Stand: 15.02.2013 01:30 Uhr

LaBrassBanda: Nackert

Eine Tuba, ein E-Bass, eine Posaune, ein Schlagzeug und eine Trompete - die Besetzung von LaBrassBanda entspricht der einer klassischen Bläsercombo und ist musikalisch doch meilenweit davon entfernt. Denn Stefan Dettl, Andreas Hofmeir, Oliver Wrage, Manuel Winbeck und Manuel Da Coll heizen dem Publikum mit Klängen von Techno über Reggae, Funk und Ska kräftig ein. Das Ticket nach Malmö haben sie trotzdem knapp verpasst. Sie landeten beim Vorentscheid in Hannover hinter Cascada auf dem zweiten Platz.

Bläser-Trend aus New York

Im frühen 19. Jahrhundert waren die Brassbands die Antwort der Afroamerikaner auf die Marching Bands der weißen Kreolen. Zunächst haben sie die Instrumentalisierung und das Repertoire übernommen, später spielte man auch den eigenen Blues. Anfang der 80er-Jahre schienen die Bläserensembles fast ausgestorben. Seit ein paar Jahren tauchen vor allem junge Brassbands auf, die einen ganz neuen Stil spielen.

Stefan Dettl wurde in New York mit diesem Trend "infiziert". Dort sah er die Youngblood Brass Band und wusste, das kann auch in Deutschland funktionieren. Am Richard-Strauss-Konservatorium suchte der Musikstudent vier Verbündete und gründete 2007 LaBrassBanda. "Wir haben absichtlich alle Harmonieinstrumente weggelassen. Jazz muss laut und lustig sein," sagt der Bandchef.

Ihre Blasinstrumente spielen sie in zum Teil atemberaubender Geschwindigkeit - ein Rhythmus der zum Tanzen auffordert. Den Text versteht man abseits Bayerns nur schwerlich, aber auf den kommt es auch nicht an. Ansonsten erinnern nur die Lederhosen an die Herkunft der fünf stets barfuß auftretenden Jungs aus dem Chiemgau.

300 Konzerte - weltweit

Drei Alben sind mittlerweile erschienen: "Habedieehre", "Übersee" und ein Live-Album aus der Münchner Olympiahalle. Größere Bekanntheit erreichten die fünf Musiker, als sie zum Endspiel der Fußball-EM 2008 mit Mopeds und einem Traktor mit Anhänger - auf dem sie Platzkonzerte spielten - vom Chiemgau in die österreichische Hauptstadt reisten.

Seitdem sind sie auch auf Festivals zwischen Scheeßel und Budapest eine feste Größe. Ihre ungewöhnliche "Blosmusi" konnte man bei über 300 Konzerten bereits in München, aber auch in Hamburg, der Toskana und in Moskau hören.

LaBrassBanda beim Reeperbahn Festival 2010 © NDR/fotografirma Foto: Philipp Szyza
Stefan Dettl bei einem Auftritt auf dem Reeperbahn Festival 2010

Doch woher kommt der neuerliche Boom für diese ungewöhnlichen Klänge? Eva Mair-Holmes, vom Plattenlabel der Bläsercombo: "Der Boom ist eine Gegenreaktion zur zunehmenden Entkörperlichung der Musik. Keine andere Musik fließt so stark über den Atem, verlangt ähnlichen körperlichen Einsatz." Stefan Dettl hat einmal gesagt: "Wir sind ausgezogen, um die Wucht des Blechs zu erforschen."

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 14.02.2013 | 20:15 Uhr

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