Sechs Titel stehen fest
Nach Weißrussland, Belgien und der Schweiz haben noch drei weitere Länder ihre Beiträge für den Eurovision Song Contest 2013 bekannt gegeben. Diese Teilnehmer schicken die Ukraine, Albanien und Litauen ins schwedische Malmö.
Königin der Löwen
Deutlich früher als in den Vorjahren ist die Ukraine mit einem Song in Vorleistung getreten, der - mal wieder - heißer Anwärter auf einen der vorderen Finalplätze sein dürfte. In einer gewohnt pannenträchtigen Vorentscheidungsshow erhielt die vor zwei Jahren durch Abstimmungsmanipulationen um die Fahrkarte nach Düsseldorf gebrachte Zlata Ognevich ihre verdiente zweite ESC-Chance. Vor weitgehend begisterungsfreiem Publikum vermochte keiner der übrigen 19 Acts der stimmlich überragenden Interpretin die Höchstpunktzahl von Publikum und Jury streitig zu machen. Die Musical-Ballade "Gravity", geschrieben von den alten Song-Contest-Hasen Michail Nekrasow (Ukraine 2006) und Karen Kavaleryan (zum achten Mal als Texter dabei), dürfte bis Malmö mit entsprechend professioneller PR-Betreuung noch ordentlich auf König der Löwen getrimmt werden.
Politisches Statement
Auch wenn der albanische Vorentscheid, das Festivali i Këngës, sich ästhetisch immer stärker seinem großen Vorbild San Remo annähert (einschließlich des Live-Orchesters als Bestandteil der Bühnen-Dekoration), wird diese Manifestation albanischer Popkultur für Außenstehende wohl immer ein großes Rätsel bleiben. Wer kann als unbedarfter Zuschauer schon ahnen, dass selbst mit drei ausländischen von insgesamt sieben Juroren ein Titel wie "Identitet" das Rennen macht? Vor dem Hintergrund des 100. Jahrestags der Unabhängigkeit Albaniens (am 28. November 2012) ist die Rocknummer von Adrian Lulgjuraj und Bledar Sejko, die sich Elementen der nordalbanischen Çifteli-Musik bedient, alles andere als unpolitisch, zumal der Song sich nicht zuletzt an die albanische Bevölkerung in den Nachbarländern richtet. An diesen brisanten Fakten ändern auch aktuelle Plagiatsvorwürfe nichts.
Steigende Professionalität
Angesichts angespannter Finanzen verwundert es schon ein wenig, dass das litauische Fernsehen an seiner aufwendigen Vorauswahl mit zwei Halbfinalrunden festhält - zumal die Teilnahme in der Vergangenheit immer wieder auf der Kippe stand. Die Veranstaltung gewinnt von Jahr zu Jahr an Professionalität und präsentiert ein erstaunlich vielfältiges Bild der litauischen Musikszene, die sich eine ordentliche Portion Exzentrik bewahrt hat. Das beweist auch Sieger Andrius Pojavis mit seinem modischen Mut zu Gehrock und Zylinder. Die von ihm selbst komponierte Elektro-Rocknummer "Something" besitzt - auch wenn sie stilistisch durchaus an die US-Band "The Killers" erinnert - eine beim Eurovision Song Contest selten gewordene Eigenständigkeit und entfaltet durch monotone Artikulation eine fast hypnotische Wirkung.