Zwölf auf einen Streich
Angefangen hatte alles um kurz nach 11 Uhr, mit den Proben für den Ernstfall - dem Vorentscheid für den Eurovision Song Contest in Malmö. In der Halle, die Platz für 11.000 Zuschauer bietet, sitzen vorerst nur 50 bis150 Zuschauer zu Spitzenzeiten - Fotografen, Journalisten und Techniker.
Die LED-Wände über der Bühne zeigen Kirchenfenster, sakrale Bauwerke und brennende Kerzen - und es ist klar: Als erstes probendie Priester. Nun sind es derzeit bewegte Tage für Kirchenvertreter, vielleicht ist das der Grund, warum nur die Sängerin auftaucht und sich der Rest der Band in der heutigen Probe doubeln lässt?! Mojca Erdmann jedenfalls singt klar und laut - so laut, dass sie die Kirchenfenster vermutlich zersingen könnte, wenn es keine Fotos wären. Im weißen Kleid und mit den "heiligen drei Königen" an ihrer Seite, verbreitet sie tatsächlich die getragene Stimmung einer Kirchenzeremonie.
Große Auftritte für kleines Publikum
Sunnyboy Finn Martin strahlt, als wäre er froh, dass es nun bald losgeht. Schon beim Soundcheck legt er sich so sehr ins Zeug, als es ginge es schon jetzt um alles. Und auch wenn er momentan nur wenig Zuschauer hat, die meisten von ihnen wippen oder tanzen mit. Auf der Bühne hinter ihm trommeln drei Musiker in Hippie-Outfits gestenreich auf Fässer ein. Nur der Schlagzeuger erhält den Hinweis, dass er - für den optischen Effekt - mit den Armen noch ein bisschen weiter ausholen könnte. Erst ist der Auftritt nur Feuerwerk der guten Laune, am Ende gibt es dann auch echte Flammen.
Mobilée lieben es offenbar wohnlich, ihre Bühnendeko erinnert mit alter Standuhr, Nierentischchen und samtenem Sofa an Omas Wohnzimmer - in dem sich die sechs Musiker jetzt austoben. Die Halle, die sich inzwischen weiter gefüllt hat, darunter auch das Blitzkid mvt.-Team, das schon parat steht, wippt begeistert mit. Allerdings fragt man sich, warum Mobilée-Sängerin Caroline Wolter bei ihrem Probenauftritt, der so gut ankommt, meist die Augen geschlossen hat.
Glanz, Schirm und Charme
Die Sängerin von Blitzkids mvt. glänzt schon, bevor der Auftritt beginnt - ihr Oberteil gleicht einer Discokugel und reflektiert das Scheinwerferlicht auch in die letzten Ecken der Halle. Ihre bis ins letzte Detail schwarz gekleideten Background-Sängerinnen und Tänzerinnen dürften das unter den schwarzen Lackmasken und Sonnenbrillen nur erahnen können. Ohnehin konzentriert sich hier jeder auf seinen Teil des Auftritts - und das lohnt sich: alles bei diesem spacigen Auftritt sitzt perfekt, egal ob Choreografie oder Gesang.
Betty Dittrichserster Soundcheck kommt noch fast ohne Sound seitens der Sängerin aus, danach hört man aber auch sie. Sie lässt sich davon aber genauso wenig beirren wir ihre beiden Tänzer. Die, meint man, haben sich mit den Regenschirmen, die sie schwingen auf das norddeutsche Schmuddelwetter vorbereitet. Vielleicht sind sie aber auch den Seifenblasen geschuldet, die vor dem 1970er-Jahre Hintergrund in die Luft gehen. Gesang, Bewegungen und Frisuren jedenfalls sitzen.
Fünf Acts haben die Proben erfolgreich absolviert - bevor das Bühnenpersonal um 15.15 Uhr in eine kurze, aber verdiente Mittagspause entschwindet.
- Teil 1: Sieben Proben nach kurzer Pause
- Teil 2: Gute Proben, mäßiges Timing