Lisa Angell auf der ESC-Bühne in Wien. © Thomas Hanses / EBU Foto: Thomas Hanses
Lisa Angell
"N'oubliez pas", 2015 in Wien (Finale) (25. Platz, 4 Punkte)
Stand: 24.05.2015 01:20 Uhr

Frankreich: Lisa Angell

Jahrelang tingelt Lisa Angell durch Piano-Bars, ihre Gesangskarriere kommt erst mit über 40 in Gang. Beim ESC 2015 in Wien reicht es am Ende jedoch nur für Platz 25.

Manche sehen in ihr die französische Antwort auf Susan Boyle - und etwas hat Lisa Angell tatsächlich mit der schottischen Gesangs-Sensation gemeinsam: Beide werden einem großen Publikum erst mit über 40 durch den Auftritt in einer Talent-Show bekannt. Im Gegensatz zu Boyle wird Angell allerdings nicht über Nacht zum Star. Sie arbeitet schon seit ihrer Jugend intensiv an ihrer Musikkarriere - der große Erfolg bleibt jedoch erst einmal aus. Dass ihr Heimatland Frankreich sie nun ohne öffentliche Vorentscheidung direkt für den weltgrößten Musikwettbewerb nominiert, ist also der hart erkämpfte Lohn für jahrelange Mühen.

VIDEO: Frankreich/Lisa Angell: "N'oubliez pas" (3 Min)

Lisa Angell, die am 21. September 1968 als Lisa Vetrano in Paris geboren wird, beweist schon früh Gesangstalent. Bereits mit elf Jahren gewinnt die Tochter einer Französin und eines Italieners zum ersten Mal den Gesangswettbewerb eines Radiosenders. Weitere Siege folgen - insgesamt bringt ihre Stimme sie bei dem Wettbewerb vier Mal auf den ersten Platz. Lisa weiß seitdem sicher: Sie will Sängerin werden. Im Alter von 15 Jahren geht sie auf das Konservatorium von Nizza und beginnt eine klassische Gesangsausbildung.

Keine Lust auf Klassik

Doch die talentierte Sängerin bricht die Ausbildung nach wenigen Monaten ab. Klassik liegt ihr nicht, sie will sich lieber moderneren Klängen widmen. Barbra Streisand zählt zu ihren Vorbildern. Doch Angell merkt bald, dass es ein weiter Weg nach oben ist. Jahrelang tingelt sie von Piano-Bar zu Piano-Bar entlang der Côte d'Azur. Der ersehnte Durchbruch bleibt allerdings aus. Die Sängerin denkt schon daran aufzugeben, will ihr Glück dann aber noch einmal in Paris versuchen. 2001 zieht sie zurück in die französische Hauptstadt.

In den folgenden Jahren knüpft Angell wichtige Kontakte und begleitet einen bekannten Magier auf seiner Tournee. Einem Auftritt in der Fernsehsendung "Le Château des secrets" im Jahr 2009 hat sie es schließlich zu verdanken, dass der berühmte Produzent und Sänger Patrick Sébastien auf sie aufmerksam wird. Der ist begeistert von Angells Stimme und lädt sie in die Talent-Show "Les Annees Bonheur" ein. Nicht nur ein breites Publikum wird durch ihren TV-Auftritt auf sie aufmerksam, sondern auch ein Major-Label, das sie unter Vertrag nimmt. Ihr erstes von Sébastien produziertes Album "Les Divines" erscheint 2011. In Frankreich schafft Angell es damit auf Platz 31 in den Charts. Drei weitere Alben folgen.

Französische Friedensbotschaft

Beim Eurovision Song Contest in Wien tritt Lisa Angell mit "N'oubliez pas" (Vergesst nicht) an. Das Stück stammt aus der Feder von Robert Goldman - dem Bruder von Poplegende Jean-Jacques Goldman. Der Komponist Robert ist zwar nicht annähernd so bekannt wie sein Bruder Jean-Jacques, seine bisherigen Arbeiten können sich aber durchaus sehen lassen. Unter anderem hat er schon Songs für Céline Dion geschrieben, die 1988 in Dublin für die Schweiz ESC-Gold holte. Produzent von Angells Titel ist Jean-Claude Camus.

"N'oubliez pas" soll an den Ersten Weltkrieg erinnern. Die französische Friedensbotschaft lässt sich aber nicht nur als Mahnmal an die Geschehnisse vor 100 Jahren sehen, sie bekommt durch das blutige Attentat auf die Redaktion des französischen Satire-Blattes "Charlie Hebdo" eine ganz aktuelle Brisanz. Doch bei den internationalen Jurys und den Zuschauern aus den anderen Teilnehmer-Ländern kann Angell mit ihrem Titel nicht punkten. Mit Platz 25 liegt sie nur knapp vor ihren Vorgängern, den Twin Twin, die im Finale 2014 in Kopenhagen den letzten Platz belegen.

Weitere Informationen
Flagge von Frankreich © Frankreich_Fotolia_7757132_M.jpg Foto: Jürgen Priewe - Frankreich_Fotolia_7757132_M.jpg

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Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 23.05.2015 | 21:00 Uhr

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