Niederländerin S10 wird Elfte in Turin
Die niederländische Sängerin und Rapperin S10 hat ihr Land beim Eurovision Song Contest 2022 in Turin vertreten. Mit ihrer Ballade "De Diepte" wurde sie im Finale Elfte.
S10 tritt mit einem auf Niederländisch gesungenen Titel an: "De Diepte" heißt übersetzt "Die Tiefe". Damit schickt unser Nachbarland zum ersten Mal seit 2010 wieder einen Song in Landessprache in den Wettbewerb. In Oslo hatte Sieneke zuletzt niederländisch gesungen. Die 21-jährige S10 macht bisher vor allem mit Alternative-Popsongs und Rap auf sich aufmerksam. Dafür hat sie auch schon mit bekannten niederländischen Künstlern zusammengearbeitet. "Sie werden mich nicht hören, wie ich oberflächliche Popmusik mache. Hip-Hop ist viel näher am wirklichen Leben und seinen Kämpfen", sagt sie dem Webmagazin "&C".
Musik als Überlebens-Mechanimus gegen Depressionen
S10 (gesprochen: "Es tien") heißt eigentlich Stien den Hollander. Sie wird am 8. November 2000 in Abbekerk in Nordholland geboren. Sie hat einen Zwillingsbruder. Zu ihrem biologischen Vater hat Stien zu gut wie keinen Kontakt. In der Schule fühlt sie sich nicht wohl. Zu viele Reize und zu viel Druck prasseln auf sie ein. "Ich hörte Stimmen in meinem Kopf und das machte mich depressiv", erzählt Stien auf der Webseite "&C" weiter. Nach einem Suizidversuch kommt sie in eine psychiatrische Anstalt. Mit 16 Jahren kauft Stien eine Gitarre, schreibt erste eigene Songs. Die Musik wird für sie zum Überlebens-Mechanismus.
Musikpreis "Edison" für Debütalbum "Snowsniper"
Stien besucht dann die Herman Brood Academie, eine Berufsschule in Utrecht. Das gibt ihrem Leben wieder Struktur. Mit 17 unterzeichnet sie schließlich ihren ersten Plattenvertrag mit dem Label Noah's Ark. 2017 und 2018 erscheinen erste EPs: "Antipsychotica" und "Lithium" tragen den Titel von Medikamenten gegen Psychosen und Depressionen. 2019 kommt ihr Debütalbum "Snowsniper" heraus, dafür erhält S10 den wichtigsten niederländischen Popmusikpreis, den "Edison". Bereits 2020 erscheint das nächste Album "Vlinders" ("Schmetterlinge"). In der Corona-Pandemie kann sie ihre Musik allerdings oft nur vor 200 Leuten spielen. Das wird sich jetzt ändern, in Turin.
S10 verarbeitet in "De Diepte" psychische Probleme
Immer wieder thematisiert S10 in ihren Songs psychische Probleme und Psychosen, die sie durchgemacht hat. Auch "De Diepte" sei eine Hommage an die Traurigkeit und die Erinnerungen, die sie mit sich trage. Aber auch andere: "Jeder erlebt in seinem Leben schwierige Zeiten. Das haben wir alle gemeinsam und ich hoffe, sie werden sich weniger allein fühlen, wenn sie meinen Song anhören", so S10.
S10 könnte wegen des ESC "vor Freude explodieren"
Im Dezember hatte die Rundfunkgesellschaft AVROTROS die Nominierung von S10 bekannt gegeben. Das ESC-Abenteuer beginnt allerdings schon viel früher - mit einem Tweet am Finaltag des ESC 2021 in Rotterdam. "Ihr Lieben, wie stellen wir sicher, dass ich nächstes Jahr am ESC teilnehmen kann???", schreibt sie damals, ohne zu wissen, dass ihr Traum schon im kommenden Jahr in Erfüllung geht.
Sie selbst sagt zu ihrer Teilnahme: "Musik ist alles für mich. Ich hoffe, dass meine Musik das Leben anderer Menschen bereichern kann, einfach weil sie so viel für mich getan hat. Deshalb könnte ich vor Freude fast explodieren, wenn ich beim Eurovision Song Contest mitmache." Eric van Stade, Geschäftsführer von AVROTROS, betont, dass sich S10 auch für den ESC nicht verbiegen wird: "Der Song von S10 zeigt Mut und Authentizität. S10 bleibt sich und ihrem einzigartigen Stil treu." Dieser Mut hat die junge Niederländerin zunächst ins Finale des ESC in Turin und dann auf Platz elf gebracht.