Kein ESC-Finale für die Niederlande: Joost Klein ist disqualifiziert
Der Sänger Joost Klein sollte die Niederlande beim Eurovision Song Contest 2024 in Schweden vertreten. Sein Song für Malmö war "Europapa". Doch die Rundfunkunion hat Klein vom Wettbewerb ausgeschlossen.
In einem Statement der Europäischen Rundfunkunion heißt es dazu, die schwedische Polizei habe eine Beschwerde untersucht, die von einem weiblichen Mitglied des Produktionsteams nach einem Vorfall nach seinem Auftritt im zweiten Halbfinale am Donnerstagabend eingereicht wurde. Da nun ein Gerichtsverfahren ansteht, wäre es für Klein nicht angemessen, den Wettbewerb fortzusetzen. Im August wurden die Ermittlungen gegen Joost Klein eingestellt.
Interne Auswahl über ESC-Act
Der 26-jährige Joost Klein ist Musiker, Autor und Künstler und wurde vom niederländischen Sender AVROTROS aus über 600 Kandidaten ausgewählt. Die Teilnahme am Eurovision Cong Contest hatte er im Vorfeld als einen "wahrgewordenen Traum" und eine Ehre bezeichnet. Dieser Traum ist nun mit der Disqualifizierung bereits vor dem Finale geplatzt.
Laut Joost Klein handelt "Europapa" von einem Waisenkind, das durch Europa (und darüber hinaus) reist, um sich selbst zu finden und seine Geschichte zu erzählen. Der Song sei auch eine Hommage an seinen Vater: "Als er mich erzog, vermittelte er mir eine umfassende Sicht auf die Welt."
Der Schmerz bleibt auch auf Reisen
Doch die Bedeutung des Textes greift tiefer. Denn egal wohin Joost in Europa reist, den Schmerz des Verlustes seiner Eltern nimmt er an jeden Ort mit. Das verdeutlicht auch die Referenz zu "Papaoutai", einem Song von Stromae. In "Papaoutai" geht es ebenfalls um Verlust. Stromae fragt darin: "Papa, wo bist du?" Und auch Joost Klein wendet sich im Abspann des Musikvideos von "Europapa" direkt an seinen verstorbenen Vater: "Ich vermisse dich jeden Tag, flüstere ich im Stillen. Siehst du, Papa? Ich habe dir zugehört."
"Europapa" war damit nicht nur eine Hommage, sondern auch ein Versprechen, was er seinem Vater als Kind gegeben hat: Irgendwann werde er auf der Bühne des Eurovision Song Contests stehen. Dieses Jahr wollte er eigentlich sein Versprechen einlösen - doch es kam anders.
Sound zwischen Mainstream, Hardcore und Pop-Punk
In den Niederlanden und Belgien ist Joost Klein schon einem breiten Publikum bekannt. Gemeinsam mit Ski Aggu und Otto Waalkes hatte er in diesem Sommer auch einen Hit in Deutschland. "Friesenjung" - eine Techno-Adaption des Sting-Klassikers "Englishman In New York" - wurde beim Radiopreis "1LIVE Krone" als bester Song ausgezeichnet und weltweit über 100 Millionen Mal gestreamt.
Für "Europapa" hatte sich Joost Klein nicht nur Unterstützung bei Friesenjung-Produzenten Tantu Beats geholt, sondern auch bei Paul Elstak, der in den Niederlanden schon seit Jahren für seine Hardcore-Tracks bekannt ist. Auch für "Europapa" steuerte er den harten, typischen Techno-Sound aus den 1990er-Jahren bei.
Neuer Hype im Anflug
Innerhalb von vier Tagen nach der Veröffentlichung von "Europapa" wurde der Song mehr als fünf Millionen Mal geklickt, auf YouTube erreichte das Musikvideo im selben Zeitraum sogar sechs Millionen Klicks.
In den Kommentaren unter dem Musikvideo wurde der Song euphorisch aufgenommen. Viele Kommentarschreiber konnten sich mit der Botschaft des Liedes identifizieren, freuten sich über den Cameo-Auftritt von S10, der niederländischen ESC-Teilnehmerin von 2022, und über die Rückkehr des Eurodance-Sounds der 90er.