Zwölf auf einen Streich
Der zweite Teil der Proben startet mit wummernden Beats von Ben Ivory - jedoch vorerst ohne Ben Ivory selbst. Der erste Test gilt den Lasern, die so stark sind, dass beim ersten Durchlauf alle Kameras aus bleiben, aus Angst, sie könnten zerstört werden. Diese Tatsache mag manchen Zuschauer ob seines Augenlichtes skeptisch werden lassen, doch viel Zeit für negative Gedanken bleibt nicht, bevor die Band auf die Bühne kommt. Wer sich nicht allzu sehr von der Lasershow ablenken lässt - die sich stark in den Vordergrund drängt und teilweise Angst vor epileptischen Anfälle aufkommen lässt - wird feststellen, dass auch Gesang und Sound sitzen.
Bevor die Probe von Saint Lu startet, ist die Bühne bevölkert von Technikern, die sie auch lange nicht freigeben wollen. Als es dann losgeht, lässt der Schlagzeuger seine Muskeln spielen und Saint Lu beweist, dass sie viel Power hat - vor allem in ihrer Stimme. Ein paar Mal müssen Ton und die Positionen der Band korrigiert werden, bevor alle in der Halle zufrieden sind. Eine Frau im Publikum hört man sogar die Worte "ganz verliebt" sagen, als Saint Lu in Großaufnahme auf dem Bildschirm erscheint.
Pack die Lederhose ein
Es werde laut, Licht und schnell: LaBrassBanda. Die Bühne ein Lichtermeer, die Lederhosen und Blechbläser sitzen, Schuhe braucht die Band nicht. Der Songtext ist für Norddeutsche nicht ohne Probleme zu verstehen, aber hey, im Ausland denken bei Deutschland ohnehin viele als erstes an München und Oktoberfest. Die Show, die die Band abliefert, ist absolut mitreißend und - Entschuldigung - geil! Auch wenn der Zuschauerraum heute nahezu leer ist, man meint ihn jetzt schon toben zu hören.
Nica & Joe holen das Publikum vom Bierzelt ab und führen es in die Oper, mit gewaltigen Stimmen, glamourösen Outfits und einem beleuchteten Herzen auf dem Podest, auf dem sie thronen. Die typische Schmachtstimmung darf beim ESC natürlich nicht fehlen. Und nein, Joe kniet nicht vor Nica, als er sie besingt, er ist einfach kleiner.
Märchenwald und Glamourfaktor
Ein Lama und ein Ameisenbär stapfen durch den Abendnebel - Mia Diekow zaubert mit ein paar Holzfiguren Märchenwald-Stimmung auf die Bühne. Sie und ihre beiden Sängerinnen haben offensichtlich Spaß auf der Bühne - das führt dazu, dass die Songzeile "bei mir fängt alles an zu tanzen" plötzlich auch auf Teile des Publikums zutrifft. Auch wenn die drei morgen ein bisschen deutlicher singen sollten.
14 LED-Wände, auf denen Hände Platten auflegen oder Gitarren spielen - sechs Söhne Mannheims auf der Bühne und zusätzlich sechs Screens - das führt fast zu einer kleinen Reizüberflutung. Dafür wirken die sechs Bandmitglieder unglaublich tiefenentspannt, echte Profis, die ihre Probe entsprechend sicher und schnell absolvieren.
Der Klassiker Windmaschine
Flackernde Lichter am Bühnenrand und Glitter auf der Bühne: Das Outfit der Cascada-Sängerin Natalie Horler ist übersäht mit Strasssteinen. Sie sind auf dem knappen weißen Mini mit Tüllschleppe, dem schwarzen Mieder und an den Absätzen der Highheels - mit denen sie eine Showtreppe hinabsteigen muss. Weiße Stoffbahnen hängen von der Decke und bewegen sich im Wind der Windmaschine. Die treibt der Sängerin zwar die Tränen in die Augen, sie lässt sich aber nichts anmerken und setzt ihren Auftritt stimmgewaltig und sehr gestenreich fort.
- Teil 1: Sieben Proben nach kurzer Pause
- Teil 2: Gute Proben, mäßiges Timing