Belgischer Pavarotti
Belgischer Pavarotti
Durch den turnusmäßigen Wechsel der Zuständigkeit für den belgischen ESC-Beitrag zwischen dem flämischen und wallonischen Landesteil tun sich die Verantwortlichen schwer damit, erfolgreiche Vorentscheidungsformate langfristig zu etablieren. Nachdem die flämischen Kandidaten Tom Dice (ESC 2010) und Iris (ESC 2012) direkt nominiert worden waren, versuchte man es in diesem Jahr wieder mit einem umfangreichen Casting über sieben Sendungen, bei dem die Kandidaten zunächst ihre Gesangsqualitäten unter Beweis stellen mussten, bevor sie überhaupt ihre potenziellen Beiträge zum Besten geben durften. Eine Fachjury aus vier Musikern (Bart Peeters, Piet Goddaer, Jef Martens und ESC-Gewinnerin Ruslana, die keine Gelegenheit ausließ, um auf die politische Lage in ihrer Heimat Ukraine hinzuweisen) wählte aus 30 Kandidaten die insgesamt sechs Finalisten, die sich dann dem Votum einer internationalen Jury und der Zuschauer stellen durften.
Überwindung der Sprachgrenzen
Das Konzept überraschte durch eine bis dato selten praktizierte Überwindung der Sprachgrenzen. Bereits zur Eröffnung der Finalsendung sangen die Kandidaten gemeinsam mit Sandra Kim den bislang einzigen belgischen Siegersong "J’aime la vie" in französischer Sprache, und auch im Starterfeld fanden sich nicht nur flämische oder englische Titel, sondern auch Beiträge im Idiom des wallonischen Landesteils und französischsprachige Künstler wie Axel Hirsoux, die sich redlich bemühten, Flämisch zu reden. Der korpulente Tenor mit dem Paul-Potts-Appeal versetzte in den Vorrunden nicht nur die Jury in Verzückung, sondern konnte mit seiner phänomenalen Stimme auch die Herzen des Publikums erobern. "Mother" ist wie alle Mutter-Hymnen klebrig-süß und pathetisch, aber ein ganz heißer Favorit auf Platz eins. Denn nicht vergessen: Am 11. Mai ist Muttertag - und ein Tag zuvor das Finale in Kopenhagen!