Benny Cristo - der tschechische Perfektionist
Fans und Jurys hatten sich entschieden: Benny Cristo hat den Vorentscheid "ESCZ" gewonnen und sollte somit die Tschechische Republik beim Eurovision Song Contest 2020 vertreten. Der Wettbewerb fand allerdings wegen der Coronakrise nicht statt. Benny Cristo bekommt 2021 eine neue Chance. Anders als sein letztjähriger Song "Kemama" klingt Benny Cristos Beitrag für 2021 etwas mehr nach Mainstream: "Omaga" ist poppiger, elektronischer. Dem Genre "Afro-Pop" bleibt der Sänger jedoch treu. Der Song ist in Zusammenarbeit mit Filip Vlček entstanden. Der Produzent wird auch in Rotterdam an Benny Cristos Seite sein. "Omaga" steht übrigens für "Oh my god" - der Song beschreibt die Reaktion auf eine Frau, der Benny Cristo gerne näherkommen würde.
Benny Cristo hat bereits zehnjährige Karriere
Benny Cristo kommt am 8. Juni 1987 als Ben da Silva Cristóvão in Pilsen zur Welt. Seine Mutter ist Tschechin, sein Vater kommt aus Angola. Seine Schwester arbeitet heute als Stand-up-Komikerin. Wie bei vielen ESC-Kandidaten beginnt auch seine Musikkarriere in einer Castingshow. In der Variante von "Pop Idol", die in der Tschechischen Republik und der Slowakei ausgestrahlt wird, erreicht er Rang sieben. Er covert Songs von ganz unterschiedlichen Interpreten wie John Legend, Pink und Frank Sinatra. Seitdem hat er sich eine Karriere in der tschechischen Musikszene aufgebaut. Sein erstes Album "Definitely Different" erscheint 2010, weitere folgen. Benny Cristo bewegt sich stilistisch zwischen Hip-Hop, R 'n' B und Popmusik und feiert 2013 mit "Bomby", einem Rapsong auf Tschechisch, einen seiner größten Hits. Insgesamt klickt sich das Video über 24 Millionen Mal auf YouTube. Benny Cristo singt auf Tschechisch und Englisch, er tritt überwiegend in seinem Heimatland und der Slowakei auf. 2019 gibt er sein bislang größtes Konzert vor 15.000 Zuschauern in Prag.
"Kemama"-Revamp wird vom Ex-ESC-Chef Tschechiens kritisiert
Rückblende: Benny Cristos vermeintlicher Song für 2020 wird schon im Januar veröffentlicht. Er und sein Team sind aber nicht zufrieden. Erst nach zwei sogenannten Revamps, in denen weiter am Soundmix des Songs gearbeitet wurde, steht die finale Version fest. Selbst für ESC-Verhältnisse sind zwei Veränderungen eher ungewöhnlich. Aber Benny Cristo will alles richtig machen. Er weiß, dass er nur eine Chance hat und will die Fans unbedingt auf seine Seite bringen.
Und so klingt "Kemama" klingt deutlich anders als "Bomby". Der Dancehall-Track verbreitet fast schon sommerliche, entspannte Stimmung. Das tat der Song auch schon in der ersten Version. Text und Melodie blieben auch nach dem Revamp, das in Kenia aufgenommen wurde, gleich. Das Produktionsteam tauschte allerdings ein paar Instrumente, sodass etwa eine E-Gitarre plötzlich sehr stark herauszuhören war. Für viele ESC-Fans passte die Musik nun nicht mehr zum Song. Es klinge, "als wenn zwei Songs gleichzeitig abgespielt werden", so einer von vielen kritischen Kommentaren bei Youtube. Selbst Jan Bors, bis 2019 tschechischer Head of Delegation, kritisiert den Revamp bei Twitter scharf: "Das passiert, wenn jemand plötzlich Revamp mit Remix verwechselt, den schlechtesten Mix abliefert und einen komplett anderen Song präsentiert, als den, der 'ESCZ' gewonnen hat."
Zweiter Revamp von "Kemama" ist endgültig
Benny Cristo ist verunsichert: "Ich hatte nie ein internationales Publikum und nun ist die Hälfte davon wütend." Schließlich reagiert er, veröffentlicht eine dritte Version nach der EBU-Deadline. Und er bedankt sich bei seinen Fans. Die Kritik habe ihm und dem Team geholfen, zu merken, dass der Song so noch nicht komplett sei: "Mit der Erlaubnis des EBU-Teams des Eurovision Song Contest konnten wir den Mix genau so fertigstellen, wie wir ihn wollten und sind nun zu 100 Prozent glücklich damit." Der Song klingt nun wieder etwas mehr wie in der ersten Version.
Benny Cristo holt Medaillen als Jiu-Jitsu-Kämpfer
Benny Cristo hat sich schon vor seiner vermeintlichen ESC-Teilnahme durch viel Kritik durchgekämpft. Und kämpfen kann er. Einerseits kämpft der vegan lebende Benny Cristo seit Jahren für die Rechte von Tieren, andererseits hat er selbst noch eine Karriere als Sportler. Vor seiner Musikkarriere war Benny Cristo professioneller Snowboarder, mittlerweile ist er seit Jahren Jiu-Jitsu-Kämpfer. International gewinnt er einige Titel - dazu gehört die Silbermedaille bei den Asienmeisterschaften 2016 in Japan im Mittelschwergewicht und Gold bei den Europameisterschaften ein Jahr später im Mittelgewicht. Beim ESC 2021 will er um den dritten tschechischen Finaleinzug in Folge kämpfen.