Industriemechaniker mit Hang zur Bühne
Seinem Titel nach ist er schon lange ein Star - und tritt doch mehr als bescheiden auf: Roman Lob war seit dem Frühjahr 2012 "Unser Star für Baku" und vertrat Deutschland beim diesjährigen Eurovision Song Contest. In den acht Sendungen der deutschen Vorentscheidshow hatte sich der junge Mann mit der sanften Stimme und den noch sanfteren braunen Augen sofort in die Herzen der Jury und der Zuschauer gesungen. So auch am Finalabend in Baku. Roman ging mit der Startnummer 20 ins Rennen und kam mit einem tollen achten Platz sogar unter die Top Ten.
Wie schon 2010 suchten Das Erste und Pro7 im Rahmen einer Casting-Show den deutschen Vertreter für den Grand Prix. Zwanzig Kandidaten wollten das Ticket nach Baku, doch nur einer konnte gewinnen.
Schönling, Durchstarter, Underdog?
Mit was für einem Künstler haben wir es nun zu tun? Die Kandidaten anderer ESC-Länder haben teilweise jahrelange internationale Musikkarrieren vorzuweisen, die deutlich machen, was man von ihnen erwarten kann. Nicht so Roman Lob - und nicht aus Zufall. Als federführender Entscheidungsträger hinter den Kulissen hat sich Jurypräsident Thomas D. für das gleiche Erfolgsrezept entschieden, mit dem ESC-Visionär Stefan Raab 2010 den Sieg nach Hause tragen konnte: Damals waren der unbekannten Lena gerade wegen ihrer frischen und unbedarften Art die Sympathien aller Länder zugeflogen.
Auch Roman Lob bietet für die Lesart 'Der nette Newcomer von nebenan' eine Menge Stoff, denn auf den ersten Blick scheint er ein unbeschriebenes Blatt zu sein. 1990 wird er in Düsseldorf geboren, wächst im kleinen Neustadt (Wied) in Rheinland-Pfalz auf, macht in einer weiteren Kleinstadt in Nordrhein-Westfalen die Lehre zum Industriemechaniker. Noch während der Casting-Show betont er, dass er seinen Beruf nicht aufgeben wolle und wie gut ihm die ganz normalen Tage in der Werkstatt zwischen den Sendungen getan hätten. Immer tritt er dabei bescheiden auf, ganz unprätentiös, und selbst überwältigt von der Begeisterung des Publikums. Ein Naturtalent sozusagen.
Musikalisches Familienumfeld
So weit, so harmonisch, so offiziell. Doch Roman Lobs Biografie lässt sich auch anders erzählen: als die des wettbewerbserprobten und erfolgsorientierten Durchstarters, der sein Leben lang Musik macht. Schon der Großvater spielt Orgel in der Kirche, Roman singt im Kindergarten im Chor und lernt später Klavier und Schlagzeug spielen. Seit seinem fünfzehnten Lebensjahr ist er in verschiedenen Bands aktiv und spielt vorwiegend Metal- und Alternative-Rock - bis er sich 2007 bei der Pop-Show "Deutschland Sucht Den Superstar" bewirbt und unter die besten 20 Kandidaten kommt. Hier erkämpft er sich eine erste Fangemeinde, doch wegen einer Kehlkopfentzündung muss er aus der Sendung aussteigen. Obwohl er von Dieter Bohlen ein Freiticket erhält, um im nächsten Jahr wieder an "DSDS" teilnehmen zu dürfen, schlägt er die Option aus - und bewirbt sich stattdessen unter dem Namen "G12 P" (Germany 12 Points) als deutscher Grand-Prix-Kandidat, gemeinsam mit Schauspieler und Sänger Axel Fischer. 2012 kehrt er mit "Unser Star für Baku" also zurück ins Rampenlicht - und siegt.
Mit "Standing Still" zum Song Contest
Auch bei der Songauswahl hatte das deutsche Team nichts dem Zufall überlassen. Roman hatte zwar bei "Unser Star für Baku" noch den selbst geschriebenen Titel "Day By Day" seiner Band Rooftop Kingdom präsentiert. Doch die zur Auswahl gestellten ESC-Lieder waren allesamt von internationalen Top-Songwritern komponiert. In der finalen Show wurde schließlich per Publikumsentscheidung der Titel "Standing Still" gewählt - geschrieben von Star-Pianist und Sänger Jamie Cullum und den Hit-Songwritern Steve Robson und Wayne Hector, der schon auf 30 internationale Nummer-Eins-Hits zurückblicken kann.