Folkie mit Hang zur Hymne
Bei der großen ESC-Nation Großbritannien läuft es seit gut zehn Jahren nicht mehr rund. 2014 sollte es Molly mit "Children Of The Universe" richten - am Ende wurde es Platz 17.
Der Eurovision Song Contest und Großbritannien - eine Erfolgsgeschichte. Seit 1959 haben die Briten an jedem ESC teilgenommen, kein Land war so lange ununterbrochen dabei. Mit fünf Siegen, stolzen 15 Zweitplatzierungen, mehreren dritten und vierten Plätzen sammelten sie mehr Punkte als jede andere Nation. Die Insulaner könnten stolz auf ihre ESC-Bilanz sein, wenn, ja wenn da nicht der 24. Mai 2003 gewesen wäre.
Himmelhoch jauchzend …
An jenem Tag versank in der Skonto Hall zu Riga Jeminis Song "Cry Baby" in einem tiefen Meer aus Tränen. Null Punkte - ein in der britischen ESC-Geschichte bisher einmaliger Flop. Und der Beginn eines lang anhaltenden Traumas: Danach nämlich gab es für die erfolgsverwöhnten Briten außer Hohn nichts mehr zu gewinnen. Abgesehen von Jade Ewens fünftem Platz 2009 (mit dem Lloyd-Webber-Titel "My Time") landeten ihre Beiträge im hinteren Mittelfeld. Nach zwei letzten Plätzen schob man dann Altstars wie Engelbert Humperdinck und Bonnie Tyler auf die Bühne, die wiederum eindrucksvoll bewiesen, dass auch prominente Stimme im Wettbewerb der Lieder wenig helfen.
Molly soll's richten
Wird Molly Smitten-Downes die Wende bringen? Die am 2. April 1987 in Leicestershire geborene Singer-Songwriterin gilt im britischen Pop-Business als Newcomer. Dabei trat sie bereits zweimal medial in Erscheinung: 2008 sang sie für das deutsche Euro-Dance-Projekt Sash den in England erfolgreichen Titel "Raindrops (Encore une Fois Pt. 2)" und gewann vier Jahre später beim britischen "Live and Unsigned"-Contest für labellose Künstler in der Kategorie "Urban/Folk". Doch ansonsten tingelt sie als Sängerin durch die Lande, auf ihrer Homepage posiert sie als Folkie in einem Jimi-Hendrix-T-Shirt. Mollys Nominierung kam daher überraschend. In der wie jedes Jahr von der verantwortlichen BBC angeheizten Gerüchteküche kursierten zuvor Namen wie die der Soul-Popper Wet Wet Wet und des Ex-Spice-Girls Geri Halliwell.
Eine "Friede, Freude, Eierkuchen"-Hymne
Mollys Song "Children Of The Universe" hat sie selbst geschrieben. Er folgt der ESC-Tradition erfolgreicher "Friede, Freude, Eierkuchen"-Hymnen: klarer Refrain, viel Emotionen, überschaubare Botschaft. Das kommt an. Verse wie "Standing At The Edge Of Time" oder "Power To The People" versteht man auch außerhalb Englands. Nicht wenige wähnen den mit kräftiger und ausdrucksstarker Stimme vorgetragenen Song bereits im engeren Favoritenkreis. Doch auch Molly Smitten-Downes schafft es nicht, Englands Durststrecke nach 16 titellosen Jahren in Kopenhagen zu beenden. Sie landet auf dem 17. Rang.