Takasa: Schweizer Heilsarmee beim ESC
Um kaum ein Land gab es im Vorfeld so viel Wirbel wie um die Schweiz. Schon als sich die Heilsarmee mit ihrer gleichnamigen Band beim schweizerischen Vorentscheid anmeldete, war der Presserummel riesig. Weil die christliche Bewegung musikalisch bisher eher beim Adventsingen zu vermuten war, hätte niemand die Vertreter der Freikirche mit dem Eurovision Song Contest in Verbindung gebracht. Doch dann gewann die Heilsarmee den Vorentscheid mit dem Titel "You And Me" haushoch. Ein glatter Durchmarsch aus den Schweizer Bergen auf die ESC-Bühne in Malmö gelang trotzdem nicht.
Die European Broadcasting Union (EBU) weckte die Schweiz unsanft aus ihrem Traum vom großen Auftritt in Schweden. Der Vorwurf: Der Bandname "Heilsarmee" und die Uniformen verstößen gegen das Regelwerk des ESC. Ein Auftritt sei demnach Werbung für die Institution Heilsarmee und somit nicht zulässig. Dieser Dämpfer bedeutete für die Schweizer Musikanten aber keinesfalls das Aus. Unter zwei Bedingungen gestattete die EBU die Teilnahme: Erstens dürfe die Band nicht unter dem Namen Heilsarmee antreten und zweitens müsse sie auf ihre traditionellen Uniformen auf der Bühne verzichten. Die Schweizer wollten sich zwar nicht verbiegen lassen, entschieden sich dann aber für einen Neubeginn und somit für Malmö.
Neuer Name, neues Glück?
Die Kandidaten der Eidgenossen unterzogen sich einer Runderneuerung. Ihre Uniformen tauschten sie gegen weiße Hemden und dunkle Hosen ein. Während sie bei ihrem Outfit klassisch blieben, entschieden sie sich für einen recht ungewöhnlichen Namen: Sie benannten sich in Takasa um - das ist Suaheli und bedeutet "reinigen". Die Musiker begründen diese rätselhafte Wahl mit ihrer "reinen" Lebensfreude, die sie beim Musizieren transportieren. Den Diskussionen in Fan-Foren im Internet lieferte der Name neue Nahrung, denn Takasa könnte auch die Abkürzung für "The Artists Known As Salvation Army" (zu Deutsch: "Die als Heilsarmee bekannten Künstler") sein.
Eine ungewöhnliche Casting-Band
Bei den Diskussionen um Uniformen, Freikirchen und Regelverstöße sind zwei wichtige Aspekte fast zu kurz gekommen: das Lied, mit dem die Band Takasa in Malmö überzeugen will und die Musiker, aus denen sich die Gruppe zusammensetzt. Wer bei der Heilsarmee-Band an einen Altherrenverein denkt, liegt nur teilweise richtig. Zwar war das älteste der sechs Mitglieder bei der Teilnahme bereits rüstige 95, das jüngste aber gerade mal 20 Jahre alt. Genau genommen ist die Gruppe sogar ein Castingprodukt. Sarah Breiter, Jonas, Gygax, Katharina Hauri, Christoph Jakob, Emil Ramsauer und Michel Sterckx sind alle bei der Heilsarmee - vom Sonntagsschullehrer über Jugendgruppen-Mitglied bis zum Mitarbeiter in der Informatikabteilung ist alles dabei. Was sie neben der Liebe zu Gott verbindet, ist die Liebe zur Musik. In einem internen Casting der christlichen Bewegung konnten sie am meisten überzeugen und dürfen nun zum ESC fahren.
Hitproduzenten im Rücken
Musikalisch setzen die Schweizer Kandidaten auf bewährte Hitfabrikanten aus ihrer Heimat. Der Produzent Georg Schlunegger von der Produktionsfirma Hitmill schrieb und produzierte den Titel "You And Me", mit dem Takasa 2013 beim ESC antreten. Das Ergebnis ist eine Mischung aus Rock und Schlager, die durchaus zum Mitsingen motiviert und über Stadionhymnen-Qualitäten verfügt. Den Leadsänger Christoph Jakob unterstützen die anderen fünf Bandmitglieder mit Kontrabass, E-Gitarre, Pauke und Posaune. Dem größten Musikwettbewerb der Welt blicken die Eidgenossen im Vorfeld ganz entspannt entgegen. Denn selbst wenn die Heilsarmee-Band ähnlich erfolglos vom ESC zurückkehrt wie beispielsweise das Sänger-Duo Sinplus 2012 aus Baku oder Anna Rossinelli 2011 aus Düsseldorf, haben die Musiker laut Martin Künzi, Projektverantwortlicher von der Heilsarmee, immer noch "einen neuen Song, den wir in unser Weihnachtsrepertoire aufnehmen können". Und so kommt es dann auch: Für die Schweizer Kandidaten ist im Halbfinale Schluss - doch ihr Song, der bleibt für das nächste Adventssingen.