Feddersens Kommentar zum ESC-Termin 2018
Die offizielle Bekanntgabe geschah spät, mitten im Sommer, aber sei's drum: Nun steht fest, dass am 12. Mai 2018 das Finale des 63. Eurovision Song Contest stattfinden wird - und die beiden Semis am 8. und 10. Mai. In den vergangenen Jahren ging es nur selten um das Datum des kommenden ESC, das stand meist schon vor dem Finale des laufenden Eurovisionsfestivals fest.
Ein späterer Samstag im Mai kommenden Jahres schied aus, denn der ESC muss in den internationalen TV-Kalender hineinpassen. Er darf nicht mit anderen Megaevents konkurrieren. Das wäre aber an den Wochenenden danach der Fall gewesen. Der 26. Mai 2018 ist der Termin für das Champions League-Finale in Kiew. Gegen dieses Event wird kein ESC in Konkurrenz treten. Und am 19. Mai, Pfingstsamstag, findet das DFB-Pokalfinale in Berlin statt, das in Deutschland für Spitzenquoten sorgt. Das wäre, wie es Fachleute nennen, eine Kannibalisierung vor dem Publikumsinteresse. Der 12. Mai ist zwar auch der Tag des letzten Bundesligaspieltags, aber inklusive der ARD-Sportschau wird dieser Teil der Fußballsaison kurz vor der Tagesschau beendet sein. Insofern ist der jetzt feststehende ESC-Termin keine Überraschung.
Lissabon - das war faktisch alternativlos
Auch Lissabon ist nicht die Sensationsmeldung: Es hatten sich noch vier andere Städte beworben - aber dass der ausführende Sender RTP, mit Zentralsitz in Lissabon, außerhalb der Hauptstadt seinen ersten ESC organisieren würde, war nahezu ausgeschlossen. Die Ansprüche der Städte Braga, Gondomar, Guimarães und Santa Maria de Feira waren willkommen, aber es konnte keine andere als die Hauptstadt werden. Am kommenden ESC hängt für das Land, das bis Salvador Sobrals Sieg in Kiew nie besser abschnitt als mit einem sechsten Platz 1996, viel zu viel Prestige.
Zum dritten Mal an einem 12. Mai
Für ESC-Astrologen mag noch angefügt sein, dass an einem 12. Mai bereits zweifach ein ESC-Finale ausgetragen wurde. 2001 in Kopenhagen, das war ein Event ohne Halbfinale, das Tanel Padar, Dave Benton und 2XL für Estland gewonnen haben. Der 12. Mai war auch der Tag des Finales 2007 in Helsinki, das Finnland durch die Gothic-Metal-Band Lordi ermöglicht wurde. Marija Serifovic gewann für Serbien - nach der Trennung von Montenegro erstmals als ex-jugoslawische Republik beim ESC dabei.
Insofern: eine erwartete Entscheidung im Hinblick auf das Datum wie auf den Ort. Das Wichtigste, was den nächsten ESC anbetrifft, hat schon der portugiesische Kandidat mit seinem Sieg erledigt: Nächstes Jahr findet der ESC nicht in einem politisch aufgeheizten Land statt. Sondern, vergleichsweise, in einem ruhigen Land am westlichsten Rand Europas. Und das ist sehr gut so.