Fahren Stadio zum ESC oder nicht?
Eher als Randnotiz wurde auf der Abschlusspressekonferenz des diesjährigen San Remo Festivals verkündet, dass die Rockgruppe Stadio, die am Samstagabend die 66. Ausgabe des Traditionswettbewerbs mit dem Titel "Un giorno mi dirai" (Eines Tages wirst du mir sagen) gewonnen hat, vielleicht doch für Italien am Eurovision Song Contest teilnehmen wird. Noch am Abend zuvor hatte die Band, die seit über 25 Jahren zu den Größen des italienischen Musikbusiness zählt, eine Teilnahme am Wettbewerb in Stockholm abgelehnt. Der Direktor des Senders RAI1, Giancarlo Leone, betonte, dass bei den Bandmitgliedern offenbar ein Sinneswandel eingetreten sei. In jedem Falle hätten sie das Vorrecht, Italien beim ESC zu vertreten.
Politische Zeichen
Ebenfalls im Gespräch für eine ESC-Teilnahme ist Francesco Gabbani, der mit dem Titel "Amen" am Freitag in der Newcomer-Kategorie des Festivals zum Sieger gekürt worden war. Auf der Bühne trug er, wie auch zahlreiche seiner Künstlerkollegen, Bänder in den Regenbogenfarben als politisches Zeichen, denn aktuell wird in Italien als einem der letzten großen Länder Europas über die Einführung einer eingetragenen Lebenspartnerschaft für gleichgeschlechtliche Paare diskutiert. Auch in diesem Jahr war wieder alles auf der San-Remo-Bühne versammelt, was in der italienischen Musiklandschaft Rang und Namen hat: von den ehemaligen Siegern Valerio Scanu, Arisa und Enrico Ruggeri, der 1993 in Millstreet die italienischen Farben vertrat, bis hin zur Musiklegende Patty Pravo. Kein Wunder, dass die Übertragung die höchsten Marktanteile seit elf Jahren verbuchen konnte - auch bei den jungen Zuschauern.
Die Sieger sagen "No" zum ESC - zunächst
Angesichts des bunten musikalischen Panoramas war im Vorfeld viel darüber spekuliert worden, welche Rolle die sozialen Netzwerke für den Festivalsieg spielen, doch die Sieger des Abends, die Altrocker von Stadio (die ehemalige Begleitband von Lucio Dalla), hatte kaum jemand auf dem Zettel. Am Ende räumte ihr Titel "Un giorno mi dirai" über eine schwierige Vater-Kind-Beziehung nicht nur den Sieg ab, sondern auch den Preis für die beste Komposition und den Pressepreis. Das ist umso verwunderlicher, als die typisch italienische Rockballade bereits im Vorjahr eingereicht und nicht als Wettbewerbsbeitrag zugelassen worden war. Auf der Siegerpressekonferenz wurde schließlich bekanntgegeben, dass Stadio die Möglichkeit zur Teilnahme in Stockholm nicht in Anspruch nehmen werden. Die endgültige Entscheidung, wer für Italien an den Start geht, wird in den nächsten Tagen erwartet.
(Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels ist uns ein Fehler unterlaufen. Elio e le Storie Tese zählen nicht zu den Siegern des Festivals, sie haben 1996 den zweiten Platz erreicht. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen, er ist nun korrigiert).