Stand: 24.03.2017 11:37 Uhr

Rückzug Russlands vom ESC 2017 zeichnet sich ab

Die russische ESC-Kandidatin Julia Samoylova auf der Bühne. © Julia Samoylova
Nach Julia Samoylovas Einreiseverbot in die Ukraine nimmt die Sängerin womöglich gar nicht am ESC teil.

Aktuell deutet alles darauf hin, dass der Eurovision Song Contest in diesem Jahr ohne Russland stattfindet. Dies berichtet der Russland-Korrespondent der ARD, Markus Sambale, aus Moskau. Nachdem die Ukraine am Mittwoch ein Einreiseverbot für die russische Sängerin Julia Samoylova ausgesprochen hat, lehnten sowohl Russland als auch die Ukraine einen von der EBU unterbreiteten Kompromissvorschlag ab. Dieser hatte vorgesehen, dass Julia Samoylova direkt von Russland aus via Satellit am zweiten Halbfinale des Eurovision Song Contest 2017 in Kiew teilnehmen solle. Im Falle einer Qualifikation für das Finale am 13. Mai hätte man das Vorgehen wiederholt und Samoylovas Auftritt erneut übertragen.

Ukraine: Video-Übertragung ist widerrechtlich

Für die Ukraine meldete sich der Vizeregierungschef zu Wort. Er kritisierte in einem Online-Eintrag den Vorschlag der ESC-Organisatoren. Eine solche Live-Übertragung verstoße - genauso wie eine Einreise - gegen ukrainische Gesetze. Die Ukraine wirft Julia Samoylowa vor, im Jahr 2015 illegal auf die von Russland annektierte Krim gereist zu sein, und lässt sie deshalb zur Strafe drei Jahre lang nicht ins Land.

Russland: Live-Schalte widerspricht der Idee des ESC

Von russischer Seite erklärte der zuständige Sender, eine Teilnahme per Live-Schalte sei seltsam und widerspreche der Idee des Wettbewerbs. Danach sollten alle Teilnehmer live auf der Bühne auftreten. Laut ARD-Korrespondent Sambale ist sogar ein kompletter Boykott des ESC denkbar. Es zeichne sich ab, dass kein russischer Sender die Final-Shows aus Kiew übertragen will.

Vermittlungsversuch der EBU droht zu scheitern

Der Versuch der EBU, allen 43 Ländern die Teilnahme zu ermöglichen, scheint mithin ins Leere zu laufen. Bislang hatte es einen derartigen Vorschlag in der langen ESC-Geschichte noch nie gegeben. Laut EBU wollte man jedoch die Werte des ESC hochhalten und habe sich deshalb für diesen Weg entschieden.

Scharfe Kritik aus Russland am Einreiseverbot

Nach Bekanntgabe des Einreiseverbots für Samoylova hatte Russland das Vorgehen der Ukraine heftig kritisiert. Es handele sich um einen "weiteren ungeheuerlichen, zynischen und unmenschlichen Akt", zitierte die russische Nachrichtenagentur Interfax den russischen Vize-Außenminister Grigori Karasin. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bezeichnete das Einreiseverbot als "Schlag für das Image des Eurovision Song Contests". Andere russische Politiker hatten ebenfalls ihren Unmut geäußert und unter anderem die Verlegung des gesamten Contests in ein anderes Land gefordert.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Mittagsecho | 24.03.2017 | 13:05 Uhr

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