30 Jahre her: Vorentscheid "Ein Lied für Dublin"
"Ein Lied für Dublin" hieß die deutsche ESC-Vorentscheidung im Jahr 1988, nachdem im Vorjahr Johnny Logan mit "Hold Me Now" den Wettbewerb für Irland gewonnen hatte. Medial wurde "Ein Lied für Dublin" kaum wahrgenommen. Maxi & Chris Garden gewannen den Vorentscheid. Vorher hatte es keine großen Spekulationen über den Sieg gegeben - und auch danach tauchte nicht die für heute typische Frage auf, wie der deutsche Act wohl später im Finale des Eurovision Song Contest abschneiden würde.
Siegel und Meinunger gewinnen - wer auch sonst?
Und doch verdient es dieser deutsche Vorentscheid, in Erinnerung gebracht zu werden, denn ein Mann hatte dieser Show seinen Stempel aufgedrückt. Einer, der nicht gern im Scheinwerferlicht steht und doch wie kein anderer seiner Zunft den ESC als Texter mit geprägt hat: Bernd Meinunger. Er war es, der 1982 die Liedzeilen für Nicoles "Ein bisschen Frieden" erfand. Daneben hat er viele andere deutsche ESC-Acts betextet, und das nicht nur mit Ralph Siegel, sondern auch mit anderen, etwa Hanne Haller oder David Brandes. In Zusammerabeit mit ihm entstand der Titel "Cool Vibes", mit dem Vanilla Ninja 2005 für die Schweiz antraten.
Vorentscheid als Meinunger-Festspiele
Für "Ein Lied für Dublin" waren zwölf Acts nominiert, für sechs von diesen schrieb Meinunger, der promovierte Agrarwissenschaftler, die Texte. Die Wahrscheinlichkeit, dass er - mit Ralph Siegel - als Texter eines ESC-Liedes nach Dublin fahren würde, war also nicht gering: 50 Prozent hatte er im Wettbewerb. Und, ja, auch die Sieger dieses Jahres - Maxi & Chris Garden mit "Lied für einen Freund" - hatten am Ende mit seinem sprachlichen Gepäck in die irische Hauptstadt zu reisen.
"Hier ist ein Lied für Dich"
Es heißt dort: "Hier ist ein Lied für dich / Hör einfach zu / Denn diese Melodie / Ist so wie du - hör zu! / Ehrlich und gradheraus / Zärtlich und klug / Fröhlich und still zugleich / Und stark genug // Denn so bist du / Wie dieses Lied für einen Freund / Ein Lied wie du / So wie du lebst und wie du träumst / Wenn du es hörst irgendwo / Du fehlst mir so." Ein typischer Meinunger, ließe sich sagen: Entweder formuliert er ein wenig Sozialkritik oder Innerlichkeitserörterungen der allgemeinen Art. Maxi & Chris Garden, Mutter und Tochter aus dem Hessischen, waren schon 1987 mit "Frieden für die Teddybär'n" von Ralph Siegel beim Vorentscheid dabei, ihnen stand nur Wind mit "Lass die Sonne in Dein Herz" im Weg.
Zwei Frauen an zwei Flügeln - ein wenig betulich
Maxi & Chris Garden, die sich redlich um ihren Auftritt mühten, die darum heftig rangen, ein wenig international zu klingen, sahen dennoch sehr deutsch-brav hinter ihren weißen Flügeln aus, unentwegt lächelnd. Ihr "Lied für einen Freund" galt in Dublin, so sagte es BBC-Kommentator Terry Wogan, als mit favorisiert. Kaum vorstellbar, da sich doch in der Rückschau der deutsche Act besonders temporeduziert und emotionsarm anhörte.
"Ein Lied für Dublin", moderiert von Udo Jürgens Tochter Jenny, fand in Nürnberg statt und war die Comeback-Plattform für Cindy Berger, die 1974 im Duett mit Bert mit "Die Sommermelodie" auf der ESC-Bühne in Brighton angetreten war. Nun war sie solo unterwegs und ihr Titel "Und leben will ich auch" schaffte es auf Platz zwei, der unverwüstliche Bernhard Brink mit Gilda im Duett und ihrem "Komm' ins Paradies" auf den dritten Rang.
Duo für den ESC
Maxi & Chris Garden existierten als Duo faktisch nur für ESC-Zwecke. Maxi, die eigentlich den Vornamen Meike trägt, machte eine musikalische Ausbildung, arbeitete in Musicals und als Lehrerin. Vor einigen Jahren war sie Teil des österreichischen Musikprojekts "Aschenputtel". In Dublin erreichte sie mit ihrer äußerlich immer ein wenig an die Kanzlergattin Hannelore Kohl erinnernden Mutter Chris den gar nicht mal so üblen 14. Platz. Mit dem Kampf um den Sieg hatten sie nichts zu tun: Es gewann Céline Dion mit "Ne partez pas sans moi".