Stand: 09.02.2015 13:24 Uhr

Vorentscheid-Songs: Der 14-Minuten-Test

Die Mischung der sieben Sänger, Sängerinnen und Bands für das Rennen um die Fahrkarte nach Wien ist für mich offen. Eine starke Favorisierung, mit der vor zwei Jahren sowohl LaBrassBanda als auch Cascada oder vor zwölf Monaten Unheilig leben mussten, sehe ich nicht. Momentan jedenfalls nicht. Es sind 14 Lieder, die bislang bekannt sind - die zwei, die der Wildcardsieger beisteuern wird, sind naturgemäß noch nicht bekannt.

Schön ist, dass man sich einen raschen Überblick, einen flüchtigen Höreindruck verschaffen kann. Flüchtig heißt allerdings nicht ungenau: Nur wer auf Anhieb, so nebenbei, in den Ohren hängen bleibt, hat auch eine internationale Chance im Mai in der österreichischen Hauptstadt.

Ein schneller Überblick

Hier eine kurze Revue in der Reihenfolge, wie sie auch hier auf eurovision.de zu finden ist. Meine Frage lautete immer: Wie klingt das, was die Künstler anbieten, vor großem Publikum? Und: Mit welchem der jeweils beiden Lieder sollten die Künstler in der ersten Runde an die Mikrofone gehen? Es soll ja nicht passieren, dass der stärkere Beitrag für die zweite Runde aufgespart wird, aber die Künstler mit dem ersten Lied schon in der ersten Runde ausgesiebt wurden.

Fahrenhaidts zwei Lieder bestechen beide durch starke, wuchtige Arrangements: "Mother Eearth" und auch "Frozen Silence". Es hört sich ein wenig wie ein Spaziergang in sturmgeschüttelten Wäldern an. Das ist Musik, die wir vor zwei Jahren mit Emmelie de Forest kennengelernt haben. Stärker von beiden Songs ist "Mother Earth".

Faun warten auch mit deutschsprachigen, hallenfüllenden Arrangements auf. Irisches Flair, Ruslana-artiges Schlagwerk: "Hörst du die Trommeln" ist gut für die erste Runde, "Abschied", eher schleppend, doch lieber für die zweite. Man hört heraus, dass diese Gruppe aus dem Freiluftfolk kommt.

Alexa Feser hat auch eine gewisse Anmutung, die an Emmelie de Forest erinnert. Ich mag ihr Timbre, das eine gewisse Dunkelheit auszeichnet. Ihre Stimme kommt mir vor, als könne sie sie live gut zur Geltung bringen. "Glück" ist ein schönes, aber in der ersten Runde weniger gutes Lied als "Das Gold von morgen". Gegen die bombastischen Arrangements hat es eine gewisse Dezenz, die allerdings zuhören lässt.

Mrs. Greenbird sind mir irgendwie Texas Lightning reloaded: Country is a German thing, offenbar. "Shine, Shine, Shine" ist leicht flott, sehr schön am Morgen auf dem Weg zur Arbeit hörbar. "Take My Hand" wäre für mich besser tauglich für die erste Runde: Die Chanteuse hat viel von Dolly Parton in ihrer Stimme. Nett, sehr!

Andreas Kümmert ist überall, wo er mitmacht, der Joker, und zwar nicht des Bartes wegen: stimmlich allein schon. "Home Is In My Hands" ist eine Ballade, "Heart Of Stone" das viel schnellere Stück. Letzteres wäre meine Wahl für die erste Runde. Es sollte reichen, um über die Vorrunde hinauszugelangen. Catchy kommt es mir allerdings noch nicht vor.

Laing © Brainpool/Max Parovsky Foto: Max Parovsky
Frauen-Power aus Berlin - Laing bieten einen guten Kontrast zum restlichen Teilnehmerfeld.

Laing verkörpern das Antiprogramm zu allem, was bisher angeboten wird. Und das ist, zumal als Kontrast, sehr gut. "Zeig deine Muskeln" ist eine Kampfansage von Frauen an Männer, es mal tüchtig zu zeigen. "Wechselt die Beleuchtung" ist für die erste, aufwärmende Runde nicht die bessere Wahl. Der ganze Act verströmt eine gute Atmosphäre erwachsener Frauen, die sich selbst zu behaupten wissen.

Noize Generation bringt jetzt auch noch Techno/Dance/New House ins ESC-Spiel. "A Song For You" blieb mir gleich im Gemüt hängen. "Crazy Now" ist auch nicht schlecht, aber es eignet sich eher als zweiter Trumpf: Das erste Lied ist kompatibler für das, worauf es in Hannover ankommt - und in Wien ankäme, wäre es dort der deutsche Beitrag.

Worauf es ankommt: Sympathie

Selbstverständlich sind meine kurzen Bemerkungen nur solche, die von keinen Live-Eindrücken zehren. Künstlerische Hintergründe waren mir egal, so wie diese dem Publikum auch einerlei sein werden. Was zählt ist der sympathische, ja, sogar mitreißende, nicht einfach nur vorbeifließende Eindruck.

Ich würde sagen: Fahrenhaidt, Alexa Feser und Noize Generation liegen etwas vor den anderen. Und: Andreas Kümmert, der ja weiß, wie eine Wettbewerbs-Show geht.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 05.03.2015 | 20:15 Uhr

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