Weitere vier Kandidaten im Melodifestival-Finale
Drei Favoriten und eine Außenseiterin schafften es am Samstagabend, sich noch für das Finale des schwedischen ESC-Vorentscheids, Melodifestivalen, zu qualifizieren. In Halmstad, einem Städtchen an der schwedischen Westküste zwischen Göteborg und Helsingborg, fand, nach vier Vorrunden, die sogenannte “Andra Chansen“-Runde statt. Aus den Qualifikationsrunden schafften es je zwei ins Finale am 12. März.
Lichtspiele in Halmstad
Es war eine kurzweilige, nur anderthalbstündige Show mit viel Getöse, also superprofessionellem Einsatz von Licht, grellen, wie pyrotechnisch erzeugt wirkenden Elementen und teils hektischen Bildschnitten - eingeleitet von den drei Moderatoren Gina Dirawi und den beiden höchst prominenten Sängern Peter Jöbäck (u.a. Melodifestivalen 1990) und Ola Salo (bei The Ark für Schweden mit "The Worrying Kind“ 2007 in Helsinki am Start) mit einer Version von Adeles James-Bond-Song “Skyfall“.
Im ersten "Duell" - es gab jeweils vier Paarungen, die gegeneinander antraten und sich per Televoting messen lassen mussten - schafften die HipHopper von Panetoz es gegen die stimmlich eher indisponierte Molly Pettersson Hammar. Boris René siegte in der zweiten Paarung gegen Albin Johnsén & Mattias Andréasson, im dritten Gegeneinander siegte, ein wenig überraschend, SaRaha mit dem Afro-Pop-Stück "Kizunguzungu" über die einzige Balladenfrau des Abends, Isa mit "I Will Wait". Samir & Viktor, voriges Jahr schon bei "Andra chansen" in die Endrunde performt, schafften es auch dieses Jahr, sie ließen Dolly Style hinter sich.
Fast nackt ins Finale
Der Song von Samir & Viktor, komponiert vom ESC- und Melodifestivalen-König Fredrik Kempe (Eric Saade mit “Popular“ beim ESC 2011 in Düsseldorf und Sanna Nielsen mit “Undo“ beim ESC 2014 in Kopenhagen), war, gemessen am Beifall, der applausfetteste Beitrag des Abends. Eventuell lag dies am in schwedischen Medien diskutierten Inhalt des Liedes - die jungen Männer träumen vom Nacktbaden in Stockholms Innenstadt und entblößen im Laufe der drei Liedminuten ihre muskulär makellosen Oberkörper: Hautdarsteller im prasselnden Beifall.
Tatsächlich dominierte aber ein Konflikt die Show: Melodifestivalen-Chef Christer Björkman hatte kürzlich zu Protokoll gegeben, der Schlager sei tot - gestorben am Zeitgeist, der schunkelige Lieder nicht mehr vorsieht. Das aber führte zu Protesten in Schweden. Immerhin hatte der Country-Schlager-Sänger Hasse Andersson voriges Jahr mit "Guld och gröne skogar" ("Goldene und grüne Wälder") beim Televoting des Melodifestivalen vorzüglich abgeschnitten. Sein Lied ist, neben Måns Zelmerlöws Wien-Siegertitel "Heroes", der Klassiker des Jahres geworden. Samstag durfte er dieses Lied als Interval Act abermals singen. Der Beifall in der Halle deutete an, dass der klassische schwedische Schlager wenigstens nur halbtot ist.
Über die "Andra chansen"-Show ins Finale gekommen zu sein, heißt nicht, im Finale chancenlos zu sein. 2013 siegte Robin Stjernberg mit "You" im Melodiefestivalen-Finale, in das er erst eine Woche zuvor über die Hoffnungsrunde gelangt war. Beste Siegeschancen werden nun Samir & Viktor mit ihrer Halbnacktshow eingeräumt.
Mit sechs Millionen Televotingstimmen (Schweden hat neun Millionen Einwohner) erreichte diese Runde einen, so gab Christer Björkman bekannt, neuen Rekordwert.