Stand: 20.02.2015 01:25 Uhr

Glanzvoller Heimsieg für Ann Sophie

Ein von Herzen kommender, langgezogener Freudenschrei von Ann Sophie! Sie gewinnt mit "Jump The Gun" die Wildcard für den Vorentscheid zum Eurovision Song Contest. Im ersten Moment kann sie es offenbar selbst kaum glauben. Dabei hat es sich in der Halle der Großen Freiheit 36 in Hamburg an diesem Abend schon fast angekündigt. Die Performance der 24-Jährigen ist an diesem Abend die mit großem Abstand professionellste und selbstsicherste - und reißt das Publikum absolut mit. Und das Outfit ist dazu noch unglaublich heiß. Für die Hamburgerin ist das hier ein Heimspiel, das sie absolut für sich gewinnen kann, mit immerhin 24 Prozent der abgegebenen Stimmen.

VIDEO: Ann Sophies Siegerauftritt "Jump The Gun" (3 Min)

Auf Platz zwei landet die Ason-Family. Die Schwestern dürfen nur zu dritt auf die Bühne, weil die Vierte im Bunde, Mickelina, mit zwölf Jahren zu jung ist. Mit einem Trick schafft aber auch sie es auf die Bühne: Während die Original-Mickelina den Auftritt mit den Eltern aus dem Publikum verfolgen muss, spielt eine Kopie von ihr auf einem Plasmaschirm Gitarre mit. "Hey You" ist von allen hier übrigens der größte Gute-Laune-Song. Bronze geht an Moonjos. Die zwei Brüder ergänzen sich auf gewisse Art und Weise ganz gut: Der eine echt cool in schwarzer Lederjacke, der andere etwas weniger cool in schwarzer Weste. Dafür singt der Westen-Typ sehr gut, der andere eben etwas weniger. Aber, wie sagten sie selbst schon im Ankündigungsfilm: Wir wollen den einen oder anderen Ton treffen.

Starke Stimmen - aber kein Sieg

Lars Pinkwart steht beim ESC-Clubkonzert auf der Bühne der Großen Freiheit 36 in Hamburg. © NDR Foto: Rolf Klatt
Lars Pinkwart trat mit "Tornado" an. Obwohl gesanglich stark, reichte es für ihn nur für den achten Platz.

Stimmlich besonders stark sind an diesem Abend vor allem zwei - die dazu auch so gar nicht auf Choreo setzen. Die Erste: Alisson Bonnefoy. Bei ihr hält der letzte Ton noch was der erste verspricht. "Burning Down" hat sie selbst geschrieben, der Song ist vielleicht nicht mitreißend, aber sehr geeignet um zu zeigen, dass sie wirklich gut singen kann. Auch Lars Pinkwart überzeugt mit einer sehr kräftigen und sicheren Stimme - mit der er sein "Tornado" übers Publikum hinwegstürmen lässt. Aufwändige Performance? Braucht auch er nicht: Er ist einfach gesanglich stark - und dabei irgendwie so niedlich, dass man den 16-Jährigen zum Trost für Platz acht am liebsten in den Arm nehmen und drücken möchte.

Bei Sendi fallen anfangs vor allem drei Dinge ins Auge: Gitarre, Hut und ihre Lockenmähne. Dann aber fängt sie an zu singen - und zwar so voller Leidenschaft, dass man alles rund herum vergisst. Sie ist an diesem Abend die mit Abstand Authentischste. Am Ende haucht sie höflich ein zartes "Dankeschön" ins Mikrofon, ganz schüchtern - als würde sie ahnen, dass sie nur Vorletzte wird.

Weiblich, lebendig, jung

Sophie steht beim ESC-Clubkonzert auf der Bühne der Großen Freiheit 36 in Hamburg. © NDR Foto: Rolf Klatt
Ein selbstsicherer Auftritt: Sophie performt, als würde sie öfter auf großen Bühnen stehen.

Das Gegenteil von schüchtern ist der Auftritt von Sophie. Sie träumt vom ESC, seit sie Lena gesehen hat - und sie funktioniert quasi genauso gut wie ihr Vorbild: Die Scheinwerfer gehen an und zeigen eine selbstsichere junge Frau, die stark performt und mit der Kamera spielt als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht. Apropos ihr Leben lang: 16 ist sie, was man kaum glaubt, wenn man sie hier so sieht. Etwas altbacken dagegen ihr Song "Imperfection" - Ralph Siegel hätte er sicher gefallen. Die gleichaltrige Louisa hat nicht nur 1,5 Pferde, wie sie im Vorstellungsvideo sagt, sie hat auch eine echt starke Stimme - eigentlich. Leider ist die hier nicht sehr beständig, der eine oder andere Ton von "Boomerang" geht daneben - vielleicht liegts an ihrer Erkältung.

 

Coole Shows - aber keine Wildcard

Die Band Klangpoet ist alles in allem eine ziemlich coole Gang, wie sie da die Bühne rocken - in Karohemd, Basecap, mit Hipster-Bart und Leonie mit halb hängender Latzhose - mit ihrem "4 u". Halb hängend ist leider auch manchmal ihr langgezogenes "4 Uuuuuuuuuuu Uuuuuuu". Sonst ein guter Auftritt.

Aden Jaron steht beim ESC-Clubkonzert auf der Bühne der Großen Freiheit 36 in Hamburg. © NDR Foto: Rolf Klatt
Aden zeigt vollen Körpereinsatz. Leider leidet der Gesang jedoch zwischendurch darunter.

Vier Tänzerinnen und Tänzer wirbeln wild durcheinander und mittendrin im Choreo-Epizentrum: Hip-Hop-Tänzer Aden. Leider leidet der Gesang an der einen oder anderen Stelle unter seinem vollen Körpereinsatz. Die Mädels nutzen zum Tanzen zeitweise übrigens eine Art leuchtenden Besenstiel. Eine Choreo also, die man auch zu Hause mal nachahmen könnte, vorausgesetzt man wohnt nicht in einer Etagenwohnung. Die Halle hat Aden mit seinem "We're On Fire" definitiv im Griff, aber die Zuschauer kann er nur bedingt überzeugen - und das hätte es für die Wildcard gebraucht.

Fährt wieder der Newcomer zum ESC?

Auch in diesem Jahr hat das Clubkonzert wieder einen echt guten Kandidaten in die Riege der bereits vorhandenen sieben Vorentscheidskandidaten gespült. Das Publikum hat die Auswahl fast frenetisch gefeiert und Moderatorin Barbara Schöneberger, die für die Show offenbar noch extra ein Kleid gestrickt hat, gewohnt unterhaltsam durch die Show geführt. Nun muss sich am 5. März nur noch zeigen, ob Ann Sophie als Newcomerin und damit wohl als krasse Außenseiterin, die Fahrt zum ESC antreten wird - wie schon Elaiza im vergangenen Jahr.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 05.03.2015 | 20:15 Uhr

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