Stand: 26.03.2018 12:15 Uhr

Vanja Radovanović startet für Montenegro

Die erste montenegrinische Vorentscheidung "Montevizija" seit 2008 hat der erfolgreiche Singer-Songwriter Vanja Radovanović für sich entschieden. Am Ende eines skurrilen Festivals, das wie eine Zeitreise in die Fernsehgeschichte der 1990er-Jahre wirkte und ohne Publikum im leeren Studio ausgerichtet wurde, konnte sich der 35-Jährige im Superfinale mit der selbstgeschriebenen Ballade "Inje" (Raureif) gegen seine beiden Konkurrentinnen Katarina Bogićević und Lorena Janković durchsetzen. Der Song handelt wie der Siegertitel von Vorjahressieger Salvador Sobral von einer unerfüllten Liebe, aus der man trotzdem Kraft schöpft.

VIDEO: Montenegro: Vanja Radovanović - "Inje" (3 Min)

Mit leerem Beutel große Sprünge

Der montenegrinische Sänger Vanja Radovanović © Eurovision.TV
Startet in Lissabon im zweiten Halbfinale: Vanja Radovanović.

Der Herausforderung, mit kleinem Budget ein großes Festival auf die Beine zu stellen, begegnete das montenegrinische Fernsehen mit viel Kreativität. Nur fünf brauchbare Finalisten standen den Fernsehmachern nach Sichtung der gerade einmal 31 Einreichungen zur Verfügung. So wurde die Sendezeit mit einem Superfinale, bei dem drei der fünf noch einmal singen durften, einem Celloquartett, das diverse ESC-Medleys zum Besten gab, sowie dem bislang erfolgreichsten montenegrinischen Teilnehmer Knez und dem zopfschwingenden Slavko Kalezić als Gaststars gefüllt. Dennoch merkte man den Künstlern an, dass ihnen die Energie des Livepublikums fehlte. Der Funke mochte auf jeden Fall bei keinem so recht überspringen.

Titel braucht noch mehr Profil

Ein augenzwinkernder Videoeinspieler malte kurz vor der Siegerverkündung die Konsequenzen eines möglichen montenegrinischen Siegs in Lissabon aus: Zur Finanzierung der Veranstaltung müssten wichtige Bauprojekte gestrichen werden und sogar die Kinder ihr Taschengeld abgeben. Die Gefahr läuft das kleine Land in diesem Jahr auf jeden Fall nicht, denn auch wenn "Inje" musikalisch entfernt an die typischen Balkan-Balladen von Željko Joksimović erinnert, sind Melodieführung und Arrangement viel zu behäbig, um wirklich mitzureißen. Das könnte sich allerdings noch ändern, wenn sich Meister Joksimović wie 2005 bei der Gruppe No Name erbarmt, dem Titel bis zum internationalen Wettbewerb ein wenig mehr Profil zu geben.

Dieses Thema im Programm:

ONE | 10.05.2018 | 21:00 Uhr

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