Schreiber: "Wir gehen back to the roots"
Lange hat sich der NDR bedeckt gehalten, wie der deutsche Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2017 ablaufen wird. Nun wurde bekannt gegeben, dass es wieder eine Castingshow geben wird mit jungen Talenten. ARD Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber spricht im Interview über die Hintergründe.
Die Fans warten schon lange auf Vorentscheid-News. Warum hat es so lange gedauert?
Thomas Schreiber: Weil wir gründlich sind, weil wir eine Ausschreibung unter einigen der im Bereich Musikfernsehen erfahrensten Produktionsfirmen gemacht haben und weil wir Gespräche mit den Machern der Eurovision App sowie mit nationalen und internationalen Musikproduzenten geführt haben. Ach ja: Jurymitglieder haben wir auch noch gesucht.
Mit dem Konzept "Unser Song" kehren Sie ja zurück zum Erfolgsmodell der Jahre 2004, 2010 und 2012. Aus Überzeugung oder wollen keine arrivierten Stars am deutschen Vorentscheid teilnehmen?
Schreiber: 2004 war noch ein klassischer Vorentscheid, an dem mit Max Mutzke ein Kandidat teilnahm, der in einer mir sehr lieben täglichen abendlichen Sendung ein Casting gewonnen hatte. Der Unterschied von 2010 bis 2012 zu den späteren Sendungen war im Endeffekt, dass wir keine speziell für den ESC produzierten beziehungsweise ausgesuchten Lieder hatten. Aber es gibt ja auch Gründe, warum wir nach "Unser Star für Baku" mit dem wunderbaren Roman Lob und dem Song von Jamie Cullum das Castingprinzip aufgegeben hatten: Wir hatten einen großartigen Teilnehmer, aber unser Programm wollten nur sehr wenige Menschen sehen - jedenfalls gemessen an den Maßstäben, die wir an Unterhaltung um 20.15 Uhr im Ersten anlegen.
Warum wird es nur eine Show geben? So können die Fans doch das Auswahlverfahren nicht verfolgen.
Schreiber: Bei jeder Castingshow wissen Sie meist nach der ersten Runde, wer die Herzen auf sich vereinen kann. Wir machen eine Castingshow in vier Abstimmungsrunden, nur konzentriert auf einen Abend mit hoffentlich starken Kandidatinnen und Kandidaten.
Ist das Wildcardprinzip damit als gescheitert anzusehen?
Schreiber: Wir gehen "back to the roots".
Haben auch Bands eine Chance oder müssen es Solistinnen und Solisten sein?
Schreiber: Wir suchen Sängerinnen und Sänger, keine Bands.
Nach den schlechten Plätzen der letzten Jahre wurde häufig gefordert, künftig mit erfolgreichen, ESC-affinen Komponisten zusammenzuarbeiten. Wird diese Hoffnung mit dem neuen Konzept erfüllt?
Schreiber: Wir sprechen jedenfalls mit sehr interessanten Komponisten und Produzenten aus den USA, dem United Kingdom und Deutschland. Es haben sich aber auch Kollegen aus anderen europäischen Ländern gemeldet.
Kann man eigene Lieder als Bewerber einbringen?
Schreiber: Wir suchen vornehmlich Sängerinnen und Sänger, da wir bei der Songsuche auf nationale und internationale Hitproduzenten setzen. Wenn ein nicht explizit angesprochener Songwriter ein Lied einreichen möchte, kann er dies über die Mailadresse unsersong@raabtv.de gerne tun.
Gibt es Pläne, unseren Act im Ausland bekannt zu machen, zum Beispiel bei Eurovision in Concert in Amsterdam, Eurovision Party in London etc., oder glauben Sie die Einbeziehung der europäischen Fans über das "Online-Stimmungsbarometer" reicht aus?
Schreiber: Das entscheiden wir später. Vielleicht besuchen wir auch ein paar Länder.
Lena wird mit Tim Bendzko und Florian Silbereisen in der Jury sitzen. Wird auch Stefan Raab, den viele so gerne zurückhätten, in irgendeiner Form dabei sein?
Schreiber: Unsere Produktionsfirma, mit der der NDR die Sendung in einer sogenannten Ko-Eigenproduktion herstellt, heißt Raab TV.
Mit drei Stunden Sendelänge wäre "Unser Song" doch sicher geeignet, den Sprung zur Samstagabendshow zu machen. Warum bleiben Sie beim Donnerstagabend?
Schreiber: Der Donnerstag ist ein guter Tag für Events im Ersten.
Ab wann gibt es Karten für den Vorentscheid am 9. Februar 2017?
Schreiber: Den Termin haben wir noch nicht festgelegt.