Iriao zaubern auf wunderbare Weise Harmonien
Die Musik von Iriao erinnert irgendwie an den Geschmack von Zartbitter-Schokolade - sie beginnt mit einer herben, warmen Note und bleibt im Abgang dann doch etwas klebrig-süß haften. Das soll nicht despektierlich klingen, aber der mehrstimmige georgische Gesang hört sich für so manche Ohren außergewöhnlich und eigenwillig an. Keiner fügt Dissonanzen so zu Harmonien zusammen wie die Georgier. Aufgrund dieser Einzigartigkeit gehört die polyphone Musik des Kaukasuslandes zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO. Ob die Musik für Fortgeschrittene beim Eurovision Song Contest in Portugal Erfolg hat, lässt sich schwer einschätzen.
Iriao steht für einen Juchzer
Gefallen an der siebenköpfigen Ethno-Folk-Jazz-Band aus Tiflis hätte ein großer Komponist gehabt. Igor Strawinsky war ein großer Verehrer der mehrstimmigen Musik aus Georgien: "Sie ist unvergleichlich und einfach. Ich habe nie etwas Besseres gehört." Er hat sich vor allem für Krimantschuli begeistert - das georgische Jodeln. Daher kommt auch der Bandname von Iriao - Iriao-uruao ist ein Juchzer aus der Lautmalerei Georgiens.
Sänger stehen im Mittelpunkt
Gründer von Iriao ist David Malazonia. Seit 30 Jahren verknüpft er gekonnt georgische Volkweisen mit westlichem Jazz. Das macht er bevorzugt auch in Deutschland, wo der studierte Komponist zeitweise gelebt und Musik für Film und Theater - unter anderem das Stadttheater Bremen - arrangiert hat. Weil in Lissabon nicht mehr als sechs Künstler auf der Bühne stehen dürfen, überlässt der Mann hinter Iriao den Jüngeren den Vortritt: dazu gehören die Sänger Mikheil Javakhishvili, George Abashidze und Bidzina Murgulia. Shalva Gelekva am Bass und Levan Abshilava an den Percussions komplettieren das Quintett.
Im Fokus stehen eindeutig die drei Stimmen von Javakhishvili, Abashidze und Murgulia in der Rolle von Anrufer, Erzähler und Bass. Das ist charakteristisch für den georgischen Gesang. Jeder hat seinen Part, aber nur gemeinsam können sie Spannung erzeugen und zum Gelingen des großen Ganzen beitragen.
Den Herzschlag hören
Ihren Song "For You" haben Iriao gemeinsam geschrieben, in familiärer Atmosphäre. Darin geht es kurz gesagt um "das Wir, nicht das Ich". Die Botschaft ist gleichzusetzen mit dem berühmten Satz aus dem Neuen Testament: Geben ist seliger denn nehmen. Um diese Form der Großherzigkeit gegenüber anderen geht es auch Iriao. Dabei können Gefühle entstehen, die bis ins Mark berühren. Man könne den Herzschlag im Refrain von "For You" sogar hören, betonen sie.
Sich in die Herzen der Zuschauer singen - das ist der Wunsch von Iriao beim Eurovision Song Contest. Sie freuen sich über jeden, den sie mit ihrer außergewöhnlichen Musik erreichen und berühren.