besten zehn Beiträge aus, die sie dann von einem bis zehn Punkten bewerteten. Teil der Jury waren unter anderem Kasia Moś, polnische ESC-Teilnehmerin von 2017 und Musikredakteure der Radiosender Eska und Radio ZET. Restlos überzeugt hat "The Tower" die Jury jedoch nicht. Lunas Song bekam 34 Punkte von fünf Juroren - durchschnittlich in etwa sieben Punkte pro Juror.
Nur einen Punkt weniger erhielt eine Sängerin mit ESC-Erfahrung: Justyna Steczkowska. Die polnische Teilnehmerin von 1995 landete mit 33 Punkten nur hauchdünn auf dem zweiten Platz. Ihr Song: "WITCH-ER Tarohoro" war unter den Fans als Favorit ins Rennen gegangen. Immerhin: Die Offenlegung der Jurymitglieder und der endgültigen Punktzahlen ist ein gutes Zeichen. TVP zeigt damit, das sie um Transparenz bemüht sind. Auch oder gerade wenn nur ein Punkt den Unterschied ausmachen kann.