Erfolgreichste ESC-Siegertitel in deutschen Charts
Schon "Ein bisschen Frieden" reichte Sängerin Nicole für den ganz großen Erfolg: Im Jahr 1982 holte sie den ersten ESC-Sieg für Deutschland. Ihr Schlager hielt sich 26 Wochen in den Deutschen Charts, ist auch heute noch für viele Fans ein echter Ohrwurm. Es ist ein Megahit nach allen Maßstäben - und doch zeigt sich erst auf den zweiten Blick, warum Nicole und Songschreiber Ralph Siegel damals einen in der ESC-Geschichte besonderen Sieg errungen haben: Am Ende des Abends trennten Nicole 61 Punkte vom Zweitplatzierten Avi Toledano aus Israel.
Während bei einem 100-Meter-Lauf die Abstände zum Zweitplatzierten leicht zu ermitteln sind, ist es beim ESC das genaue Gegenteil: Die zahlreichen Änderungen bei Reglement und Punktevergabe erschweren die Sicht. Erst der Blick auf den prozentualen Abstand zeigt, wer historische Siege einfuhr. Und Nicole hielt ihren Rekordvorsprung 27 Jahre lang. Übertroffen wurde sie nur von einem einzigen Künstler.
Norwegen gewann mit dem größten Vorsprung
Erst Ende der 2000er-Jahre schaffte es wieder ein Künstler, eine überwältigende Anzahl von Punkten einzuheimsen: Mit dem Song "Fairytale" ließ Alexander Rybak 2009 in Moskau alle Konkurrenten weit hinter sich zurück. Den Kandidaten aus Norwegen trennten 169 Punkte von der Zweitplatzierten, Yohanna aus Island. Rybak gewann mit dem größten Vorsprung, den es beim ESC seit der Einführung des bekannten Zwölf-Punkte-Systems gab.
So hoch wie manche siegten, so knapp gewannen andere
Manche Siege waren haarscharf. Einmal musste sogar ein Schiedsrichter entscheiden: 1991 in Rom gab es zwei Künstler, die punktegleich auf dem ersten Platz lagen. Carola aus Schweden schaffte es auf 146 Punkte mit ihrem Song "Fångad av en stormwind" ("Gefangen in einem Sturm") - ebenso wie die Französin Amina mit "Le dernier qui a parlé". Frank Naef, Oberschiedsrichter der European Broadcasting Union (EBU), erklärte Carola zur Siegerin. Die Begründung: Carola sicherte sich mehr Höchstwertungen.
Erfolg beim ESC, Erfolg in den Charts?
Wer bei dem internationalen Musikwettbewerb zum Sieger gekürt wird, ist nicht immer auch kommerziell erfolgreich und stürmt die Charts. Einige Siegersongs sind längst vergessen. Höchstpunktzahlen aus bestimmten Ländern sind nicht gleichzeitig Garanten für einen Musikhit in diesen Nationen. Bestes Beispiel ist Alexander Rybak.
Aus 16 Ländern erhielt Rybak die begehrten zwölf Punkte. Auch Deutschland vergab seine Höchstpunktzahl an den Geige spielenden Künstler. Doch trotz des Rekordsieges zählt "Fairytale" in Deutschland noch nicht einmal zu den fünf erfolgreichsten ESC-Hits der vergangenen Jahrzehnte.
Ähnlich erging es einer bekannten Band: Mit "Walking On Sunshine" landeten Katrina and The Waves 1985 einen Welthit. Zwölf Jahre später folgte der Sieg beim ESC 1997 in Dublin - und zwar ein eindeutiger, der drittgrößte Vorsprung seit 1975. In die Top 10 der deutschen Charts schaffte es der Song allerdings nie.
ESC-Hits, die auch die Charts stürmten
Frieden, Menschlichkeit und Liebe: Nicht nur beim ESC war das Lied der damals 17-jährigen Nicole ein Renner. Zum Höhepunkt der Umwelt- und Anti-Atomkraft-Bewegung war die friedvolle Botschaft der Schülerin auch ein Chartstürmer. Ihr Titel "Ein bisschen Frieden" hielt sich von allen Siegersongs am längsten in den Top 10 der deutschen Charts.
Noch nicht einmal Lena löste Nicole hier ab: Mehrere Wochen führte Lena zwar die Single-Charts in Deutschland an. Doch Nicole hielt sich länger in den Top 10. Insgesamt war Lena aber länger in den deutschen Charts vertreten. Der Schützling von Stefan Raab hielt sich 41 Wochen in den Top 100. Dies schaffte kein anderer ESC-Künstler mit seinem Siegersong.
Céline Dions ESC-Siegertitel nicht einmal in den Top 100
Nur einem Kandidaten gelang bisher ein doppelter Erfolg: dem Iren Johnny Logan. Zwei Mal gewann er den ESC, zwei Mal schaffte er es mit seinen Songs auch unter die Top 10 der erfolgreichsten ESC-Hits in Deutschland. Es mag überraschen, welche Siegerin weniger erfolgreich mit ihrem ESC-Titel war: Céline Dion. Die Sängerin, die für die Schweiz antrat, gewann 1988 in Dublin mit nur einem Punkt Vorsprung zum Briten Scott Fitzgerald. Am Ende des Abends stand es 137 zu 136 Punkten. Ihr Lied "Ne partez pas sans moi" schaffte es jedoch nicht in die Top 100 der deutschen Charts.