Elaiza auf der Überholspur
Sensationell selbstsicher haben die Außenseiter alle hinter sich gelassen. Nicht Oceana, nicht Santiano und auch nicht Unheilig - nein, Elaiza vertreten Deutschland am 10. Mai in Kopenhagen - mit "Is It Right". Mit dem Song also, mit dem sie sich zwei Wochen zuvor erst in die Reihe der ESC-Kandidaten emporgesungen hatten.
Schon nach ihrem ersten Auftritt an diesem Abend, mit eben diesem Titel, ist der Jubel in der Halle riesig und für die Fernsehzuschauer klar: Wir wollen Elaiza noch einmal singen hören und sehen. Auch ihr zweiter Song "Fight Against Myself" ist eine eigene Komposition. Ela, Yvonne und Natalie tragen dazu Melone, werden auf der Tuba begleitet - und quieken zum Schluss vor Freude - gerade so als wüssten sie, dass sie dieser Abend quasi direkt nach Kopenhagen bringt. Ins Finale kommen sie dann aber doch mit "Is It Right" und setzen sich damit am Ende auch gegen ihren letzten Konkurrenten durch.
Die Bühne ist in dichten Nebel gehüllt und mit weißen Kerzen gepflastert, als Unheilig ihren ersten Song "Als wär's das erste Mal" präsentieren. Im Publikum schwenken die ersten eine Deutschland-Flagge, als hätten sie ihren ESC-Kandidaten bereits gefunden. Der zweite Titel, den die Band performt, ist sogar schon extra für den Grand Prix geschrieben. "Wir sind alle eins", heißt er - und erinnert damit stark an das Motto aus Malmö 2013 "We Are One". Fast hätte es ja auch gereicht für das Ticket nach Kopenhagen. Doch aller Applaus hilft am Ende nicht: Die Band rund um den Grafen, die im Laufe ihrer Karriere schon etliche Preise gewonnen hat, muss sich an diesem Abend den Newcomern geschlagen und mit einem zweiten Platz zufriedengeben.
Endstation zweite Abstimmungsrunde
Bis in die zweite Abstimmungsrunde kommt neben diesen beiden Kandidaten auch MarieMarie, mit "Cotton Candy Hurricane" und einem Auftritt, dem man anmerkt: Diese Sängerin hat Spaß an ihrem Job. Sie strahlt über das ganze Gesicht und lässt irgendwann ihre Harfe Harfe sein, um - fast ausgelassen - über die Bühne zu tanzen. Ihren zweiten Song "Candy Jar" trägt sie mit ähnlich starker Bühnenpräsenz vor, was mit begeistertem Applaus, nicht aber mit einem Finalplatz belohnt wird. Dann darf geschunkelt werden - und der Altersdurchschnitt wird rasant in die Höhe getrieben: Santiano röhren "The Fiddler On The Deck". Die Flensburger, die gern mit ihren Fans nach Kopenhagen gesegelt wären, haben wie zum Beweis ein Schiff als Bühnendeko mitgebracht. "Wir werden niemals untergehen" lautet ihr zweiter Song. Doch auch wenn das Publikum in der Kölner Halle enthusiastisch mitklatscht - in der zweiten Runde sehen sie kein Land mehr.
Das gescheiterte Ich
Vier andere Kandidaten haben an diesem Abend nur einen Auftritt. Das Gezeichnete Ich eröffnet den Abend - auf seinem unsichtbaren Klavier und mit "Weil du da bist". Bei seinem Auftritt wirkt es leider, als wären vor allem seine Stimmbänder gezeichnet - von den Proben der letzten Tage und vielleicht auch der Aufregung. Und so wird der Sänger an diesem Abend zum gescheiterten Ich. Auch Madeline Juno kann nur einen Song präsentieren. Am Anfang ihres Auftrittes verschwindet sie optisch im Dunkeln, ihr Gesicht ist kaum zu erkennen. Entscheidender aber noch ist: Während der gesamten Performance mit "Like Lovers Do" ist ihre Stimme kaum präsent und alles andere als sicher. Der Auftritt ist - bis auf die Töne, bei denen man erschrocken zusammenzuckt - Entschuldigung, eher gepflegte Langeweile.
Viel Schwung ins Aus
Deutlich schwungvoller ist der Auftritt von The Baseballs, die die Bühne mit "Mo Hotta Mo Betta" stürmen und in der Halle tosenden Applaus ernten. Doch für Runde zwei reicht es bei ihnen trotzdem nicht. Genauso wenig wie für Oceana. Die zweite Teilnehmerin ist große Bühnen gewohnt, unglaublich selbstsicher schreitet sie die Bühne ab - in wenig mehr als Unterwäsche und einem Glitzer-Collier, das bis in den Schritt reicht. Mit "Thank You" wollte sie sich bei ihren Fans für die Unterstützung bedanken. An diesem Abend allerdings gab es nicht allzu viel, wofür sie sich hätte bedanken müssen.
Erste Sichtung der Konkurrenz
Die Zeiten, in denen die Zuschauer voten, werden mit Interval-Acts gefüllt, Adel Tawil ist einer von ihnen. Und auch Vorjahresgewinnerin Emmelie de Forest ist dabei. Sie präsentiert neben ihrem Auftakt mit dem Siegertitel "Only Teardrops" auch ihren aktuellen Song "Rainmaker". Irgendetwas muss offenbar immer fließen bei ihr - egal ob Tränen oder Regen. Außerdem bekommen wir eine künftige Elaiza-Konkurrentin zu Gesicht und Gehör: Die Italienierin Emma Marrone präsentiert ihren ESC-Titel "La Mia Città". Und mit einem Schlag kann man sich vorstellen: Wenn Elaiza ohne mit der Wimper zu zucken an Stars wie Unheilig vorbeiziehen, könnte das auch mit einiger Konkurrenz aus dem Ausland klappen.