Kobi Marimi hat mit "Home" ein Heimspiel
Auf den ersten Blick sind sie so verschieden: Kobi Marimi, der mit seiner Ballade "Home" dieses Jahr ein Heimspiel in Tel Aviv hat, und Netta, die mit schrillem K-Pop und dem Titel "Toy" den Sieg 2018 in Portugal geholt hat. Und doch gleicht sich ihre Geschichte auf dem Weg zum Eurovision Song Contest. Beide israelischen ESC-Teilnehmer haben schon als Kind Ausgrenzung erlebt - und sowohl Kobi Marimi als auch Netta gehen nicht als Favoriten in den israelischen Vorentscheid "Rising Star". Aber sie kämpfen sich ins Finale, auch dank der Juroren und einer Wildcard. Anders als Netta haben den 27-jährigen Sänger am Ende auch die Televoter ins Herz geschlossen. Er setzt sich in der Endrunde mit einer souligen Version des Beatles-Klassikers "Let It Be" gegen drei Finalkonkurrentinnen durch.
Kobi Marimi bekämpft Schüchternheit auf der Bühne
Kobi Marimi wächst mit zwei Schwestern in Ramat Gan, einem Vorort von Tel Aviv auf. Seine Eltern führen dort bis heute einen Tante-Emma-Laden. Mit 13 beginnt er zu singen, entscheidet sich aber, nach dem Abitur und dem Militärdienst Schauspiel zu studieren - auch um mehr Selbstbewusstsein zu bekommen, denn als Jugendlicher habe er sich minderwertig gefühlt. "Ich war ein übergewichtiges Kind", erzählt er. Mit 18 habe er einen Wandel durchgemacht und 50 Kilogramm abgenommen. Dennoch sei er bis heute oft noch unsicher, so Kobi Marimi weiter. Und dass, obwohl er inzwischen mehrere Rollen gespielt und einen Nachwuchspreis bekommen hat.
"Home" erzählt Marimis persönliche Geschichte
Eine professionelle Gesangsausbildung kann Kobi Marimi nicht vorweisen, aber er hat stets an seiner Stimme gearbeitet - zu Songs von Aretha Franklin oder Tina Turner. Sein Song "Home" vereint Gospel- mit modernen Klängen und musikalischen Einflüssen aus dem Mittleren Osten. Die Sänger und Songwriter Inbar Weitzman und Ohad Shargai haben ihn eigens für den 27-Jährigen geschrieben - er beschreibt Kobis persönliche Geschichte. Darin singt er darüber, etwas aus sich gemacht zu haben und angekommen zu sein. Er will mit dem Stück all jenen Mut machen, die sich in ihrer eigenen Haut nicht wohlfühlen. "Jeder hat einen Platz in der Welt, jeder ist jemand", davon ist Kobi Marimi überzeugt.
Freddy-Mercury-Vergleich freut Kobi Marimi
Im Video zu "Home" ist von Unsicherheit nicht mehr viel zu spüren. Im Gegenteil: Mit einem Lächeln präsentiert Kobi Marimi, der wegen seiner Gesichtzüge gerne mit Freddy Mercury verglichen wird, sein Lied für Tel Aviv. Der 27-Jährige fühlt sich geschmeichelt von dem Kompliment, da der Queen-Frontmann ein legendärer Sänger war. "Aber einen solchen Sänger gibt es nur einmal in einer Generation - und ich wäre glücklich, wenn ich mich nur einem Viertel dem annähern könnte, was er der Musikwelt gegeben hat", so Kobi Marimi gegenüber der dpa.
ESC-Teilnahme 2019 ist wie ein Sieg
Doch große Fußstapfen gibt es auch zu Hause - nämlich Nettas, die im vergangenen Jahr einen furiosen Sieg in Portugal für Israel eingefahren hat. Diesen Titel zu verteidigen, ist kein leichtes Unterfangen, aber Kobi Marimi hat im Prinzip schon gewonnen. Er habe schon als Kind davon geträumt, beim ESC auf der Bühne zu stehen. "Und dieses Jahr passiert es hier, zu Hause in Tel Aviv." Das sei einfach unbeschreiblich, schwärmt der 27-Jährige. Allein, dass so viele Menschen sein Lied hören werden, sei schon ein Riesensieg. Deshalb schmerzt ihn der 23. Platz persönlich weniger als seine Landsleute.