Nachruf zum Tod von Avicii
Für den Eurovision Song Contest 2013 in Malmö musste ein besonderer Beitrag her, einer, der seitens der Gastgeber mehr sein konnte als der eigene Beitrag zum Eurovisionsfestival, Robin Stjernberg mit "You". Es lag für den künstlerischen Direktor der TV-Produktion in Malmö, Martin Österdahl, nahe, die beiden Männer von Abba um einen Act zu bitten. Benny Andersson und Björn Ulvaeus stimmten sofort zu. Und sie stimmten freudig zu, als sie ein Trio werden sollten - angereichert durch den jungen, genialen DJ und Komponisten Avicii.
Hinter diesem geheimnisvollen Künstlernamen verbarg sich der in Stockholm geborene Tim Bergling. Er war unter den modernen Pop-Produzenten damals die angesagteste Adresse. Seine Arrangements waren von größter Delikatesse und akkuratestem Feingefühl. Später im Jahr 2013 veröffentliche er den Titel "Wake Me Up", der mit mittlerweile über 1,5 Milliarden Mal einer der meistgeklickten Downloadclips überhaupt ist. Bergling hatte sozusagen das feinste Händchen im Studio, der Backstube des Pop.
Olympischer Spirit in Malmö
Für den ESC schrieb er also mit den Abba-Leute eine der ergreifendsten Beiträge jenseits des ESC-Wettbewerbs - für den ESC selbst. "We Write The Story" heißt das Stück und kam gut sechs Minuten lang zum Auftakt des Finales am 18. Mai 2013 in der Malmöer Arena zum Einsatz. Ein Chor singt die Zeilen von der Kraft, die es braucht, um die Welt besser zu machen, elegisch und schön. Der Clou war, dass zu diesen Klängen auf einer Metallbrücke zwischen Parkett und Decke der Halle die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Finales einmarschierten - jeweils mit ihren nationalen Flaggen vorweg: ein, wenn man so will, olympischer Moment.
Insofern hat sich Avicii nachdrücklich in die ESC-Historie eingeschrieben. Der erst 28-Jährige, dessen DJ- und Produzentenleben man sich gewiss als aufreibend und energiezehrend vorstellen muss, ist Freitag tot in seinem Hotelzimmer in Maskat, Oman, aufgefunden worden. Die Gründe für sein viel zu frühes Sterben sollen, so heißt es, keine unnatürlichen sein. Man höre sich seine Titel an, besonders jenen vom ESC-Auftakt vor fünf Jahren: Er ruhe in Frieden.