Woods of Birnam: "Komm raus aus diesem Loch"
Mit ihrem ESC-Vorentscheid-Titel "Lift Me Up From The Underground" ermutigen Woods of Birnam, das eigene Leben in die Hand zu nehmen und nach vorne zu schauen. Warum diese Message viel mit seiner eigenen Geschichte zu tun hat, erzählt Frontmann Christian Friedel im Interview. Der gebürtige Magdeburger ist bislang vor allem als Film- und Theaterschauspieler bekannt. Zusammen mit seiner Band nimmt er gerade das zweite Album auf. Der Song für den Vorentscheid ist die erste Single-Auskopplung.
Wie geht es dir einen Monat vor dem Vorentscheid?
Christian Friedel: Ich hab das Glück, dass wir zu fünft starten, als Band, und wir haben viel zu tun. Wir haben gerade unseren Song "Lift Me Up From The Underground" fertig gemischt und gemastert, nebenbei versuchen wir noch die Show zu organisieren, man muss ein Video drehen, wir haben ein Fotoshooting vorgezogen ... Wir freuen uns riesig, aber die Nervosität steigert sich dann wahrscheinlich von Woche zu Woche.
Habt ihr euch schon was in Sachen Performance überlegt?
Friedel: Unser erstes Konzept war etwas überdimensional und nicht wirklich realistisch umzusetzen. Jetzt sind wir gerade am Ummodeln. Wir wollen schon auf die Performance setzen und vor allem mit Licht arbeiten. Wichtig ist, die verschiedenen Dynamiken des Songs mit Licht emotional zu unterstützen, und ich werde versuchen, so frei wie möglich zu performen.
Ist es ein Liebeslied?
Friedel: Nein. Love kommt zwar vor, aber es ist eher Love your Life. Versuche, dein Leben zu lieben. Der Song ist sehr persönlich, weil ich einen sehr starken Verlust vor zwei Jahren hatte und ich versuche, diese Zeit zu verarbeiten, aber eben mehr den Schmerz wegzutanzen und nach vorne zu schauen, als mich in schwermütigen Balladen auszuweiden. Das ist das Konzept des Albums und dieser Song ist ein Teil davon, wo man sagt, komm raus aus diesem Loch und versuche, dein Leben in die Hand zu nehmen. Versuche zu schauen, was dich wirklich ausmacht, und setz auf deine eigene Individualität und lass dich nicht so fremdbestimmen.
Wie waren die Reaktionen darauf, dass ihr beim ESC mitmacht? Du bist ja als Theaterschauspieler viel in der sogenannten Hochkultur unterwegs ...
Friedel: Ich war sehr überrascht. Freunde von uns, die Indie-Musik feiern, und auch die Leute vom Theater sind fast ausgeflippt, die fanden das total toll. Und neulich war ich beim Bayerischen Filmpreis und beim deutschen Filmball und da habe ich Produzenten und Caster getroffen, und die waren alle total begeistert, dass wir teilnehmen. Da merkt man, wie sich das gewandelt hat. Die Idee, einen Song zu suchen, der für ein Europa steht und grenzübergreifend funktioniert, ist eine wunderbare Idee. Die Songs, die ich schreibe, sind ja sehr poppig. Ich muss da nicht noch die Hochkultur abfeiern, sondern finde es toll, wenn man sagt, man hat ein Lied, was gut unterhält und was vielleicht zum Tanzen anregt und was noch eine universelle Botschaft mitbringt und dann ist das eigentlich ganz cool und dann hofft man, dass das viele Menschen anspricht.
Besteht ein großer Unterschied zwischen dir als Schauspieler auf einer Theaterbühne und als Sänger einer Band?
Friedel: Wenn man Theater spielt, dann habe ich eine Rolle, ich spiele als Teil einer Vision, die der Regisseur vorgibt. Aber wenn ich Musik mache, versuche ich bei mir selbst zu bleiben. Das nächste Album wird nur eigene Texte beinhalten und deswegen ist es ganz wichtig bei der Performance, dass man nicht das Gefühl hat, der spielt jetzt eine Rolle, sondern der hat einfach Bock und Spaß und bringt seine eigene Energie und seine eigene Art zu performen mit.
Wie bist du zur Musik gekommen?
Friedel: Ich hab die Leute schon immer gern unterhalten. Ich hab mich in der ersten Klasse auf die Schulbank gestellt und Modern Talking oder Sandra nachgesungen mit Fantasie-Englisch. Am nächsten Tag hab ich meine Handpuppen mitgenommen und hab Puppentheater vorgespielt. Ich fand es immer toll, die Reaktionen zu bekommen. Und so ist das dann immer weitergegangen. Später hatte ich verschiedene Bandprojekte und hab jetzt das erste Mal mit den Jungs ein Bandprojekt, wo ich merke, das funktioniert wahnsinnig gut, das ist eine tolle Zusammenarbeit.
Was nehmt ihr euch vor? Was ist euer Ziel?
Friedel: Beim Vorentscheid würden wir uns riesig freuen, wenn wir unter die Top Drei kommen. Und sollten wir es schaffen, dass wir nach Stockholm fahren, dann werden wir auf keinen Fall sagen, wir fahren nicht (lacht). Wir sind stolz auf unseren Song und dass wir den vor so einem großen Publikum präsentieren dürfen ist ein riesiges Geschenk und das versuchen wir bestmöglich zu nutzen. Aber wir wissen schon, dass wir noch zu den Außenseitern gehören, finden das aber toll, weil die Außenseiter können ja auch extrem überraschen und das beruhigt uns dann auch. Wir sind heiß und wir freuen uns. Aber wir sagen jetzt nicht, wir fahren garantiert nach Stockholm, das lassen wir dann schon das Publikum entscheiden, was anderes bleibt uns ja auch nicht übrig (lacht).