Elaiza am Arbeitsplatz
Niemand weiß wirklich, vielleicht nicht einmal die Betreffenden selbst, was es bedeutet, seit mehreren Wochen unter Dauerstrom zu stehen. Dabei geht es jetzt erst so richtig los für Elaiza. Sie sind dort angekommen, wo sie ihr Werk verrichten werden: in Kopenhagen. Mit dem Auto sind sie angereist, von Berlin aus nicht kompliziert - nur etwas mühselig, verglichen mit einem sonst recht kurzen Flug. Aber Instrumente sperrigster Art sind schwer zu transportieren, nichts darf beschädigt werden, auch wenn Kontrabass und Akkordeon nur scheinbar echt zum Einsatz kommen, weil die Instrumentierung immer vom Band kommt. Einen Vorteil aber hat die Anreise im Auto ohnehin, die mehrstündige Annäherung an das Abenteuer ESC: Sie ist freundlicher und fröhlicher.
Vollgestopfte Terminkalender
Jetzt geht die Produktion des Auftritts in die finale Phase. Elaiza haben bis kommenden Samstag einen Terminplan, der es mit dem von Managern locker aufnehmen kann. Das ist keine Besonderheit des Trios, sondern geht allen ESClern so: Keine Minute ist unverplant, selbst die Entspannungsphasen sind im “Schedule” notiert. Pressegespräche am laufenden Band, Proben, Make-Up, Hintergrundgespräche mit dem eigenen Team, Radioauftritte, Aufnahmen fürs Fernsehen, Partys, Empfang beim Botschafter. Nachts kann geschlafen werden, das steht fest.
Viele Fans, die hier akkreditiert sind, hätten es natürlich noch gern, wenn die Stars, für die sie nach Dänemark angereist sind, auch nachts noch im Euroclub anzutreffen wären. Ein berechtigter Wunsch, aber so gut wie nie kompatibel mit dem, was am Morgen danach wieder ansteht - viel Arbeit nämlich. Das Werken am Ruhm ist eine langfristige Angelegenheit, die Arbeit am nächsten Auftritt aber nicht minder stressig.
Glückshormone gegen die Müdigkeit
Man darf davon ausgehen, dass gehörige Portionen Stress- und Glückshormone jede Müdigkeit, jeden Anflug von körperlicher Erschöpfung verfliegen lassen. Man trägt sich, den Höhepunkt in ein paar Tagen vor Augen, über die müden Momente des Tages. Klar, es ist mühselig, die Spannung zu halten - noch mühseliger, bei jedem Auftritt in der Öffentlichkeit gute Laune zu zeigen. Wenn man die gerade nicht empfindet, weil eben nicht alles immer "relaxed" ist, muss man trotzdem die Lippen zum Lächeln schürzen und die Zähne zeigen.
Elaiza haben Sonntagmorgen gleich die erste Probe, ziemlich früh müssen sie aus den Betten. Aber können sie nicht froh sein, dass sie, nach allem, was man hört, ein Management haben, das sie auch gut gewähren lässt. Eigentlich wollte ich in dieser Saison nichts über den Münchner Meister Ralph Siegel schreiben, aber der pflegte seine Schützlinge - von Nicole bis zu Wind - beim ESC einem strengen Zeitregime zu unterwerfen - inklusive strenger Ermahnungen, früh schlafen zu gehen, weil sonst die Probenwoche nicht durchzustehen wäre.
Der ESC ist keine Dauerparty
Ich möchte das nicht näher kritisieren, zumal ich nicht weiß, ob Valentina Monetta nach Einbruch der dänischen Dunkelheit auch auf ihr Zimmer muss. Aber so verkehrt ist die Sorge des Ralph Siegel nicht gewesen: Wer eine ESC-Woche durchstehen will, darf faktisch so gut wie keinen Alkohol zu sich nehmen, sollte gut ausschlafen und Partys so sparsam mitnehmen, wie es eben noch geht, um nicht als gesellschaftsfeindlich zu gelten.
Die Vorstellung, dass alle ESC-Künstler unentwegt zusammenkommen, gemeinsam musizieren und zusammen Zeit verbringen, ist aus der Klamottenkiste der Romantik: Die Künstler und Künstlerinnen mögen ihren Spaß haben, sie mögen die Zeit ihres Lebens genießen können, aber was sie hier tun ist nichts als harte Arbeit am Faktor Glamour und Glitzer. Da gehört das Lächeln in die Kameras praktisch zum Job.
Die Kür muss leicht und beschwingt aussehen
Elaiza haben das Clubkonzert hinter sich gebracht, die Kölner Vorentscheidung - und nun sind sie in Kopenhagen. Viel haben sie erreicht, nun kommt die Kür. Und das ist wie beim Eiskunstlaufen: Die Kür muss federleicht und athletisch wertvoll aussehen. Wer die Szene auf der Eisfläche kennt, weiß, dass dieses Leichte so schwer zu inszenieren ist wie nichts anderes. Sieben Tage und wenige Stunden liegen vor ihnen in Kopenhagen: Sie haben alles drauf. Jetzt müssen sie bloß Ruhe bewahren - am besten in bester Laune.