Lord Of The Lost vertreten Deutschland in Liverpool
Lord Of The Lost vertreten Deutschland beim Eurovision Song Contest 2023 mit dem Song "Blood & Glitter". Mit den Stimmen des Publikums gewinnt die Hamburger Band den ESC-Vorentscheid mit deutlichem Vorsprung.
Im ESC-Finale am 13. Mai erklingen damit deutlich härtere Töne als bislang von Deutschland gewöhnt. Ihr Titel ist eine Mischung aus Metal und Glam Rock verbunden mit einer sprühenden Pyro-Bühnenshow.
Jury | Publikumsvoting | Gesamtpunkte | |
---|---|---|---|
Lord Of The Lost | 43 | 146 | 189 |
Ikke Hüftgold | 10 | 101 | 111 |
Will Church | 90 | 21 | 111 |
TRONG | 52 | 19 | 71 |
Lonely Spring | 40 | 30 | 70 |
Anica Russo | 57 | 8 | 65 |
René Miller | 54 | 8 | 62 |
Patty Gurdy | 22 | 34 | 56 |
Ursprünglich standen neun Acts im Vorentscheid "Unser Lied für Liverpool": TRONG, René Miller, Anica Russo, Lonely Spring, Will Church, Patty Gurdy, Ikke Hüftgold, Frida Gold und Lord Of The Lost. Am Vormittag musste das Duo Frida Gold seine Teilnahme jedoch aufgrund einer Erkrankung der Sängerin Alina Süggeler absagen. Die bis dahin abgegebenen Stimmen für Frida Gold im Onlinevoting wurden nicht gewertet.
Sieg noch "schwer zu greifen"
Nach zwei Stunden Show ist für LOTL-Sänger Chris Harms der satte Erfolg von 189 Punkten beim Deutschen Vorentscheid "gerade noch schwer zu greifen". Aber er sei erleichtert. Um das "Lebenselixir" Blut gehe es in ihrem Song "Blood & Glitter". Und am Schluss des Abends regnet es tatsächlich Glitter über Lord Of The Lost und die anderen, die ausgelassen zum Gewinnerlied tanzen. "Blood and Glitter, sweet and bitter / We're so happy we could die" - bitter wie diese Liedzeile war dieser Abend keineswegs für die Jungs aus Hamburg-St. Pauli - und gestorben sind sie auch nicht. Im Gegenteil: Mit ihrer Glamrock-Nummer - unterlegt von harten Klängen, einem Hauch von Rammstein, ganz viel Rauch und Flammen die aus dem Boden emporsteigen -, feiern sie einen "süßen" Sieg.
Will Church ist Liebling der internationalen Jury
Den Sieg verdanken LOTL vor allem den Televotern. 146 Punkte vom Publikum katapultieren die Dark-Rock-Band am Ende der Abstimmung an die Spitze. Der Zweitplatzierte Ikke Hüftgold erreicht mit seiner Ballermann-Nummer "Lied mit gutem Text" insgesamt 111 Punkte. Nach dem Voting der internationalen Jury liegt noch Will Church vorne, er entpuppt sich als Liebling von Ländern wie der Schweiz, Spanien oder Litauen. Doch vom Publikum bekommt der Sänger mit Hut für seine Ballade "Hold On" nur 21 Punkte. Ähnlich ergeht es René Müller mit "Concret Heart" und Anica Russo mit "Once Upon A Dream". Sie können bei den europäischen Jurys punkten, beim deutschen Publikum weniger.
TRONG erfüllt sich seinen ESC-Traum
Trotzdem wirkt an diesem Abend keiner wirklich traurig, denn für viele hat sich ein Traum erfüllt, einmal am deutschen Vorentscheid teilzunehmen. Da ist die Tanzmaschine TRONG, der den Abend mit "Dare To Be Different" eröffnet. In Vietnam ist der Sänger mit den lässigen Michael-Jackson-Moves längst ein Star. "Danke Deutschland, dass ich bei dir diesen Traum leben kann" - diese Zeile baut Trong am Schluss seines Popsongs ein. Und die Band Lonely Spring aus Passau singt in "Misfit" "Im Herz bin ich ein Außenseiter". Am Ende des Abends hat sich die Alternative-Rock-Band wie alle anderen in die Herzen des Publikums gesungen.
Musikalische Vielfalt und aufwendige Bühnenbilder
Alles in allem ist es ein Vorentscheid voller musikalischer Vielfalt: von K-Pop, über Punk und Folk bis Rock. Die Zuschauer erleben besondere Inszenierungen mit Lichteffekten und Pyrotechnik. Mal sind die Bühnenbilder aufwendig gestaltet, mit künstlichem Schilf, einem imposanten Felsen oder einer Gruppe Schaufensterpuppen. Ein anderes Mal sind die Auftritte schlicht aber schön in Szene gesetzt.
Gastauftritt von ESC-Star Ilse DeLange und The BossHoss
"Spannungsmäßig ist das nur durch das Liebesleben von Stefan Mross zu übertreffen" und "Große Brüste oder kleine Hunde machen die größten Quoten": Moderatorin Barbara Schöneberger führt in ihrer typischen Art und kessen Sprüchen durch den Vorentscheid. Als Sidekick begleiten sie Florian Silbereisen, Ricardo Simonetti und Ilse DeLange. Die niederländische ESC-Sängerin versüßt mit den Cowboys von The BossHoss und dem gemeinsmen Song "You" als Interval-Act die Wartezeit. Zu Gast ist außerdem Vorjahreskandidat Malik Harris - er lobt die Auftritte und erinnert nochmal daran, wie schwer es sei, im Fernsehen zu singen. Das findet auch die ehemalige deutsche Kandidatin Katja Ebstein, die im Publikum sitzt und begeistert von den Künstlerinnen und Künstlern ist: "Die sind alle so gut."
Votingsystem bei "Unser Lied für Liverpool"
50 Prozent der Punkte wurden von acht Jurys aus der Schweiz, den Niederlanden, Finnland, Spanien, Litauen, der Ukraine, Österreich und Großbritannien vergeben, die jeweils aus fünf Personen aus dem Musik- und Show-Business bestanden. Dadurch, dass beim Vorentscheid nur noch acht statt ursprünglich neun Acts an den Start gegangen sind, änderte sich die Punktevergabe beim Voting. Die acht Länderjurys vergaben 1, 2, 3, 4, 6, 8, 10 und 12 Punkte an die Titel. Im Vergleich zum gewohnten ESC-Punkteschema fehlten also nicht nur die 7, sondern auch die 5 Punkte. Insgesamt vergab die Jury 368 Punkte an die Acts.
Die anderen 50 Prozent der Punkte kamen vom deutschen Publikum und setzten sich zusammen aus den Votings während der Show per Anruf und SMS und dem Onlinevoting. Die gleiche Anzahl an Punkten, die von den internationalen Jurys verteilt wurden, wurde im prozentualen Verhältnis des deutschen Televotings auf die acht Songs verteilt.
Suche nach dem deutschen Act
Acht Acts waren zunächst für den Vorentscheid gesetzt und wurden ausgewählt von der ESC-Redaktion und einem beratenden Team aus nationalen und internationalen Musik-Expertinnen und Experten. Ursprünglich gab es 548 Einreichungen auf eurovision.de oder bei der NDR ESC-Redaktion direkt, die den Kriterien entsprachen. Künstlerinnen, Künstler und Bands konnten sich auch via TikTok bewerben. Ein weiterer Act wurde über ein Voting auf der Plattform gefunden. Ikke Hüftgold gewann die Abstimmung mit 52 Prozent der Stimmen und damit einen Platz im Vorentscheid.