Stand: 05.03.2010 19:23 Uhr

Kerstin Freking: "Ich bin alt genug, um auf dem Teppich zu bleiben"

Kerstin Freking © Brainpool/ProSieben Foto: Fotograf: Willi Weber
Kerstin Freking muss sich noch für die Show "einsingen".

Eurovision.de hat mit Kerstin Freking über Castingshows, Stefn Raab und über ihr Verhältnis zum ESC gesprochen. Außerdem hat sie verraten, warum sie keinen ihrer eigenen Songs singt.

Eurovision.de: Wie fühlst du dich jetzt kurz vor dem Viertelfinale?

Kerstin: Mir geht es ganz gut. Ich bin allerdings etwas gestresst, weil ich es noch nicht geschafft habe, mich einzusingen und das jetzt gleich vor der Show noch ganz schnell machen muss.

Die Situation heute ist ja etwas anders als bisher. Es ist die erste Sendung, die im Ersten ausstrahlt wird. Ihr erreicht heute damit auch ein etwas anderes Fernsehpublikum. Machst du dir darüber Gedanken?

Kerstin: Schon. Allein weil es ja heute auch eine längere Zeit zum Voten gibt. Ab dem ersten Durchlauf können die Leute ja schon anrufen. Da bin ich wirklich gespannt, ob sich das irgendwie in den Ergebnissen zeigt - obwohl wir die ja nicht genannt bekommen. Es ist schon ziemlich spannend.

Anders ist auch, dass ihr heute jeder zwei Songs singt. Wie gehst du damit um?

Kerstin: Ich finde das total super, weil es sich so langsam anfühlt, als würde man ein kleines Konzert spielen. Und man hat halt mehr als ein Mal die Chance, von sich zu überzeugen, das ist toll.

Zeigt du dementsprechend heute auch unterschiedliche Seiten von dir?

Kerstin: Ja, zwei komplett andere Seiten. Die eine Nummer nehme ich heute sogar nur deshalb rein, weil ich weiß, dass wir heute ARD-Publikum haben. Ich glaube dieser Song würde vor Pro7-Publikum nicht ankommen. Der Titel mutet teilweise schon sehr klassisch an und der andere ist ein richtig schöner Pop-Song.

Wie suchst du denn deine Songs aus?

Kerstin: Die Songauswahl ist in der Tat das Stressigste hier. Man muss sich immer wieder überlegen: Was kann ich jetzt noch zeigen. Ich hatte am Anfang schon so einen Pool, aus dem ich gefischt habe, aber der ist jetzt an qualitativ hochwertigen Nummern, die auch noch zu mir passen, einfach schon relativ leer. Dadurch suche und suche ich immer wieder und stoße dann immer wieder auf neue Songs, die mir gut gefallen.

Der zweite wichtige Punkt auf der Bühne ist neben deiner Stimme und dem passenden Song auch die Wahl deiner Outfits. Hast du Hilfe dabei?

Kerstin: Mittlerweile ist auch mein Kleiderschrank am Ende und deshalb suche ich mir jetzt meistens etwas hier aus dem Kostümfundus aus. Ich kann dann da durchstöbern und probiere verschiedene Sachen an. Vieles entsteht dann auch spontan. Das, was ich heute trage, ist so entstanden. Ich habe zwei verschiedene Strumpfhosen anprobiert, weil ich wissen wollte welche Farbe besser zu meinem Kleid passt und plötzlich dachte ich, es wäre cool beide anzuziehen und dann haben wir einfach jeweils ein Bein abgeschnitten und jetzt habe ich zwei verschiedene Farben an. Und das finde ich gut.

Mit welcher Motivation bist du im vergangenen Jahr zum Casting gekommen?

Kerstin: Ich bin hauptsächlich zum Casting gekommen, weil Stefan Raab dabei ist. Und außerdem ist es ja eine riesige Chance, die einem hier geboten wird. Denn wenn man es schafft, kann man gleich in ganz Europa bekannt werden! Das wird ja bei keiner anderen Castingshow angeboten.

Was verbindest du mit dem Eurovision Song Contest? 

