ESC während Corona: Die Hygiene-Regeln von Rotterdam
Der Eurovision Song Contest 2021 ist so exklusiv wie lange nicht mehr. Viele Fans, Journalisten und freiwillige Helfer wollten nach Rotterdam - doch nur wenige durften. Die Europäische Rundfunkunion (EBU) hat ein umfangreiches Hygiene- und Sicherheitskonzept erstellt, um den ersten ESC unter Pandemie-Bedingungen möglichst ohne Erkrankungen über die Bühne zu bekommen. Dafür wurden personell überall Abstriche gemacht. So etwa bei den Delegationen, die nur aus 20 Leuten bestehen dürfen. Außerdem offensichtlich ist die Begrenzung des Pressezentrums: Statt normal 1.550 Journalisten sind nun 500 akkreditiert. Dafür gibt es erstmals die Möglichkeit, Proben und Pressekonferenzen auch online zu sehen. Das Pressezentrum in der Ahoy Arena ist riesig, aber wahnsinnig leer. Und auch die Zahl der freiwilligen Helfer wurde reduziert: 650 sind beim ESC in Rotterdam dabei. Beim ESC in Wien 2015 etwa waren es noch 800. Fans allerdings sind bei den Shows zugelassen. 3.500 getestete Menschen sollen den ESC in der Halle verfolgen können - als Teil einer wissenschaftlichen Untersuchung.
Ohne Corona-Test kein Einlass in die Ahoy Arena
Überhaupt sind Corona-Tests für alle, die in die Ahoy Arena wollen, obligatorisch. Mindestens alle 48 Stunden muss erneut ein negativer Corona-Test vorgelegt werden, sonst funktioniert die Akkreditierung für die Arena nicht mehr. Gegenüber des Ahoy-Komplexes haben die Organisatoren dafür ein großes Testzelt aufgebaut. In 30 Kabinen lassen sich hier alle Akkreditierten testen. Dazu zählen die Delegierten und die Künstler, die Presse, die Volunteers und alle, die zum Arena-Team gehören. Durchgeführt wird ein recht neues Verfahren: ein Pustetest. Nach einer ausgefeilten Atemchoreografie (fünfmal normal atmen, einmal tief einatmen und langsam ausatmen, noch einmal tief einatmen) kann man innerhalb von Sekunden auf das Coronavirus getestet werden. Leider funktioniert dieses Verfahren bei nur sehr wenigen sofort. Bei einem Großteil zeigt dieser Test noch ein unbestimmtes Ergebnis und es muss auf einen Schnelltest mit Nasenabstrich zurückgegriffen werden.
Arbeiten mit Abstand – keine Taxifahrten erlaubt
Wer in der Arena arbeitet, und nicht an einem Platz etwa in der Delegations-Bubble oder im Pressezentrum sitzt, muss eine FFP2-Maske tragen. Pressevertreter bekommen zu Beginn jedes Tages einen festen Tisch zugewiesen. Immer wieder gehen Leute herum und erinnern an den Mindestabstand von 1,50 Metern. Das Rotterdam Ahoy ist allerdings gut geeignet, um Abstand zu halten. Neben der Konzerthalle gehören zum Komplex mehrere große und weitläufige Messehallen. Für Delegierte ist es allerdings auch eine Herausforderung, überhaupt an die Halle zu kommen. Denn um die Bubble der getesteten Kontaktpersonen nicht zu verlassen, dürfen sie für Fahrten nur offizielle Transporte nutzen. Taxi oder U-Bahn fahren sind tabu, auch wenn es mit der U-Bahn etwa vom deutschen Hotel nur sechs Minuten zur Halle dauern würde. In der Stadt herumlaufen und in Geschäfte oder Gaststätten zu gehen, ist ohnehin verboten.
Die Künstler begegnen sich nur zufällig
Was bei einem ESC unter diesen Sicherheitsmaßnahmen natürlich ein bisschen zu kurz kommt, ist das Miteinander der verschiedenen Künstler aus den 39 Ländern. Das hat auch Jendrik bei seiner ersten Pressekonferenz beklagt: Er findet es schade, dass er den anderen Acts nur im Vorbeigehen oberflächlich "Hallo" sagen kann. Doch auch bei diesem ESC gibt es die besonderen Momente. Man trifft sich halt nicht abends im Euroclub, sondern nachmittags im Corona-Testzentrum. Dort begrüßte schon Ivana Nikolić von der serbischen Band Hurricane Jendrik freundlich an seinem ersten Tag an der Arena. Nach dem Corona-Test traf der Deutsche kurz auf dem Parkplatz noch auf die Isländer von Daði og Gagnamagnið, die zur gleichen Zeit im Testzentrum waren. Und beim Warten auf Interviews oder Anschlusstermine im Delegationsbereich kommt es auch vor, dass Stefania aus Griechenland mit Benny Cristo aus Tschechien und einigem Sicherheitsabstand gemeinsam die erste spanische Probe bejubeln. Klar ist es anders als sonst. Aber der europäische Gedanke lebt ganz klar auch in diesen Tagen in Rotterdam.