Marco Mengoni: "Verrücktheit bedeutet Frieden"
Um kaum einen Künstler scharen sich so viele Journalisten, Blogger und Fans, wie um den Singer-Songwriter Marco Mengoni beim Amsterdamer Event Eurovision in Concert. In den knappen Minuten, in denen der Italiener im Mittags-Schluffi-Look mit eurovision.de spricht, stellt er eines klar: Den verrückten König von einst gibt es nicht mehr, nur noch den Verrückten, der Italiens Einstellung zum Song Contest ändern und Europa Hoffnung geben möchte.
Stammt dein Beitrag vom re matto, dem verrückten König, wie du dich vor Jahren einmal parallel zum gleichnamigen Album genannt hast?
Marco Mengoni: Der König ist tot. Der Verrückte ist hier. Verrücktheit - das bedeutet Frieden.
Beschreibe deinen Song, du hast ihn selbst komponiert.
Mengoni: Er handelt im Allgemeinen von all den Dingen, die in einer Beziehung vorkommen. Nicht nur zwischen Liebenden, sondern überhaupt zwischen Menschen. Eine sehr starke Zeile aus dem Song ist "Während die Welt in Stücke zerfällt, schaffe ich einen neuen Raum". Ein neuer Raum im Sinne von Hoffnung, das Licht am Ende des Tunnels. Das ist auch jetzt besonders, wo es in Europa, speziell in Italien, keine leichten Zeiten sind, es ist eine harte Periode. Das einzige, was uns retten kann: die Hoffnung. Davon gibt es gerade wenig. Und das sage ich aus der Perspektive der jungen Leute, ich bin 24 Jahre alt.
Du hast "L'essenziale" nicht für den Song Contest geschrieben, das ist dein Siegertitel von Sanremo.
Mengoni: Genau, aber auch für das Festival von Sanremo habe ich den auch nicht geschrieben, sondern für mein neues Album, mit dem ich derzeit auf Tour bin. In Italien und beim Festival ist das Lied glücklicherweise sehr gut aufgenommen worden. Und dann hat man mir für den Eurovision Song Contest gesagt, "Ok Marco, du kannst da mit "L'essenziale" hin."
Hat es es dich sehr überrascht, zum Song Contest entsandt zu werden?
Mengoni: In Italien wird der ESC gar nicht viel geguckt, ist nicht populär. Zudem waren wir 14 Jahre nicht dabei, erst seit drei Jahren wieder. Unmittelbar nachdem ich die Nachricht erhalten hatte, dass ich zum Song Contest soll, habe ich bei ein paar italienischen Freunden in Spanien angerufen, die schon lange dort leben. Die sind fast ausgeflippt, "Was? Zur Eurovision? Toll! Das ist eine fantastische Sache!", riefen sie. Ich wusste das nicht. Offensichtlich wird der Wettbewerb in ganz Europa anders wahrgenommen, als bei uns. Ich weiß nicht, warum wir Italiener in dieser Hinsicht so beschränkt sind.
Du hast es in der Hand, daran in Malmö etwas zu ändern...
Mengoni: Ja, genau! Ich hoffe, dass sich diese Haltung bald ändert.
Und mit welchem Platz willst du das schaffen, wo soll deine Komposition "L'essenziale" landen?
Mengoni: Auf dem Platz, den sie verdient (lacht).
Die Fragen stellte Patricia Batlle, eurovision.de