Laura Tesoro ist Belgiens ESC-Teilnehmerin 2016
Nach dem hervorragenden vierten Platz für Loïc Nottet (und den wallonischen Sender RTBF) beim ESC 2015 wollte sich das flämische Fernsehen offenbar keine Blöße geben und kündigte schon kurz nach dem Wettbewerb in Wien ein völlig neues Vorentscheidungskonzept an, das um fünf Einzelkandidaten herumgestrickt werden sollte. Olivier Goris, Programmchef des Senders Éen, bezeichnete das neue Projekt als "Investition in eine hoffentlich langfristige und erfolgreiche Zukunft musikalischer Talente in Flandern". Tatsächlich setzte das neue Format nicht wie herkömmliche Castingshows auf Heerscharen williger Amateure, die für den Traum vom Plattenruhm ihre Seele verkaufen, sondern auf junge Musiker, die sich bereits bewiesen haben und den ESC dazu nutzen wollen, ihre bereits begonnene Karriere richtig ins Rollen zu bringen. Ein erfreulich professioneller Ansatz für die Vorentscheidungsshow "Eurosong 2016", aus der Laura Tesoro mit "What's The Pressure" als Siegerin hervorging.
Hitparadentaugliche Produktionen
Nachdem die fünf Kandidaten Adil Aarab, Astrid Destuyver, Tom Frantzis, Laura Tesoro und Amaryllis Uitterlinden sich in einer ersten Runde mit eigenständigen Interpretationen bekannter ESC-Beiträge bewiesen hatten (bemerkenswert: Astrids ungewöhnlich soulige Fassung von "Everyway That I Can" der Türkin Sertab Erener), stellten sie in der zweiten Sendung ihre Finalbeiträge vor. Spätestens jetzt wurde deutlich, dass die Ambitionen von Programmchef Goris nicht zu hoch gesteckt waren: Fünf durchweg zeitgemäße, hitparadentaugliche Pop-Produktionen waren den Interpreten auf den Leib geschrieben worden. Was jetzt noch fehlte, war die Bühnenperformance. Die wurde nun in der Finalshow vorgestellt - unter den nicht allzu strengen Blicken von Christer Björkman (schwedischer ESC-Delegationschef) und der belgisch-türkischen Sängerin Hadise, die zuvor noch ein Medley ihrer türkischen (!) Hits zum Besten brachte.
Absehbares Superfinale
Um auch ganz sicher den besten Beitrag für den internationalen Wettbewerb aus diesem Feld herauszupicken, wurde dem Fernsehpublikum eine internationale Jury zur Seite gestellt, die nach einem ausgeklügelten System aus Ländern kam, die Belgien traditionell sehr viele oder gar keine Punkte geben, oder aber einen besonders guten Riecher für die späteren Sieger haben. Beide Wertungen zusammen bestimmten die Kandidaten für das Superfinale, das nach einer knapp einstündigen Pause zwischen Tom Frantzis und der Vize-"Voice of Vlaanderen 2014" Laura Tesoro ausgefochten wurde. Da hier nur das Publikum entscheiden durfte, war relativ klar, wer das Rennen machen würde - Lauras Titel "What's The Pressure" hatte sich schon bei der Erstvorstellung als Zuschauerfavorit erwiesen. Für einen der ganz vorderen Plätze dürfte die Funk-Nummer in Stockholm allerdings weder musikalisch noch choreografisch stark genug sein.