"ESC vor acht": Die Frage des Alters beim ESC mit eros atomus
In "ESC vor acht" blicken Alina Stiegler und Vorentscheid-Kandidat eros atomus auf das Alter der Kandidaten beim Eurovision Song Contest. Welche ESC-Kandidaten waren besonders jung, welche besonders alt? Antworten darauf hat auch "Dr. Eurovision" Irving Wolther.
Ist der ESC ein Wettbewerb für junge Nachwuchskünstler? Oder eher einer für alte Hasen? Beides stimmt, auch wenn mehr als die Hälfte aller ehemaligen Gewinner zum Zeitpunkt ihres Triumphes zwischen 20 und 30 Jahren alt war. Dabei hat sich im Laufe der Zeit einiges verschoben in Sachen Altersgrenzen - nach oben wie nach unten. In den Anfangsjahren waren die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler tendenziell etwas älter, weil die Volljährigkeit damals erst mit 21 Jahren erreicht war. Dies hinderte allerdings einige Länder nicht daran, auch Minderjährige ins Rennen zu schicken.
Jung, jünger, am jüngsten
So war die Italienerin Gigliola Cinquetti bei ihrem ESC-Sieg 1964 gerade einmal 16 Jahre alt und damit viele Jahre lang die jüngste Gewinnerin des Wettbewerbs. Bis 1986 eine gewisse Sandra Kim an den Start ging und in ihrem Song "J’aime la vie" sang, dass sie erst 15 sei. Tatsächlich stellte sich nach ihrem Sieg heraus, dass die Belgierin gerade mal 13 Jahre alt war. Das galt es erst einmal zu unterbieten - und das wurde es auch: 1989 ging mit Gili Netanel ein Zwölfjähriger für Israel an den Start. Die französische Teilnehmerin Nathalie Pâque feierte im gleichen Jahr ebenfalls ihren zwölften Geburtstag, allerdings erst nach dem Wettbewerb in Lausanne, sodass sie offiziell als jüngste ESC-Teilnehmerin aller Zeiten in den Geschichtsbüchern steht. Ganz richtig ist das allerdings nicht, denn schon 1985 hatte die damals achtjährige Lea Mei Frydensberg dem dänischen Duo Hot Eyes auf der Bühne in Luxemburg Schützenhilfe geleistet. Wie dem auch sei: Nach dem Auftritt von Nathalie Pâque wurde das Mindestalter von der Europäischen Rundfunkunion (EBU) auf 16 Jahre festgelegt, und das ist bis heute so.
Für den ESC ist man nie zu alt
Überraschenderweise sind Senioren auf der Bühne eher ein junges Phänomen. Zwar galt die Sängerin Lale Andersen, die Deutschland 1961 mit "Einmal sehen wir uns wieder" vertrat, lange als älteste ESC-Teilnehmerin aller Zeiten, doch bei ihrem Auftritt in Cannes war sie gerade einmal 58 Jahre alt. Abgelöst wurde sie 2008 schließlich durch den 75-jährigen kroatischen Sänger Ladislav Demeterffy, der unter dem Pseudonym 75 Cents gemeinsam mit der Band Kraljevi Ulice den Titel "Romanca" sang und zwei Jahre später verstarb. Danach purzelten die Altersrekorde nur so: 2012 betrat der 76-jährige Engelbert Humperdinck als bis dato ältester ESC-Teilnehmer die Bühne, um wenige Auftritte später von der 86-jährigen Natalja Pugachewa von den Buranowski Babuschki altersmäßig direkt wieder in den Schatten gestellt zu werden. Schon 2013 übertraf der damals 95-jährige Schweizer Emil Ramsauer als Teil der Band Takasa auch diesen Rekord wieder ein: Der 2021 verstorbene Musiker ist bis heute der älteste ESC-Teilnehmer aller Zeiten. Für eine ESC-Teilnahme ist man also nie zu alt.