Girly-Rock von Brooke aus Irland
Mit dem Song "That's Rich" tritt Sängerin Brooke Scullion für Irland beim Eurovision Song Contest 2022 an. Zum ersten Mal seit dem Jahr 2015 hat der irische Rundfunk RTÉ für diese Wahl wieder einen Vorentscheid anberaumt.
So wurde kurzerhand die Late-Night-Talksendung "The Late Late Show" zu einem Vorentscheid-Special umfunktioniert, in dem sechs Einzelkünstler um das Ticket nach Turin singen konnten. Auf dem Weg dorthin mussten sie das Publikum, eine internationale und eine nationale Jury überzeugen. Wobei letztere, zu der auch ESC-Gewinner Paul Harrington (1994) zählte, im Studio anwesend war und wirklich jede Darbietung mit Lob überschüttete.
"That's Rich" inspiriert von Blondie-Sängerin Debbie Harry
Brooke, die Siegerin des Abends, wurde 1999 geboren und kommt aus Derry in Nordirland, direkt hinter der irischen Grenze. Die irischen Fans können dies als gutes Omen sehen, denn auch Irlands erste Siegerin von 1970, Dana, wuchs in Derry auf. Brookes Karriere als Sängerin begann im Jahr 2020 als Teilnehmerin an der Casting-Show "The Voice UK". Dort erreichte sie den dritten Platz im Finale und gelangte auf den Radar der BBC. An ihrem ESC-Song "That's Rich" hat Brooke 2020 geschrieben, während sie die Autobiografie von Blondie-Sängerin Debbie Harry gelesen hat. Deren Attitüde und Lebenseinstellung wollte Brooke in dem Song verarbeiten.
Brooke ist überzeugt von ihrem ESC-Song
Tatsächlich erinnert "That's Rich" auch an Brookes musikalische Vorbilder: den New-Wave-Girly-Sound von Blondie und den rockigeren Klang der Band Gossip. Und Brooke ist selbstbewusst. In einem Interview sagte sie vor dem Vorentscheid: "Wann hat Irland zuletzt etwas so Modernes und Frisches geschickt?". Während des Schreibens habe sie den ESC noch nicht im Kopf gehabt. Der Auftritt, mit dem Brooke sowohl vom Publikum als auch von der internationalen Jury die Höchstwertung bekommen hat, wirkte noch etwas unfertig. Bis Turin ist aber noch Zeit und Brooke hat die Erwartungen schon hochgeschraubt: "Ich bin eine Performerin, und ich will, dass man sich an meine Performances erinnert."
Brendan Murrays zweiter Versuch missglückt
Die nationale Vorentscheids-Jury wählte Brooke nur auf den vorletzten Rang, doch das konnte an dem Ergebnis des Abends nichts mehr ändern. In der "Late Late Show" waren sechs abwechslungsreiche Songs zu hören, wenn auch keiner sofort nach ESC-Siegertitel klang. Gewählt werden konnte etwa der absolut klassische ESC-Pop-Song "I’m Loving Me", die Mitstampf-Nummer "Yeah, We’re Gonna Get Out Of It" oder auch die Ballade "Ashes Of Yesterday", die in Teilen an den Sound der schwedischen Gruppe The Mamas erinnerte. Auch Brendan Murray, der in Kiew 2017 bereits für Irland angetreten ist, versuchte sein Glück noch einmal. Mit dem zart-zurückhaltenden "Real Love" landete er aber nur auf dem undankbaren letzten Rang. Nachdem das irische Fernsehen noch einmal den wohl erfolgreichsten ESC-Pausenact aller Zeiten, Riverdance von 1994, aufleben ließ, holte sich Brooke schließlich den Sieg.