Trauer um Margot Hielscher
Sie war eine deutsche Diva und ein Multitalent: Margot Hielscher. Die Grande Dame der Leinwand, Showbühne und des Fernsehens war jahrzehntelang erfolgreich. Am 20. August 2017 ist sie in ihrer Wahl-Heimat München im Alter von 97 Jahren gestorben.
Als das Fernsehen als Medium noch jung und noch nicht absehbar war, dass die "Röhre" einmal so wichtig werden würde, war Margot Hielscher eine der ersten deutschen Unterhaltungsstars, die im TV Karriere machten. Am 29. September 1919 in Berlin geboren, absolvierte sie zunächst eine Ausbildung als Kostümbildnerin und Modedesignerin.
Im nationalsozialistischen Deutschland war sie eine feste Größe, spielte in Filmen wie "Das Herz der Königin" (1940) mit und reiste als junge Frau mehrfach auf Tournee zur Truppenbetreuung. Nach 1945 wurde sie eine wichtige Interpretin von anspruchsvollen Liedern, wie es damals hieß. Ihre Spezialität waren literarisch angehauchte Vortragsweisen, die sie zur Diseuse, zur Chansonsängerin machten. In den 50er-Jahren war sie über die Bundesrepublik hinaus als Sängerin bekannt.
Nachkriegsstar in vielerlei Hinsicht
Hielscher startete zwei Mal beim Grand Prix Eurovision de là Chanson, 1957 und 1958. Beim ersten Versuch thematisierte sie einen Kommunikationsapparat, den nur wenige Menschen in der Bundesrepublik besaßen, der aber schon sehr beliebt war: "Telefon, Telefon" schaffte in Frankfurt am Main damals den vierten Platz. Das schmissigere Lied im Jahr darauf, "Für zwei Groschen Musik", landete im niederländischen Hilversum auf dem siebten Rang.
In München die Gastgeberin der gehobenen Bohème
Hielscher war in München, wo sie Jahrzehnte in einem geschmackvollen Bungalow im Herzogpark lebte, eine legendäre Figur. Bei ihr und ihrem Mann traf man sich - unter anderem waren es Leonard Bernstein, Erich Kästner und Benny Goodman. Sie war Trägerin des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse, hatte in den frühen 60er-Jahren im Fernsehen eine eigene Show und spielte in der TV-Serie "Rivalen der Rennbahn" mit.
Sie hatte ein Gastspiel am Berliner Theater des Westens in dem Sondheim-Musical "Follies" - neben Eartha Kitt, Brigitte Mira und Renate Holm - und wurde, wahrscheinlich größter Lohn einer sehr langen und würdigen Laufbahn als Künstlerin, am Ende von Schauspielern und Musiker wie Ulrich Tukur und Götz Alsmann verehrt.
Ich hatte das Vergnügen, sie einmal über viele Stunden interviewen zu dürfen. Zur aktuellen Entwicklung des ESC sagte sie: "Früher, da liebten wir nicht den Lärm, sondern die Finesse, den taktvollen Ton zwischen den Zeilen, die gesungene Literatur überhaupt. Das ist alles verloren gegangen. Aber wir wollen uns erinnern, wie es war."