Kerstin: Ich bin ja noch nicht ganz so alt, deshalb hab ich jetzt auch keine 20 Jahre lange Erinnerung. Mir sind aber besonders die Raab-Sachen im Hinterkopf geblieben. "Guildo hat euch lieb" fand ich damals schon ganz toll. In den vergangenen Jahren habe ich mitbekommen, dass es alles moderner geworden ist und das finde ich schön, dass es nicht nur die Schlagerschiene ist.  

Würdest du in Oslo lieber einen deutschen oder einen englischen Songtext singen? 

Kerstin: Das habe ich ja gar nicht zu entscheiden. Natürlich wäre ein deutscher Song schön, aber ich denke, es wird was Englisches werden. Das kann ich mir aber auch gut vorstellen.

Solltest du "Unser Star für Oslo" werden, gibt es etwas, das du Europa über Deutschland gern sagen würdest? 

Kerstin: Es geht ja auch viel um politische Hintergründe, dass die Länder sich gegenseitig die Punkte zuschieben. Meine Botschaft wäre aber, dass aus Deutschland schöne Musik kommt. 

Warum sollest du "Unser Star für Oslo" werden? 

Kerstin: Weil ich meinen eigenen Stil habe, der vielleicht, was deutsche Künstler anbelangt, noch nicht so vertreten ist. Und ich bin in erster Linie kreativ und habe gute Ideen, was eigene Texte anbelangt. Davon abgesehen bin ich mittlerweile alt genug, um so etwas überhaupt mitzumachen und trotzdem auf dem Teppich zu bleiben.  

Überrascht du die Zuschauer auch mit einem eigenen Song, falls du weiterkommst? 

Kerstin: Ich würde es ganz gern machen, aber ich glaube, dass die Songs, die ich schreibe, für diese Sendung nicht ganz so tauglich sind. Ich schreibe eher humoristisch und ans Kabarett angelehnt.

Was war dein bisher schönstes Erlebnis oder der schönste Moment bei "Unser Star für Oslo"?

Kerstin: Es gibt keinen besonderen schönsten Moment. Es ist jedes Mal traumhaft, wenn mein Name aufgerufen wird. Ich kann mich dann im Nachhinein auch nicht mehr erinnern, was ich da eigentlich gemacht habe, ich sehe es nur hinterher auf der Aufzeichnung der Sendung. In dem Moment drehen bei mir alle Sicherungen durch und ich freue mich einfach nur. Und auch jedes Mal mit den Heavytones auf der Bühne zu stehen und mit ihnen zusammen Musik zu machen, das ist wirklich toll.

Wir suchen ja "Unseren Star für Oslo". Hast du schon ein bisschen Starluft geschnuppert?

Kerstin Freking beim ESC-Vorentscheid.  Foto: Willi Weber
Kerstins Motto: "Legt dir jemand Steine in den Weg, bau was Schönes draus".

Kerstin: Es fängt langsam an. Ich bin allerdings im Moment auch noch nicht in den Genuss gekommen, sehr viel unter Leuten zu sein, weil ich doch lieber zu Hause bleibe. Aber man merkt schon, dass man erkannt wird und das ist irgendwie auch witzig. Ich freue auch drüber, Autogramme zu geben oder Fotos zu machen.

Wie sieht dein Leben nach "Unser Star für Oslo" aus, wenn du nicht beim Eurovision Song Contest in Norwegen dabei sein solltest?

Kerstin: Danach wäre es wohl ähnlich wie vorher. Aber ich würde schon hoffen, dass es trotzdem weiter geht mit meiner Musik. Und ich werde mein Studium bestmöglich zu Ende machen. Außerdem habe ich total viele Pläne. Diesen Sommer habe ich noch eine Reise geplant.

Hast du ein Lebensmotto?

Kerstin: Erstens: Legt dir jemand Steine in den Weg, bau was Schönes draus. Ist leider nicht von mir, aber ich finde den Spruch gut. Zweitens: Die Zeit, die man mit Jammern verschwendet, kann man besser nutzen, um seinem Ziel näher zu kommen. Und drittens: der Titelsong zu dem Film "Harold and Maude", das Lied von Cat Stevens "If you want to sing out".

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 12.03.2010 | 20:15 Uhr

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