Stand: 28.02.2018 00:01 Uhr

Schweizer ESC-Kandidat Ramsauer wird 100

Der damals 93-jährige Emil Ramsauer war Bandmitglied der schweizerischen Heilsarmee.
Emil Ramsauer war schon 95, als er 2013 am ESC teilnahm.

Dass der ESC nicht nur kulturverbindend und länderübergreifend, sondern ebenso brückenbauend über alle Generationen hinweg ist, verkörpert niemand so sehr wie der Schweizer Emil Ramsauer. 2013 in Malmö, als er mit der Schweizer Musikantenformation Takasa antrat, hatte er seinen 95. Geburtstag erst gut zwei Monate hinter sich. Und man dachte: Die Schweiz scheint ein sehr gutes Pflaster, um womöglich auch mihilfe des Eurovision Song Contest älter und sehr alt zu werden, das weiß nicht nur Lys Assia, die allererste ESC-Siegerin, die in Bälde ihren 94. Geburtstag feiern kann. Am 28. Februar 2018 vollendete Ramsauer sein 100. Lebensjahr.

Fit wie ein Turnschuh

Ramsauer war, als ESC-Fans ihn letztmals sahen, fast noch fit wie ein Turnschuh. Viele mögen sich noch erinnern: 2013 lief er, der noch immer Auto fährt, zum Verdruss seiner Kinder, die auch schon das Seniorenalter erreicht haben, in Malmö ohne Rollator durch die Hallenkomplexe, die Proben hatte er wach absolviert, das Halbfinale in der Gruppe Takasa als Zweiter von rechts am Kontrabass durchstehend.

VIDEO: Schweiz: Takasa - "You And Me" (3 Min)

"Heilsarmee" wird zu Takasa

Ramsauer hatte in jenen Tagen von Malmö einige Aufregung zu verdauen. Fast wäre seine Gruppe nicht in die südschwedische Hafenstadt gereist beziehungsweise hätte nicht fahren dürfen. Denn sie gewann zwar am Ende des Vorjahres die eidgenössische Vorentscheidung, aber dies unter dem Namen "Heilsarmee". Ein solcher, auf eine starke religiöse Neigung weisender Name war jedoch nach den EBU-Statuten verboten. Auch wurde nicht erlaubt, die Uniformen der Heilsarmee auf der Bühne zu tragen.

Biografie

Takasa: Schweizer Heilsarmee beim ESC

Die Schweizer mussten viel über sich ergehen lassen, um 2013 zum ESC reisen zu dürfen. Doch Namens- und einen Outfit-Wechsel haben nicht viel gebracht - Takasa scheitern im Halbfinale. mehr

Nun, die Schweizer willigten in einen Kompromiss ein: Der Name wurde in Takasa geändert - ein Wort aus dem Suaheli, das "reinigen" bedeutet. Außerdem trugen sie schließlich auf der Bühne blütenweiße Hemden, die sehr gereinigt aussahen, takasisch sozusagen. Ramsauer habe, so verriet er zuvor, die Performance als Auftritt seines Lebens empfunden. Leider reichte das Lied nicht fürs Finale, man endete sehr deutlich in der Vorrunde.

Feier in der Kirche

Sein 100. Geburtstag werde ein Festtag für den Musiker, so die Schweizer Zeitung "Blick". "Der Stadtpräsident und der Regierungsstatthalter werden auch dabei sein", frohlockt der Rentner im Interview. Das Fest sei in einer Kirche in der Gemeinde Thun geplant, nicht ganz unpassend angesichts des Lebenslaufes: Ramsauer wurde vor mehr als 80 Jahren Mitglied der Heilsarmee, er trinkt keinen Tropfen Alkohol - und er sagt: "Nicht der gesunde Lebenswandel, sondern Gott alleine entscheidet, wie lange das Leben dauern soll."

Dieses Thema im Programm:

NDR Blue | ESC Update | 24.03.2018 | 19:05 Uhr

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