Xavier Darcy: Aufgewachsen mit dem ESC
Oberpframmern - nie gehört? Dort lebt Xavier Darcy, der für Deutschland zum ESC-Finale nach Lissabon fahren wollte. Beim Vorentscheid "Unser Lied für Lissabon" musste sich der 22-Jährige jedoch Michael Schulte geschlagen geben. Mit seinem Song "Jonah" landete er auf dem zweiten Platz. Oberpframmern jedenfalls liegt im schönen Oberbayern, doch der Musiker hat weit mehr erlebt als Voralpen-Idylle. Geboren in London, sieht der Sohn britisch-französischer Eltern schon früh die Welt: England, Frankreich, Kanada und Belgien. 2005 kommt die Familie Darcy nach München, dort singt der junge Xavier mit zehn Jahren im Knabenchor der Frauenkirche. Als er zwölf ist, schenkt ihm seine Mutter eine Gitarre - das Spielen bringt er sich selbst bei. Sie ist es auch, die ihm Alben von Led Zeppelin oder The Doors nahebringt. Zusätzlich bekommt der ambitionierte Jungmusiker mit dem hellen Sopran Gesangsunterricht.
Musik statt Politikstudium
Die ersten Weichen für eine Karriere als Singer-Songwriter sind also gestellt. Dass Xavier Darcy Talent hat, zeigen mehrere Preise beim Wettbewerb "Jugend musiziert". Trotzdem nimmt er einen Umweg, studiert nach dem Abitur zunächst Philosophie und Wirtschaft in England. Doch noch vor dem Bachelor schmeißt Xavier Darcy das Studium - und widmet sich ganz der Musik. Im eigenen Studio in Oberpframmern entstehen die ersten Songs. 2014 spielt er auf mehreren Bühnen in seiner Wahlheimat, unter anderem auf dem alteingesessenen "Theatron"-Festival im Münchener Olympiapark. Ein Jahr später ist Xavier Darcy zu Gast bei "Ina's Nacht" im Ersten. Nach Auftritten im Vorprogramm von Joris oder Rea Garvey tritt der 22-Jährige immer öfter als Headliner auf, so auch beim Reeperbahn Festival 2016 in Hamburg.
David Bowie zählt zu Darcys Helden
2017 erscheint das Debüt-Album "Darcy". "Wir wollten ein großartiges Pop-Album machen, aber zu unseren Bedingungen, ohne Vorgaben, frei von allen Genre-Normen und Image-Überlegungen", sagt Xavier Darcy. Der zierliche Mann mit der langen Mähne und der rauchigen Stimme ist wahrlich kein Kind der 1980er-Jahre, aber er mag dieses innovative, aber auch schrille Jahrzehnt. Zu seinen Idolen gehört David Bowie. Er hat ihn inspiriert in seiner Art, Musik zu machen. Dabei entstehen tanzbare Rhythmen zu nachdenklichen Texten, die Xavier Darcys Generation bewegen.
ESC hat Darcy schon als Kind fasziniert
Das Interesse an Politik hat er nicht verloren. Im Gegenteil: Der Brexit bewegt ihn als Briten sehr stark und macht ihn noch nachdenklicher. Deshalb entscheidet sich Xavier Darcy, seinen Bachelor in naher Zukunft an einer Fernuniversität doch noch abzuschließen. Zielstrebig ist der Nachwuchs-Musiker also - sicher kein Hindernis für das Projekt Eurovision Song Contest. Dort durfte er keinen politischen Song performen, aber er wollte ein Lied präsentieren mit einem Text, an den er glaube. Xavier Darcy schaute den ESC schon als Kind gerne und begeistert sich sowohl für Roger Cicero als auch für The Ark. Doch in diesem Jahr bleibt er Zuschauer beim ESC.