ESC Executive Supervisor Martin Österdahl bei einer Pressekonferenz des ESC 2021. © EBU Foto: Andres Putting

Nach Kritik: EBU kündigt Änderungen für ESC 2025 an

Stand: 05.07.2024 11:15 Uhr

Der Eurovision Song Contest 2024 hat noch bei vielen Delegationen nachgewirkt. Mindestens 13 Delegationen sollen sich im Nachhinein bei der ausrichtenden Europäischen Rundfunkunion (EBU) beschwert haben. Diese reagiert nun.

von Marcel Stober

Insbesondere unsichere Arbeitsbedingungen, eine Politisierung des ESC und schlechte Kommunikation der EBU gehörten zu den Kritikpunkten einzelner Vertreter der Rundfunkanstalten, die beim Eurovision Song Contest in Malmö teilgenommen haben. Die EBU hat daraufhin eine unabhängige Untersuchung eingeleitet und nun ihre Schlüsse aus den Beschwerden gezogen. Außerdem hat sich der Executive Supervisor des ESC, Martin Österdahl, erstmals seit dem ESC 2024 öffentlich zu Wort gemeldet. Ihm stellt die EBU nun noch zwei weitere Personen zur Seite. Neu gegründet wurde die Position des ESC-Direktors, der mit Österdahl zusammenarbeiten soll. Der Schwede solle sich damit mehr auf Produktionsfragen konzentrieren und sich besser um die teilnehmenden Delegationen kümmern können. Außerdem gibt es einen neuen Leiter der Marken- und Werbeabteilung des ESC.

Mehrere Personen teilen sich die Verantwortung

Die Verantwortung für den ESC auf mehreren Schultern zu verteilen, scheint notwendig geworden zu sein. Das deutet Österdahl im Gespräch mit der schwedischen Nachrichtenagentur "TT" an:

"Der Eurovision Song Contest ist vor allem in den letzten vier Jahren explosionsartig größer geworden und die Veranstaltung ist in vielerlei Hinsicht außerhalb der Reichweite unserer Organisation gewachsen. Wenn wir uns mit einem größeren Sportereignis mit dem gleichen Mediendruck wie unserem vergleichen, glaube ich, dass wir ein wenig naiv waren und nicht wirklich über die Ressourcen verfügten, die wir brauchten." Martin Österdahl, Executive Supervisor ESC

Die EBU strebt insbesondere eine Verbesserung des Krisenmanagements an und will weiter fürs Verständnis der ESC-Regeln bei allen Beteiligten arbeiten.

Kritik an Politisierung des ESC

Eden Golan auf der ESC-Bühne in Malmö. © EBU Foto: Sarah Louise Bennett
Der israelische Song "Hurricane" von Eden Golan wurde erst im dritten Versuch zugelassen.

Während des ESC in Malmö gab es von vielen Seiten den Vorwurf, dass in diesem Jahr zu viel Politik die Veranstaltung überschatte. Damit ist der Nahost-Konflikt gemeint, bei dem auch Österdahl zugibt, es sei kompliziert: "Im Weißen Haus und in der Downing Street 10 wird damit gerungen, daher ist es kein Wunder, dass es auch für eine Organisation wie die EBU schwierig ist." Er habe aber auch keine Antwort darauf, wie dieses Problem zu lösen sei. Israel hat bereits angekündigt, auch am ESC 2025 teilzunehmen. In diesem Jahr wurde der Song "Hurricane" von Eden Golan erst im dritten Versuch von der EBU zugelassen. Zuvor war der Text der EBU zu politisch.

Kontroversen führten zu Buhrufen

Joost Klein auf der ESC-Bühne in Malmö. © EBU Foto: Sarah Louise Bennett
Nach seinem Auftritt im zweiten ESC-Halbfinale wurde Joost Klein fürs Finale disqualifiziert.

Der niederländische Teilnehmer Joost Klein wurde am Tag des ESC-Finales disqualifiziert - ein in der Geschichte des ESC einmaliger Vorgang. Er soll zuvor nach einem Auftritt eine Kamerafrau angegangen sein. Der niederländische Broadcaster AVROTROS bezeichnete die Strafe als unverhältnismäßig. All diese Kontroversen rund um den ESC führten dazu, dass nicht nur Israels ESC-Kandidatin Eden Golan sondern auch Österdahl während des Finales in der Halle ausgebuht wurden. Der ESC-Chef erschien nach dem Finale auch nicht zur Siegerpressekonferenz der Schweiz. Nun sagt Österdahl über die Buhrufe gegen ihn: "Wenn ein Ventil für Frustration und Enttäuschung nötig war, war mir Ausbuhen vollkommen recht. Wichtig ist, dass niemand verletzt wurde."

Norwegens Delegationsleiter ist zufrieden

Gåte auf der ESC-Bühne in Malmö. © EBU Foto: Sarah Louise Bennett
Die Bandmitglieder von Norwegens Gåte sagten, sie hätten sich backstage beim ESC nicht immer sicher gefühlt.

Die angekündigten Veränderungenen der EBU scheinen bei einigen Delegationen die Wogen geglättet zu haben. Norwegens Delegationsleiter Stig Karlsen war einer der Wortführer derjenigen, die die Beschwerden eingereicht haben. Nun sagt er: "Die EBU hat verstanden, dass es in diesem Jahr Probleme gab und will es nun besser machen." Außerdem würden ihn auch die Versprechungen der EBU abseits der öffentlichen Verkündungen positiv stimmen. Karlsen bestätigte Norwegens Teilnahme am ESC 2025 in der Schweiz. Weitere öffentliche Kontroversen zwischen dem norwegischen Sender NRK und der EBU wären aber auch überraschend. Norwegen ist nämlich bereits im kommenden Monat Austragungsland der nächsten EBU-Show. NRK richtet im August den Klassikwettbewerb Eurovision Young Musicians in Bodø aus.

Weitere Informationen
Eden Golan, die für Israel startet, jubelt nach dem Erreichen des Finales © Jens Büttner/dpa Foto: Jens Büttner

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Dieses Thema im Programm:

NDR Blue | ESC Update | 27.07.2024 | 19:05 Uhr

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