Jendrik komponiert ESC-Song auf der Ukulele
Dass Jendrik keinen Kaffee trinkt, merkt man ihm nicht unbedingt an. Denn seine überbordende Fröhlichkeit, seine Unternehmungslust und sein Enthusiasmus sind ansteckend - und für viele erst nach sehr viel Koffein zu erreichen. Der 26-jährige Jendrik war Deutschlands Kandidat für den Eurovision Song Contest 2021 in Rotterdam. Seinen Song "I Don't Feel Hate" hat er selbst geschrieben. Und nicht nur das: Auch die Produktion des Musikvideos übernahm er in Eigenregie. Mit Jendrik stand ein künstlerisches Multitalent für Deutschland auf der ESC-Bühne. Im Finale erreichte der sympathische Künstler Platz 25.
Jendrik spielt in Musicals und mag viel Publikum
Jendrik Sigwart wird am 27. August 1994 in Hamburg geboren und hat vier Geschwister. Als Jugendlicher lernt er Klavier und Geige. Außerdem absolviert er vier Jahre lang ein Musical-Studium am Institut für Musik der Hochschule Osnabrück. Schon während seines Studiums beginnt er, in Musical-Produktionen aufzutreten. So spielt er etwa in "My Fair Lady", "Hairspray" und in "Peter Pan" die Titelrolle. Seitdem fühlt er sich auf der Bühne richtig wohl. Und er hat kein Problem damit, wenn ihm viele Leute zusehen: "Ab einer bestimmten Anzahl an Zuschauern kann man ausblenden, wie viele es sind. Bei zehn Leuten ist es schwerer. Denn da siehst du bei jedem einzelnen die Reaktionen", erklärt er in einem NDR Interview.
Bewerbungsclip überzeugt die Jurys
Seit Jahren schreibt Jendrik eigene Songs, so etwa auch das 2016 auf YouTube veröffentlichte "Dibdibidi". Fürs Komponieren nutzt er auch die Corona-bedingt auftrittsfreie Zeit im Sommer 2020. Als sein Song fertig ist, fasst er einen Entschluss: "Damit bewerbe ich mich, das muss zum ESC gehen. Und in den nächsten drei Jahren schaffe ich es, da auf der Bühne zu stehen!" Jendriks Traum von der ESC-Teilnahme wird noch früher wahr. Er stellt Making-of-Videos seines Clips auf die Social-Media-Plattformen TikTok und Instagram. In insgesamt 20 Teilen und einem längeren Final-Video filmt er unter dem Motto "How to make a Musikvideo", wie sein Bewerbungsclip für den ESC entsteht. Eines dieser Videos erreicht mehr als 250.000 Aufrufe. Sein fertiges Musikvideo kommt in die deutsche ESC-Auswahl und wird von einer 100-köpfigen Eurovisions-Jury und einer 20-köpfigen Expertenjury aus Musikprofis bewertet.
"Geh nicht einkaufen, du gehst zum ESC!"
Jendrik ist ESC-Fan. Seit Jahren sieht er den Wettbewerb mit Freunden und Familie. Am ESC gefällt ihm vor allem die große Diversität der Acts: "Was mich begeistert, ist die Vielfältigkeit. Dass jeder so sein kann, wie er will. Dass jeder auch crazy sein kann." Sein Lieblingssong aus dem Wettbewerb ist "Think About Things" der Isländer Daði og Gagnamagnið, die 2020 hätten teilnehmen sollen. Am wichtigsten sind Jendrik aber Freunde und Familie. Sie alle haben bei seinem Video-Dreh mitgeholfen und dafür etwa den Keller einer Kirche zu einem Filmstudio umgebaut. Als Jendrik Anfang Dezember einkaufen gehen will, um für seinen Freund zu kochen, überraschen ihn Delegationsleiterin Alexandra Wolfslast und ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber vor seiner Tür mit der guten Nachricht: "Geh nicht einkaufen, du gehst zum ESC!" Das kann Jendrik nicht lange für sich behalten und erzählt es seiner Familie und Freunden.
Jendrik schreibt Bachelor-Arbeit über die Ukulele
Ohne Ukulele Musik zu machen ist für Jendrik mittlerweile undenkbar - denn für ihn ist die Ukulele nicht einfach nur ein Instrument. Seine Schwester hatte sich als Kind eine Ukulele gewünscht, dann aber spielt doch nur Jendrik auf ihr und verliebt sich sofort in das Instrument. Diese Liebe geht so weit, dass er sie inzwischen mit 4.000 Strasssteinchen verziert hat - alle einzeln aufgeklebt. Sogar in seiner Bachelor-Arbeit an der Hochschule hat er sich musikwissenschaftlich mit der Ukulele auseinandergesetzt: "Es ist tatsächlich so, dass die Ukulele gute Laune verbreitet. Das ist wissenschaftlich bestätigt, aber subjektiv auch von mir", sagt er. Auch sein ESC-Song ist auf der Ukulele entstanden. Zwar nimmt Jendrik - wie auch einige andere aus dem ESC-Auswahlverfahren - noch an einem Songwriting-Camp teil, die Jurys entscheiden sich am Ende aber für seinen eigenen Song.