Faun: Mittelalterstimmung in der Gegenwart
Mystik, Minnesang und Mittelalter - die Band Faun blickt zurück in die Vergangenheit. Sie vertont Zaubersprüche und germanische Heldensagen, stilgerecht präsentiert in langen Miederkleidern und schwarzen Mänteln. Ihr Stil nennt sich Pagan-Folk, das bezeichnet den Mix von alten Instrumenten mit Synthesizern und Samplern, betont aber auch eine enge Verbundenheit zur Natur. Mit dieser ganz speziellen Mischung wollten die kostümierungsfreudigen Künstler beim deutschen Vorentscheid 2015 die Fahrkarte nach Wien ergattern. Ihr Pagan-Folk konnte das das Publikum allerdings nicht verzaubern, Faun sind in der ersten Runde ausgeschieden.
Traditionelle Klänge aus der ganzen Welt
Faun tummeln sich seit 1999 in der Mittelalterszene. Die sechsköpfige Band rund um den bayrischen Gründer Oliver sa Tyr, der eigentlich Oliver Pade heißt, sticht heraus aus der Masse der Mittelalter-Gruppen. Sie gelten als exzellente Musiker, die alte und exotische Instrumente aus aller Welt beherrschen. Harfe, Laute, Drehleier, Dudelsack, Schlüsselgeige, japanische Trommeln, orientalische Rebab-Geigen - die Multiinstrumentalisten fischen für ihren Folk-Sound in den unterschiedlichsten Gewässern. Obendrauf kommt der glockenklare Gesang der beiden weiblichen Bandmitglieder Fiona Rüggeberg und Katja Moslehner. Die theatralische Musik trifft bei den Anhängern längst vergangener Zeiten und in der Schwarzen Szene einen Nerv.
Erst Insidertipp, dann Top-Ten-Erfolg
Bis 2012 sind Fauns Konzerte Fanveranstaltungen. Mit der Unterzeichnung beim Major-Label Universal ändert sich das. Unter der Ägide der Plattenfirma spielt das Sextett sein siebtes Album "Von den Elben" ein. Darauf spielen sie erstmals auch Fremdkompositionen. Außerdem liefern sie mit dem Song "Tanz mit mir" ein Stück zusammen mit den gute-Laune-Seemännern von Santiano - ESC-Vorentscheidteilnehmer 2014 - ab. Viele Fans nehmen das übel. Sie bezeichnen die neue Platte als kommerziellen Ausverkauf. Der Auftritt in der TV-Show "Willkommen bei Carmen Nebel" bringt das Fass für viele zum überlaufen. Mit so viel Gegenwind hat die Band nicht gerechnet. Auf einer eigens eingerichteten Facebook-Seite erklärt Oliver Pade die Hintergründe der Zusammenarbeit und betont, dass sich die Gruppe treu geblieben sei. Für Faun zahlt sich die Öffnung zum Mainstream aus. Der im Februar 2013 erscheinende Tonträger "Von den Elben" verkauft sich weit über 100.000 Mal, erreicht Platz 7 der Albumcharts und wird mit Gold dekoriert.
Der Mond als Leitmotiv
2014 kommt das Album "Luna" heraus, für das "wir ausgezogen sind, um das Wesen der Nacht zu erkunden", so Pade. Auf der CD lassen die Musiker die Walpurgisnacht lebendig werden, singen Balladen von lüsternen Zauberern und der griechischen Magie-Göttin Hekate. Das kommt gut an. "Luna" klettert bis auf Platz 4 der Charts und somit noch höher als der Vorgänger. Danach erscheint nur noch im Jahr der ESC-Vorentscheid-Teilnahme das Album "Luna - Live und Acoustic in Berlin"